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Feminismus

Frauenkurzmeldungen

Von Barbara Schulz | 28.10.2015

Frauenkurzmeldungen für den Monat Oktober 2015.

Für alle, die glauben, das Patriarchat habe abgedankt:

USA

Vergewaltigung ist ein Verbrechen, bei dem die Strafverfolgung durch vielerlei Hindernisse oft ausgebremst wird. In den USA, in Detroit, haben sich „rape kits“ – Sammlungen von Vergewaltigungsspuren – angesammelt, 11 341 unbearbeitete Proben fanden sich in einem Lagerhaus, die älteste 30 Jahre alt. Die Spuren stammen von angezeigten Fällen. Und mensch weiß aus Erfahrung, dass Anzeigen bei Sexualdelikten für die Opfer noch immer schambesetzt sind. Wie viele Taten hätten durch eine konsequente Untersuchung verhindert werden können? Strafverfolgung ist hier wirksame Prävention, statistisch vergeht sich ein Vergewaltiger durchschnittlich an vier Frauen! (Einen durchschnittlichen Vergewaltiger mag ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.) In Detroit sammelt eine afro-amerikanische Staatsanwältin Geld, um die unbearbeiteten Fälle noch vor der Verjährung zu untersuchen. Mit Erfolg! In 18 Fällen wurden die Täter ermittelt und verurteilt, 69 Fälle stehen kurz vor der Anklage, 569 Fälle müssen noch von den Ermittlern bearbeitet werden.

Indien

Eigentlich sind die Kasten in Indien aufgehoben, aber noch immer werden die Privilegien höherer Kasten gegen die Dalit, die niederste Kaste, verteidigt und sei es als Tradition, die wahrhaft archaisch ist. Den Töchtern einer den Dalit angehörenden Familie droht eine Massenvergewaltigung. So hat ein lokaler Dorfrat entschieden, der darin eine Verteidigung „alter Gebräuche und Traditionen“ sieht. Ein älterer Bruder der Mädchen ist wohl mit der Ehefrau eines Mitglieds der Jat-Kaste durchgebrannt, dafür sollen seine Schwestern sühnen. Die Regierung von Uttar Pradesh soll den Fall klären!

Lateinamerika

In Lateinamerika nehmen die Teenagerschwangerschaften zu, Mädchen unter 14 Jahren, die schwanger werden, sind nach Schätzungen für Chile zu etwa 70 Prozent Opfer von Vergewaltigungen. Aufsehen erregt hat ein Fall in Paraguay, wo eine Elfjährige ein Kind zur Welt bringen musste. Eine Abtreibung des wohl vom Lebenspartner der Mutter gezeugten Kindes wäre nur bei Lebensgefahr für die Schwangere, eine Elfjährige, legitimiert gewesen. Im vergangenen Jahr sind in Paraguay 680 Mädchen unter 14 Jahren Mütter geworden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schwangerschaften auf Vergewaltigung, in jedem Fall aber auf Missbrauch beruhen, ist gegeben.

Berlin

Und in Berlin marschierten am 19. September wieder die „Lebensschützer“ vom Bundesverband Lebensrecht im „Marsch für das Leben“ unter der Parole „Abtreibung ist Mord“ und wollten uns Mores lehren! Immerhin 3000 Menschen demonstrierten gegen die „Lebensschützer“.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien pflegt noch immer starke Formen der Einschränkung von Frauen im öffentlichen Leben. Frauen dürfen nicht Auto fahren, sie dürfen ohne die Zustimmung eines männlichen Vertreters der Familie – Mann, Bruder, Onkel – nicht reisen, nicht einer Erwerbsarbeit nachgehen, nicht zum Arzt gehen, kein Bankkonto eröffnen, ja nicht einmal einen Pass erneuern. Aber sie dürfen erstmals an den Kommunalwahlen teilnehmen, als Wählerinnen und als Kandidatinnen. Das heißt nicht, dass sie etwas zu bestimmen hätten, die Gewählten haben nicht einmal das Budgetrecht. Es wird aber dennoch von bewussten Frauen als ein Fortschritt angesehen. Und der ist ja bekanntlich eine Schnecke!

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