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Länder

Afghanistan: Der Mythos der Frauenrechte

Von M. Anwar Karimi | 01.05.2010

Fast 120 000 ausländische Truppen sind im Lande, aber sie haben es nicht geschafft, die Schulen für Mädchen vor den Toren Kabuls zu sichern. Die angeblichen Millionen Dollar für Frauenrechte-Projekte fließen in die Taschen korrupter lokaler und internationaler NGOs und landen von dort auf privaten Konten in den Geberländern Westeuropas und der USA.

Fast 120 000 ausländische Truppen sind im Lande, aber sie haben es nicht geschafft, die Schulen für Mädchen vor den Toren Kabuls zu sichern. Die angeblichen Millionen Dollar für Frauenrechte-Projekte fließen in die Taschen korrupter lokaler und internationaler NGOs und landen von dort auf privaten Konten in den Geberländern Westeuropas und der USA.

Trotz der westlichen Medienpropaganda und der verbalen Zusagen seitens der afghanischen Regierung für die Gleichstellung der Geschlechter in der Verfassung gibt es nur eine Ministerin unter 27 Kabinettsmitgliedern. Nur 12% aller Beamten (insgesamt ca. 500 000) sind Frauen und die arbeiten in aller Regel in Unterstützungs-Positionen wie Sekretariat, Schreibkräfte. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten in anderen staatlichen Stellen ist ebenfalls minimal.
Die Lage der Frauen
Siebenhundert Kinder (unter 5 Jahren) und 50 bis 70 Frauen sterben täglich aufgrund mangelnder Gesundheitsversorgung. Die Kinder- und Müttersterblichkeit ist immer noch sehr hoch: 1 600 bis 1 900 von 100 000 Frauen sterben bei der Entbindung. Die Lebenserwartung der Frauen liegt unter 45 Jahren.

95 Prozent der Frauen in Afghanistan leiden an Depressionen. 80 Prozent der Heiraten werden nach wie vor erzwungen. 54 Prozent der neugeborenen Kinder sind unterentwickelt. Nur eins von fünf Mädchen besucht die Grundschule, eins von 20 Mädchen besucht eine aufbauende, eine Secondary School. 5 Millionen junge Mädchen und Jungen (fast die Hälfte aller schulfähigen Kinder) sind vollkommen von jedem Schulbesuch ausgeschlossen. Die UNICEF sagt, dass 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen keinen Schulzugang haben.

Um das Dilemma noch deutlicher zu verstehen, muss man den Fahrplan der afghanischen Frauen von 2001 bis zur Gegenwart skizzieren. Im Jahr 2001, als die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan die Taliban-Regierung stürzten, verkündeten sie in der ganzen Welt, dass sie die afghanischen Frauen befreit haben.

Aber das war eine allzu vereinfachende Darstellung einer sehr komplexen Situation. Die Bedingungen, unter denen Frauen im September 2001 lebten, wurden nicht allein durch die Taliban-Regierung geschaffen, auch wenn sie im Rahmen ihres Regimes verschlechtert wurden.

Das Gender-Konzept oder das von westlichen Ländern entwickelte Konzept der Gleichberechtigung der Geschlechter auf bürgerlicher Basis, das in unterentwickelte Länder wie Afghanistan exportiert wurde, berücksichtigen nicht die brutale Realität der Verhältnisse in diesem Land. Die Probleme und Herausforderungen, mit denen die Frauen in Afghanistan täglich und seit Jahrhunderten konfrontiert sind, werden einfach ignoriert und stattdessen werden Showprojekte durchgeführt, wie die Wahl der Ehefrauen der Warlords ins Parlament.

Mehr als 85% der Afghanen leben in den ländlichen Gebieten, und doch wird diese große Mehrheit in der Regel bei der Planung von Entwicklungsprogrammen auf regionaler und nationaler Ebene zugunsten der gebildeten städtischen Elite ignoriert. In den angeblichen Entwicklungsprojekten wurde auch versäumt, die Auswirkungen von Krieg und Instabilität auf den Beruf und das Erwerbsleben sowie auf die afghanischen kulturellen Praktiken zu berücksichtigen.
Frauenbewegung
Obwohl Frauen in der linken Bewegung Afghanistans keinen nennenswerten Platz hatten, ist es einer relativ kleinen Organisation, RAWA, gelungen, sich international einen Namen zu machen. RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan) wurde 1982 im pakistanischen Exil (nicht 1977 in Kabul in Afghanistan, wie auf der Homepage von RAWA, www.rawa.org, behauptet wird) als Frauenorganisation der maoistischen Afghanistan Liberation Organisation (a-l-o.maoism.ru) gegründet.
Ihr Programm ist aber linksliberal und beansprucht nicht Sozialismus als Ziel der Bewegung. Sie behauptet für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit zu kämpfen und für den Aufbau einer sozialen und demokratischen Regierung in Afghanistan. Sie betreibt massive Propaganda gegen Mudschahedin, Warlords, Taliban und gegen die NATO- Präsenz in Afghanistan.
Aber aufgrund ihres zu schwachen Einflusses in der ländlichen Bevölkerung fehlt ihr eine wirkliche Massenbasis, und deswegen ist sie außerhalb Kabuls fast unbekannt.

International hat sie gute Verbindungen zu sozialistische Parteien Westeuropas, insbesondere zur Sozialistische Partei Frankreichs. Ihre Mutter-Organisation (ALO) hat ihre stalino-maoistische Haut noch nicht abgeworfen und beharrt immer noch auf alten Dogmen.

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