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Betrieb & Gewerkschaft

Druckerei APM: Ausverkauf durch Gewerkschaften?!

Von D. Berger | 01.12.2006

Seit Monaten kämpft die Belegschaft der Alpha Print Medien AG gegen einen drohenden Verkauf. APM ist die einzige noch in Gewerkschaftshand befindliche Druckerei. Hervorgegangen ist die APM (apm) aus der Union Druckerei (Frankfurt/Main), die 2002 verkauft werden sollte. Als dies misslang, wurde die Druckerei 2003 liquidiert und es entstand der Nachfolgebetrieb APM AG mit deutlich weniger Beschäftigten (heute 170) in Darmstadt.

Seit Monaten kämpft die Belegschaft der Alpha Print Medien AG gegen einen drohenden Verkauf. APM ist die einzige noch in Gewerkschaftshand befindliche Druckerei.

Hervorgegangen ist die APM (apm) aus der Union Druckerei (Frankfurt/Main), die 2002 verkauft werden sollte. Als dies misslang, wurde die Druckerei 2003 liquidiert und es entstand der Nachfolgebetrieb APM AG mit deutlich weniger Beschäftigten (heute 170) in Darmstadt. Sie ist im Besitz der BGB, einer Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften IGM, Ver.di, Transnet und IG BAU.
Statt diesen Betrieb in eine langfristige Gewerkschaftsstrategie einzubauen, wurden Manager auf dem freien Markt angeworben. Die Folge: Seit 2003 wurden nacheinander vier Vorstände abgelöst und mit teuren Zahlungen abgefunden. Statt z.B. den Betrieb auf einem gewerkschaftseigenen Gelände in Dietzenbach zwischen Frankfurt/M. und Darmstadt anzusiedeln, hat man sich bei Burda in Darmstadt teuer eingemietet, einem seit Jahren bekannten knochenharten Gewerkschaftsfeind, der vor 10 Jahren in Darmstadt eine ganze Belegschaft auf die Straße gesetzt hat. Inzwischen wird ein Outsourcen der Lohnbuchhaltung vorbereitet usw.  Statt mit der Belegschaft gemeinsam den Betrieb zu führen, haben diese nicht gewerkschaftlich orientierten Vorstände beispielsweise auf ein kollektives Vorsprechen beim Betriebsrat mit Abmahnungen reagiert. Diese werden demnächst vor dem Arbeitsgericht verhandelt.

Seit dem Sommer gaben sich „Juristen und andere Betriebsfremde die Klinke in die Hand. Offensichtlich wird ein Verkauf der Firma vorangetrieben”, so die Betriebsratsvorsitzende  Petra Werkmann in einem Interview der jungen Welt vom 17.10.06. Da der Verkauf anscheinend nicht so einfach ist, ist nun vor kurzem ein Einzelkapitalist, der mit 12% beteiligt war, abgefunden worden (wahrscheinlich sehr teuer), um in den Verkaufsverhandlungen freiere Hand zu haben: Petra Werkmann: „Wir befürchten weitere Entlassungen. Vielleicht haben die Gewerkschaftsvorstände den Kaufinteressenten Druckaufträge über Jahre zugesagt.“
Die Belegschaft ist seit 2003 schon um 80 Beschäftigte geschrumpft (und hat auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet). Aber die Gewerkschaftsvorstände interessiert ganz offensichtlich das Schicksal der KollegInnen nicht und sie haben auch nichts übrig für die strategische Bedeutung eines Druckbetriebes in der Hand der Gewerkschaften

Jetzt will man sich wie von einer heißen Kartoffel auch von der apm trennen. Aber: Eine Gewerkschaft, die sich etwa bei Streikaufrufen, Streiknachrichten und ähnlichem von kapitalistischen Eigentümern abhängig macht, schränkt sich in der eigenen Handlungsfähigkeit ganz gefährlich ein.
Hoch motivierte Belegschaft
Den Gewerkschaftsbürokraten (und sonstigen „Modernisierern“) ist es gleichgültig, ob eine Belegschaft hinter dem Produkt steht, das sie fertigt. Die apm-KollegInnen sind überzeugte GewerkschafterInnen, die mit ihrem Engagement sicherstellen können, dass bei der Gestaltung der bestellten Produkte der erwünschte Zweck verfolgt wird, dass die Preisgestaltung, die Termineinhaltung (Prioritäten) usw. gewahrt bleiben. Als die Augustlöhne und -gehälter nicht bezahlt wurden, Transnet hatte seinen Beitrag an die BGB nicht überwiesen, streikten und demonstrierten die KollegInnen Anfang September vor der Transnet-Zentrale in Frankfurt.

 

Aus dem Aufruf des APM-Betriebsrats
„ …unsere Hauptaufgabe ist nach wie vor, Dienstleister für die Gewerkschaftsbewegung zu sein, im print- sowie im non-print-Bereich – und das wollen wir auch beibehalten! Unsere Gewerkschaften sind für uns nicht einfach nur Kunden, wir sind selbst Teil dieser Bewegung. Die Belegschaft hat eine hohe Identifikation mit den gewerkschaftlichen Zielen …
Wir halten es für fahrlässig – nicht nur als Beschäftigte der apm AG, sondern gerade auch als Gewerkschaftsmitglieder – die medienpolitische und publizistische Unabhängigkeit ohne Not aufzugeben und unsere Druckerei mitsamt ihren Gewerkschaftsaufträgen und allen Mitgliederdaten an wen auch immer zu verhökern. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist euch wohl bei dem Gedanke, Flugblätter, Streikaufrufe und ähnliches an Burda, Prinovis, Bertelsmann oder sonst wen zu vergeben?….Als potenzieller Investor ist zurzeit eine Finance Mangement GmbH aus Süddeutschland im Gespräch, eine Tochter eines amerikanischen Mutterkonzerns …
Die Zeit rennt, und im Moment nur gegen uns. Wir müssen den Ausverkauf unserer Druckerei verhindern. Dafür brauchen wir eure Unterstützung, denn ohne eine innergewerkschaftliche Kampagne für den Erhalt der apm AG wird die deutsche Gewerkschaftsbewegung bald die längste Zeit eine Druckerei gehabt haben. Das können und wollen wir nicht zulassen.
Mit solidarischen Grüßen, Kolleginnen und Kollegen der apm AG, Betriebsrat der apm AG, Petra Werkmann, Betriebsratsvorsitzende.
Betriebsrat@apm.ag “
Protest bitte an:

  • •  Hauptvorstand der TRANSNET
        Zentrale Frankfurt/Main
       Weilburger Straße 24
        60326 Frankfurt/Main
       Telefon: 069/7536-0
        Fax: 069/7536-222
        Email: presse@transnet.org
  • •   IG Metall Vorstandsbereich Finanzen und Controlling
        Eberhard Vetter
        Telefon: 069 6693-2310
        Fax: 069 6693-2511
        Email: fi@igmetall.de
  • •   IG BAU Bundesvorstand
        Telefon (069) 95 73 7 – 1 35
        Telefax (069) 95 73 7 – 1 38
        E-Mail: presse@igbau.de
  • •   ver.di     Bundesvorstand
        Paula-Thiede-Ufer 10
        10179 Berlin
        Telefon (0 30) 69 56 – 0
        Fax (0 30) 69 56 – 31 41
        Email: info@verdi.de

 

 

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