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Betrieb & Gewerkschaft

Der beispielhafte Kampf der LokführerInnen!

Von B.B. | 01.02.2008

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Der Streik der LokführerInnen ist erfolgreich beendet. An dieser Stelle wird eine erste Bewertung vorgenommen, der eine genauere Bilanzierung in der nächsten Ausgabe der Avanti folgen wird, wenn alle Einzelheiten vorliegen. Auch ohne das Abkommen zwischen der Bahn AG und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Einzelnen zu kennen, beläuft sich das Ergebnis auf  gut 9 % Lohnerhöhung, einschließlich eine Stunde Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich (was gut 2,4 % ausmacht).

Der Streik der LokführerInnen ist erfolgreich beendet. An dieser Stelle wird eine erste Bewertung vorgenommen, der eine genauere Bilanzierung in der nächsten Ausgabe der Avanti folgen wird, wenn alle Einzelheiten vorliegen.

Auch ohne das Abkommen zwischen der Bahn AG und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Einzelnen zu kennen, beläuft sich das Ergebnis auf  gut 9 % Lohnerhöhung, einschließlich eine Stunde Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich (was gut 2,4 % ausmacht).
Einmaliges Ergebnis
Die 9 % sind in der wirtschaftlichen, politischen und gewerkschaftlichen Landschaft der letzten Zeit ohne Beispiel:

  • –    Die LokführerInnen nutzten die gute wirtschaftliche Konjunktur voll aus, im Vergleich z. B. zur großen IG Metall, die für die KollegInnen der seit langem boomenden Stahlindustrie nur 8 % Lohnerhöhung fordert. Die Höhe kam hier nur durch das Beispiel der kleinen GDL zustande, deren Kampf auf andere Branchen ansteckend wirkt.
  • –    Ohne Absicht schlugen die LokführerInnen eine Bresche in die neoliberale Lohnerhöhungsablehnungsfront. Die Gewinnmeldungen der Konzerne wie die Steuermehreinnahmen des Staates entzogen den Aufrufen der Herrschenden zur Bescheidenheit den Boden. Die Hetze bürgerlicher Medien gegen den Streik zog nicht, ist doch das heutige reale Lohnniveau auf dem Stand von vor 20 Jahren, wozu noch Flexibilisierung und Arbeitszeitverlängerung kommen.
  • –    Die (offiziell) 11 % schlagen ungewollt eine Bresche in die Privatisierungspläne der Bahn AG. Mehdorn ist nur noch Chef auf Abruf.
  • –    Die GDL warf mit ihrem Streik indirekt die Frage nach Politik und Strukturen der Gewerkschaften auf. Unter scharfer Kritik der DGB-Gewerkschaften, die bei Transnet bis hin zum Streikbruch ging, öffnete sich die ursprünglich konservative GDL punktuell der Zusammenarbeit mit Gewerkschaftslinken und SozialistInnen. Die Frage nach dem Verhältnis der Linken zu den Gewerkschaften stellt sich neu.

Einige Fehler
So wichtig und positiv der Streik der LokführerInnen ist, stellt er doch nur einen Teilerfolg dar. Die GDL machte eine ganze Reihe Fehler, aus denen wir für zukünftige Kämpfe lernen sollten:

  • –    Die GDL hätte den Streik, der sie mit dem Bahnvorstand, der Bundesregierung, den Gerichten, dem Kapital und den etablierten Parteien konfrontierte, von Anfang an als politischen Streik begreifen müssen.
  • –    Wahrscheinlich hätte ein unbefristeter Streik im Dezember ein noch besseres Ergebnis erzielt und nicht eines, das insgesamt weit unterhalb der ursprünglichen Forderungen liegt.
  • –    Die Forderung nach einem eigenständigen Tarifvertrag, die anfangs die Verhandlungen zugunsten der GDL beflügelte, wurde mit der Annahme durch die Bahn AG zum Bumerang gegen die Forderungen nach Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung.
  • –    Die Basis wurde zu wenig in Entscheidungen einbezogen und es wurde leider weitgehend auf Streikversammlungen verzichtet.
  • –    Die GDL versuchte nicht offensiv genug, sich auf andere Bereiche auszudehnen.
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