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Betrieb & Gewerkschaft

ALSTOM: Milliarden für die Banken? Arbeitslosigkeit für uns? Nein!

Von LCR/RSB | 01.07.2003

ALSTOM steht vor der Zerschlagung. Die “neue Alstom” soll laut Oberboss Kron nur noch aus den Bereichen Kraftwerke und Verkehrstechnik bestehen. Alles andere soll verscherbelt werden.

ALSTOM steht vor der Zerschlagung. Die “neue Alstom” soll laut Oberboss Kron nur noch aus den Bereichen Kraftwerke und Verkehrstechnik bestehen. Alles andere soll verscherbelt werden.

Bereits am 12. März diesen Jahres hatte Kron einen verschärften Abbaukurs angekündigt. Er soll damit die Vorgaben der kreditgebenden Banken erfüllen. Diese wollen schnell Milliarden aus dem Verkauf von Konzernteilen kassieren.

Alstom ist durch überhöhte Abfindungen an die früheren Eigentümer Alcatel und Marconi, durch den Gang an die Börse, durch den Aufkauf vor allem der Kraftwerkssparte von ABB ohne ausreichendes Eigenkapital, durch schwere Managmentfehler und dadurch bedingte Qualitätsprobleme in eine Verschuldungskrise geraten. Krons Vorgänger Bilger hat alles das mit zu verantworten. Dafür wurde er auch noch mit 5,1 Millionen Euro Abfindung belohnt!
Arbeitsplatzvernichtung und Profitsteigerung
Die Ursachen für die Krise von Alstom liegen jedoch tiefer. Erstens hat sich die internationale Konkurrenz der großen Elektrotechnikkonzerne verschärft. Und zweitens regiert derzeit unangefochten in den Konzernen die kurzfristige Profitsteigerung um jeden Preis, die sich am Kasinokapitalismus der Börsen und Banken ausrichtet.

Kron, der Anfang 2003 als "Kostensenker" zu Alstom geholt worden ist, will die Konzernschulden von rund 5,3 Milliarden Euro bis 2005 halbieren. Gleichzeitig will er die Gewinnmarge von 4 auf 6 % erhöhen.

Opfer dieser Politik sollen vor allem die 112.000 Noch-Beschäftigten sein. Die Konzernleitung will die Lohn- und Gehaltskosten um rund 500 Millionen Euro pro Jahr senken. Das bedeutet die Vernichtung von etwa 10.000 Arbeitsplätzen. Beschleunigte zusätzliche "Kostensenkung", weitere Zerstückelung des Konzerns und Abstoßen von Konzernbereichen stehen auf Krons Programm. Es stellt sich die Frage, was von Alstom und unseren Arbeitsplätzen noch übrig bleiben würde, wenn die Konzernleitung ihr Vorhaben umsetzen könnte.
Was tun?
Gegen diesen zerstörerischen Kahlschlagkurs ist massiver Widerstand an den einzelnen Standorten, auf nationaler und auf internationaler Ebene angesagt. Die Aktionstage in Frankreich am 5. Juni und in Deutschland am 23. Juni waren Schritte in die richtige Richtung. Die Klage des Euro-Betriebsrats gegen Alstom wegen Missachtung der Informationspflicht kann helfen, Zeit zu gewinnen. Die heutige Demonstration in Paris stellt einen wichtigen Meilenstein im Kampf für unsere Arbeitsplätze dar. Aber alles dies wird nicht ausreichen, um die Konzernleitung zu stoppen.

Wir müssen die Gegenwehr verstärken, um in der Öffentlichkeit noch mehr Gehör zu finden und um den Druck auf Kron und Co. weiter erhöhen zu können.

Wir müssen nach dem 2. Juli – spätestens im Herbst – einen gemeinsamen internationalen Aktionstag an möglichst allen Standorten organisieren. Damit können wir zeigen, dass wir nicht auf die Salamitaktik der Konzernleitung hereinfallen. Wir müssen grenzüberschreitende Aktionen organisieren. Zum Beispiel auf der Europabrücke in Straßburg. Am Sitz des Europarlaments könnten wir einfordern, dass in Europa Konzerne wie Alstom die Rechte der ArbeiterInnen nicht weiter missachten dürfen.
Widerstand!
Eine Betriebsbesetzung an einem der Standorte, die wie Belfort oder Mannheim von den Abbauplänen besonders betroffenen sind, würde nicht nur großes Aufsehen erregen. Sie könnte ein weithin wahrnehmbares Zeichen setzen. Sie würde die Entschlossenheit, unsere Arbeitsplätze zu verteidigen, unterstreichen.

Wenn ein traditionsreicher Konzern wie Alstom zerschlagen werden soll, müssen wir über neue Forderungen nachdenken. In den Gewerkschaften müssen wir verlangen, dass sie mit ihrer oft national bornierten und "sozialpartnerschaftlichen" Ausrichtung brechen.

Von der Politik müssen wir fordern, dass sie dem irrwitzigen Treiben der Konzerne und Banken Einhalt gebietet. Produkte der Kraftwerks- und Verkehrstechnik sind gesellschaftlich notwendig. Wenn Management, Eigentümer und Kreditgeber einen Konzern wie Alstom zerstören, ist die öffentliche Hand gefordert. Es ist gesellschaftlich und wirtschaftlich wesentlich sinnvoller, Arbeitsplätze zu erhalten als noch mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit zu zwingen.

Verbot aller Entlassungen!

Unser Leben ist mehr wert als ihre Profite!

Résistance – Widerstand! Alle gemeinsam!

Das gemeinsame Flugblatt von LCR (Frankreich) und RSB wurde bei der internationalen Kundgebung der KollegInnen von Alstom in Paris und außerdem vor Alstom in Mannheim verteilt.

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