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Innenpolitik

„Boots­menschen“

Von Helmut Dahmer, Wien | 01.03.2009

Am 3. Dezember 2008 wurde am Flughafen Hannover-Langenhagen der Ankunft der ersten 163 Flüchtlinge aus Vietnam gedacht, die vor 30 Jahren mit einer Bundeswehrmaschine aus Malaysia abgeholt wurden.

Am 3. Dezember 2008 wurde am Flughafen Hannover-Langenhagen der Ankunft der ersten 163 Flüchtlinge aus Vietnam gedacht, die vor 30 Jahren mit einer Bundeswehrmaschine aus Malaysia abgeholt wurden.

Insgesamt kamen damals nach und nach 10.000 „Boat people“ nach Westdeutschland, und bei den Feierlichkeiten im letzten Dezember hieß es, diese karitative Aktion habe eine „Tradition“ begründet. Mit deren Fortsetzung aber hapert es. Noch immer sind Tausende von „Bootsmenschen“ unterwegs, auf der Flucht nicht vor den Vietcong, sondern vor Hunger, Armut und Bürgerkrieg. Manche kommen auf ihren brüchigen Kähnen durch, doch Hunderte Männer, Frauen und Kinder verdursten, verbrennen unter der Sonne oder ertrinken auf dem Seeweg nach Lampedusa beziehungsweise zur jemenitischen Küste. Immer wieder finden Touristen am Badestrand angeschwemmte Leichen. Kein Christian Wulff, kein Rupert Neudeck, kein „Cap Anamur“ hat sich bisher der „Boat people“ von heute angenommen, und noch niemand ist auf den Gedanken gekommen, die Flottillen, die seit Jahren zum Abfangen und Verscheuchen der Verzweifelten aus dem dunklen Kontinent eingesetzt werden, umzuwidmen und sie als sichere Fähren für die Afrika-Flüchtlinge zu nutzen.

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