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Geschichte und Philosophie

Unser Genosse Peter von Oertzen ist gestorben

18.03.2008

Wie gestern [am 17. März 2008] bekannt wurde, ist Peter von Oertzen, der sich seit vielen Jahren eng mit unserer Bewegung verbunden gefühlt hat, am Sonntag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren gestorben.

Peter stammt aus einer konservativen adligen Familie – und verstand sich bis zu seinem Lebensende als kritischer Marxist.

"Kleingruppen" wie unsere hat er interessant gefunden und immer viel mit uns zusammengearbeitet und diskutiert, aber stets die Arbeit in den Massenorganisationen der Arbeiterbewegung wichtiger gefunden (und alternativ gesehen zur Bildung eines Kerns auf einem marxistischen Programm). Ohne dass er in dieser Periode des "Entrismus" Mitglied unserer Strömung gewesen wäre, hat er in den 1950er und 1960er Jahren mit vielen aus unserer Strömung eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet; die Gruppe oder Vorläuferorganisation der internationalen sozialistischen linken (isl) hat damals unter den Bedingungen der Adenauer-Republik, des Kalten Kriegs mit dem KPD-Verbot und der absoluten Hegemonie der Sozialdemokratie in der Arbeiterbewegung in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und in deren Jugendorganisationen gearbeitet haben, um die linken Flügel zu beeinflussen und für revolutionäre marxistische Ideen zu gewinnen.

Später, nach dem Entstehen der APO und der antiautoritären Bewegung und dem Entstehen der "Neuen Linken" der 1970er Jahre sowie der Gründung der GIM, hatten auch einige Jüngere von uns in der Periode seit 1969/1970 immer mal wieder gute und intensive Gespräche mit ihm.

Als die WASG entstand, war Peter mit von der Partie, aber leider bereits zu krank, um aktiv auf das Geschehen Einfluss nehmen zu können. In dieser Zeit ergaben sich aber wieder mehr Gelegenheiten, mit ihm intensive Dialoge zu führen.

Zuletzt hat er abwechselnd von "ihr" und "wir" gesprochen und sich sehr eng mit dem Denken und den Aktivitäten von Ernest Mandel und der Vierten Internationale verbunden gefühlt.

Wilfried, 18. März 2008

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Nachdem er 2005 zu Zeiten von Gerhard Schröder als Parteivorsitzender und Kanzler nach so vielen Jahren der Parteimitgliedschaft und der Arbeit im Parteivorstand mit der SPD gebrochen hatte, äusserte er sich in einem Interview:

Bei Ihrem 80. Geburtstag lobte er [der damalige SPD-Generalsekretär Benneter] Sie als "ideenreichen Vordenker, Vorausdenker".

Diese Ehrungen brauche ich nicht.

Wie war denn das für Sie, als Sie das Parteibuch zurückgaben?

Ich habe meine zwei Parteibücher nochmals angeschaut, und dann kamen Erinnerungen an meine verstorbene Frau hoch. Sie hat mich immer ein bisschen gezwickt und gesagt: "Untersteh dich, vor mir zu sterben! Du kratzt ab, liegst dann im Frieden in deiner kühlen Kuhle, und ich muss mich mit dem Rest rumquälen. Mit meinem und deinem Rest!" Diesen freundlichen Spott fand ich erfrischend. Tja, und jetzt? Jetzt liege ich hier mit meinem Rest. Der Gedanke an den Tod ist bedrückend. Was sage ich dazu? Ich habe jedenfalls keine Angst vor der Strafe für meine Sünden. Ich finde, die Personnage da oben ist zu einer gewissen Duldsamkeit verpflichtet. Es gibt schlimmere Sünder, die auf der Erde rumlaufen. Die muss man strafen – spätestens nach ihrem Ableben.

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Ein paar Informationen über Peter von Oertzen im Internet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_von_Oertzen

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