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Kultur

Buchempfehlung: „Arabischer Frühling?“

Von Barbara Schulz | 21.09.2013

Buchempfehlung:
„Arabischer Frühling?
Alte und neue Geschlechterpolitiken in einer Region im Umbruch“

Mit den Umbrüchen im nordafrikanischen Raum und Westasien haben wir auch Umbrüche in den patriarchalen Strukturen erwartet. Frauen beteiligten sich aktiv an den revolutionären Prozessen. Aber: „Die arabischen Frauen haben deutlich ihre Verantwortung in der Revolution übernommen, doch dann gehörten sie zu den ersten Opfern der Konterrevolution.

Buchempfehlung:
„Arabischer Frühling?
Alte und neue Geschlechterpolitiken in einer Region im Umbruch“

Mit den Umbrüchen im nordafrikanischen Raum und Westasien haben wir auch Umbrüche in den patriarchalen Strukturen erwartet. Frauen beteiligten sich aktiv an den revolutionären Prozessen. Aber: „Die arabischen Frauen haben deutlich ihre Verantwortung in der Revolution übernommen, doch dann gehörten sie zu den ersten Opfern der Konterrevolution.

Dies ist keine Ausnahme in der Geschichte der Revolutionen“, so Huda Zein (S. 27).

Der vorliegende Band enthält wissenschaftliche Texte, vorwiegend von Frauen, zu den Ereignissen in Ägypten, Tunesien, Marokko, Syrien, zum Libanon, dem Jemen und zu Saudi-Arabien. Einige Texte befassen sich auch mit der Spiegelung in den Medien, mit künstlerischen Darstellungen, so eine Abhandlung über ein World Press Foto von 2011, das eine verschleierte Frau mit einem verletzten jungen Mann zeigt, ein Bild, das an die christlichen Pieta-Darstellungen erinnert. Ebenso gibt es eine Bilderfolge, die Frauen und Kinder vorwiegend bei Aktionen auf dem Kairoer Tahirplatz zeigt.

Die Mehrzahl der Texte stammt von Wissenschaftlerinnen oder Journalistinnen, an zwei Texten sind Männer beteiligt, einer davon befasst sich mit Rüstungsfragen. Alle Texte beziehen sich auf Fragen der Geschlechterpolitiken. Sie beschäftigen sich mit den verschiedensten Aspekten der Frauenbefreiung, Die unterschiedlichen Ansätze, die Hoffnungen und Erwartungen, aber auch schon die Rückschläge werden umfassend und facettenreich dargestellt.

In einem Bildanhang werden drei Beispiele des Umgangs mit dem weiblichen Körper dokumentiert. Die Künstlerin Alia Magda al-Mahdi stellte ein Nacktfoto von sich in ihren Blog. Hannah Wettig knüpft ihren Beitrag daran (S. 33 ff.). Samira Ibrahim klagte gegen die Entwürdigung durch den erzwungenen „Jungfräulichkeitstest“: Die Presse hat sich damit befasst und dieses Beispiel wird in einigen Texten aufgenommen. Besonders das Bild, das als Blue Bra Girl einen großen Raum in den Darstellungen einnimmt, zeigt die Brutalität und Schamlosigkeit der agierenden „Ordnungskräfte“. Wir bekommen einen Einblick in das Geschehen aus weiblicher Sicht.

Huda Zein zieht ein Fazit, sie schreibt: „So wie die Unterdrückung der Frauen die erste soziale Unterordnung in der Geschichte war, wird sich die Gleichberechtigung der Frauen im gesellschaftlichen Sinn als die letzte Emanzipation in einer Gesellschaft vollziehen, die sich auf dem Weg der umfassenden Befreiung befindet“ (S. 32). Es bleibt also Hoffnung!

Arabischer Frühling?
Alte und neue Geschlechterpolitiken in einer Region im Umbruch
Dagmar Filter u. a. (Hrsg.)
Erschienen 2013 im Centaurusverlag
353 Seiten
26,80 Euro

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