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Betrieb & Gewerkschaft

FORD-Genk-Köln: Europäische Solidarität

Von H. H. | 28.12.2012

Etwa 300 belgische Ford-KollegInnen waren im November nach Köln angereist, um gegen die Schließung ihres Werkes in Genk zu protestieren. Ihr Ziel war die Störung einer Sitzung des Europäischen Betriebsrats mit der Geschäftsleitung, bei der die Zukunft ihres Werkes auf der Tagesordnung stand. Trotz einer Beschäftigungssicherung bis 2020 will der Autokonzern das Werk in Genk bis 2014 schließen.

Etwa 300 belgische Ford-KollegInnen waren im November nach Köln angereist, um gegen die Schließung ihres Werkes in Genk zu protestieren. Ihr Ziel war die Störung einer Sitzung des Europäischen Betriebsrats mit der Geschäftsleitung, bei der die Zukunft ihres Werkes auf der Tagesordnung stand. Trotz einer Beschäftigungssicherung bis 2020 will der Autokonzern das Werk in Genk bis 2014 schließen.

Vor einem Tor entzündeten die belgischen KollegInnen ein kleines Feuer und Büchsen mit Knallkörpern, wie es bei ArbeiterInnenprotesten in Frankreich und Belgien üblicherweise die Regel ist. Als die Werksfeuerwehr ausrückte, zogen die Genker ArbeiterInnen durch das Tor, um ihre deutschen KollegInnen zur Solidarität aufzufordern.

Die mittlerweile alarmierte Polizei drängte die KollegInnen zum Tor zurück. Gegenüber der Presse wurde behauptet, zwei Polizisten seien verletzt worden. Es stellte sich heraus, dass zwei Polizisten wegen eines Taubheitsgefühls durch die Knallkörper ins Krankenhaus gefahren waren. Die Presse griff das gierig auf, und schnell war auch von zerbrochenen Scheiben die Rede. Zwei Werkschutzleute, mit denen wir sprechen konnten, wollten das jedoch nicht bestätigen.

Diese Vorkommnisse genügten, um einen Großeinsatz der NRW-Polizei auszulösen. Sie rückte mit weit über hundert Fahrzeugen an und schirmte die belgischen KollegInnen von der Kölner Belegschaft ab.

Bei nasskaltem Wetter mit Nieselregen wurden die belgischen KollegInnen über drei Stunden vor dem Tor eingekesselt. Ein dreifacher Polizeikordon sollte jegliche Solidarisierung verhindern. ­Kölner KollegInnen standen hilflos mit einer schnell herbeigeholten IG Metall-Fahne hinter dem Werks­zaun. Sie mussten hilflos mit anschauen, wie ihre belgischen KollegInnen wie Schwerverbrecher jeweils von zwei Polizeibeamten abgeführt wurden. In einem 30 Meter entfernt stehenden Polizeifahrzeug wurden sie verhört und dort fotografiert. Danach wurden sie dann ebenfalls unter Polizeibewachung einzeln zu ihren Reisebussen gebracht.

Sicherlich diente dieser völlig unverhältnismäßige Polizeieinsatz auch der Einschüchterung der MetallerInnen bei Ford-Köln. Die IG Metall hatte zwei Tage zuvor im Kölner Werk einen Aufruf zur Solidarität mit den belgischen KollegInnen verteilt.
Darin heißt es:

„Statt Europa kaputt zu sparen, brauchen wir solidarische Krisenlösungen und ein Programm für Wachstum und Beschäftigung. Arbeitnehmerrechte und Tarifautonomie dürfen in Europa nicht ausgehöhlt werden. Wir brauchen mehr Mitbestimmung in Europa für Arbeitnehmer und das europäische Parlament. Wir brauchen eine durchgreifende Regulierung der Finanzmärkte und die Verursacher der Krise müssen für die Krise zahlen.

Die europäische Krise und insbesondere die rapide sinkende Kaufkraft der Arbeitnehmer in Südeuropa  muss zur Begründung für Betriebsschließungen in der Autoindustrie herhalten. General Motors/Opel, FIAT, Peugeot und FORD planen Werksschließungen.
Die IG Metall Köln-Leverkusen ruft im Rahmen dieser europäischen Solidaritätsaktionen zur Solidarität mit den belgischen Kolleginnen und Kollegen des Ford Werkes GENK auf. Der Europäische FORD-Betriebsrat kritisiert die Werksschließung, die durch den Aufbau von Überkapazitäten erst verursacht wurde.
Für uns heißt Europäische Solidarität konkret Solidarität mit der FORD Belegschaft in GENK!"

Am 11. November fand in Genk eine eindrucksvolle Protestkundgebung mit 16.000 TeilnehmerInnen statt, darunter auch 700 KollegInnen aus Köln. Ob aus diesem kleinen Scharmützel ein ernsthafter Kampf wird, hängt von den gewerkschaftlich organisiertenKollegInnen in allen europäischen Standorten ab. Sie müssen der international agierenden Konzernleitung eine ebenbürtige Kraft gegenüberstellen.

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