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Länder

„Lecks“ und die gescheiterte Kriegspolitik der USA

Von M. Anwar Karimi | 01.09.2010

Die Veröffentlichung von mehr als 78 000 Geheimdokumenten des Pentagons zum Verlauf des Krieges in Afghanistan durch WikiLeaks am 25.07.2010 bestätigt das gewaltige Ausmaß des Verbrechens der USA und ihrer NATO-Partnerländer sowie ihrer afghanischen Hilfstruppen.

Die Veröffentlichung von mehr als 78 000 Geheimdokumenten des Pentagons zum Verlauf des Krieges in Afghanistan durch WikiLeaks am 25.07.2010 bestätigt das gewaltige Ausmaß des Verbrechens der USA und ihrer NATO-Partnerländer sowie ihrer afghanischen Hilfstruppen.

Vor allem die Enthüllungen über das brutale Vorgehen der Einheiten aus 49 Ländern gegen schutzlose afghanische Zivilist­Innen haben zu großer Unruhe in den westlichen herrschenden Eliten und ihren Marionetten in Afghanistan und Pakistan geführt.
Die Veröffentlichung erhöht den politischen Druck auf die Kriegspolitik der imperialistischen Mächte, weil damit die Widersprüche zwischen den offiziellen Aussagen und den Realitäten offenbar werden. Es ist ein herber Verlust an Glaubwürdigkeit, insbesondere was Pakistans Rolle in diesem Krieg angeht.

Die Dokumente belegen Tausende von lokalen Zwischenfällen, gezielten Tötungen der Aufständischen und Massaker an Zivilist­Innen durch die US-Armee und andere NATO-Truppen. Es sind eindeutige und schwerwiegende Beweise für die US- und NATO-Kriegsverbrechen in Afghanistan. Der Wikileaks-Gründer Julian Assange machte in einem Interview deutlich, dass das Material ein Schlaglicht auf die alltägliche Brutalität und das Elend des Krieges wirft. Es liegt jetzt in der Händen der internationalen Gerichte, die Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Von sich aus werden diese Instanzen aber sicherlich nicht aktiv werden. Dazu muss von den Kriegsgegner­Innen sicherlich noch bedeutend mehr öffentlicher politischer Druck aufgebaut werden.
Manche der dokumentierten Ereignisse sind sehr dramatisch. Überwiegend aber sind es nüchterne militärische Berichte, die unter anderem das lässige Töten von Zivilisten weit entfernt von den Kampfgebieten sowie Nachtüberfälle durch Spezialeinheiten belegen, die ohne jede rechtliche Grundlage und skrupellos durchgeführt worden sind.
Pakistans Verwicklung
Politisch sehr brisant ist der in den Dokumenten erbrachte Beleg für die starke politische und materielle Unterstützung der Aufständischen durch Pakistan. Das zeigt, dass Pakistan die Politik der USA in Afghanistan trotz vieler Bekundungen nicht wirklich unterstützt. Vor allem die hier dokumentierten Geheimberichte über Generalleutnant Hamid Gul, den Direktor des Inter-Services Intelligence (ISI, Pakistans Militär-Geheimdienst), in den späten 1980ern, zeugen von der ideologischen Nähe entscheidender Machtkreise Pakistans zu den Fundamentalisten in Afghanistan. Der ISI arbeitet weiterhin auf Befehl der heutigen pakistanischen Zivil- und Militärmachthaber mit den Kommandeuren der Aufständischen zusammen, die loyal gegenüber Mullah Omar oder Jalaluddin Haqqani oder Gulbuddin Hekmatyar-Gruppen sind, und organisiert logistische Hilfe für Aufständische und plant sogar
Attentate auf Karzai!
Die Dokumente lassen auch deutlich werden, wie sehr amerikanische Militärs und Regierungsbeamte Pakistans Absichten misstrauen. Sie zeigen, dass der ISI über Jahre die afghanischen Aufständischen mit verborgener Hand geführt hat. Paradoxerweise erhält Pakistan mehr als 1 Milliarde US-$ pro Jahr aus Washington für seine Hilfe zur Bekämpfung von Aufständischen.
Die pakistanische „Hand“ in Afghanistan ist eine der größten politischen Schwächen der Barack -Obama-Administration, weil damit die Fähigkeiten der politischen und nationalen Sicherheitselite in Frage gestellt werden. Sie sind nicht umsonst darüber besorgt, dass sie wahrscheinlich keinen Erfolg in diesem Krieg haben werden.

Der afghanische Präsident Hamid Karzai nutzte geschickt die Veröffentlichung und erklärt die Existenz pakistanischer Terrorlager als das primäre Problem seiner Regierung. „Unsere Bemühungen gegen den Terrorismus werden keine Wirkung haben, solange diese Rückzugsgebiete und Unterstützungsquellen erhalten bleiben“, sagte Karzai. Aber Pakistans Politik für Afghanistan oder besser gesagt die Destabilisierung Afghanistans durch entscheidende pakistanische Machtkreise, die sogenannte Afghan Policy, die unter anderem auch die Unterstützung für Aufständische jeder Couleur beinhaltet, ist seit Anfang 1970 unter dem damaligen Premier­minister Zulfikar Ali Bhutto fix­iert worden und gehört zu den Tabuthemen der pakistanischen herrschenden Eliten.
NATO raus aus Afghanistan!
Julian Assange und das WikiLeaks-Team haben mit der Veröffentlichung dieser Dokumente (weitere 15  000 sind angekündigt), die die Widersprüche und Lügen in diesem verbrecherischen imperialistischen Krieg mit Tausenden von Todesopfern belegen, mutig und politisch gut gehandelt. Dies kann die Opposition gegen den Afghanistan-Krieg in den wichtigen NATO-Ländern (darunter Deutschland) nur stärken.

Heute schon sind bereits über 70 % der Bevölkerung für einen sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Daraus müssen sich aber auch konkrete Antikriegs-Aktivitäten einer wachsenden Zahl von Menschen ergeben, sonst wird es bei unwirksamen Meinungsäußerungen bleiben.

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