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Betrieb & Gewerkschaft

Widerstand bei ALSTOM verhindert Entlassungen

Von H.N. | 01.04.2006

Im März 2005 verkündete das ALSTOM-Management einen weiteren Personalabbau im Mannheim-Käfertaler Werk. Das löste heftige Proteste von Betriebsrat und Belegschaft aus.

Im März 2005 verkündete das ALSTOM-Management einen weiteren Personalabbau im Mannheim-Käfertaler Werk. Das löste heftige Proteste von Betriebsrat und Belegschaft aus.

Neben der Schließung kompletter Abteilungen in Produktion und Planung (Generatorenbau, Generatorenkonstruktion, Wasserkraftwerke, Hochtemperatur-Teile für Gasturbinen) sollten massive Stellenstreichungen in den übrigen Bereichen der Kraftwerkstechnik und der allgemeinen Dienstleistungen durchgesetzt werden. Dadurch wäre das Überleben des Werkes auf längere Sicht unmöglich geworden.
Proteste
Gegen die Abbaupläne setzten Betriebsrat und Vertrauenskörper auf einen ideenreichen Widerstand. Höhepunkt der zahlreichen Protestaktionen war sicherlich die letzte Aprilwoche 2005. Eine fünf Tage dauernde Betriebsversammlung und tägliche Demonstrationen in die Innenstadt machten das Mannheimer Motto “Abbau stopp!” populär.
Der Betriebsrat forderte insbesondere den dauerhaften Erhalt aller Arbeitsplätze und Kompetenzen des Werkes. Ferner trat er für den Aufbau neuer Beschäftigungsfelder im Bereich der umweltverträglichen Energieerzeugung ein.
Kompromisse
Im Januar 2006 einigte sich eine Arbeitsgruppe des Aufsichtsrats der deutschen ALSTOM Power AG auf mehrere Eckpunkte. Sie dienen als Grundlage für die Verhandlungen über eine weitere Betriebsvereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung, die gegenwärtig zwischen Betriebsrat und Kapitalseite geführt werden. Der Mannheimer Dampfturbinenbereich soll demzufolge aufgewertet werden. Der Sektor Wasserkraftwerke würde durch einen neuen Bereich Kraftwerksleittechnik ersetzt und die europäische Fertigung bestimmter Teile (Lager und Lagerböcke) soll in Käfertal konzentriert werden. Alle anderen bedrohten Abteilungen bleiben demnach erhalten, allerdings mit Ausnahme der Generatorenfabrik. Sie soll nach 2007 geschlossen werden. Diese weitere Schwächung des Produktionsbereiches ist ein entscheidender Minuspunkt des Kompromisses.
Skepsis
Insgesamt sollen rund 180 weitere Arbeitsplätze in den nächsten Jahren wegfallen. Im Jahr 2010 würden dann nur noch etwas mehr als 1500 KollegInnen bei ALSTOM Mannheim arbeiten. Als Ersatz für die entfallenden Stellen sollen 100 bis 150 industrielle, tarifgebundene Arbeitsplätze außerhalb des Konzerns geschaffen werden. Zudem sollen betriebsbedingte Kündigungen für KollegInnen der Produktion sowie für Beschäftigte der neuen Betriebsstruktur bis zum 31.12.2010 ausgeschlossen werden. In nicht unwichtigen Teilen der Belegschaft ist dieser Kompromiss mit Skepsis aufgenommen worden. Aufgrund des bedeutenden Widerstands im letzten Jahr und angesichts des erneuten Aufschwungs am Kraftwerksmarkt hatten manche KollegInnen mehr erhofft.
Erfahrung
Dennoch hat sich erneut die alte Erfahrung bestätigt: Wer nicht kämpft, der hat schon verloren! Es ist schon jetzt sicher, dass in den kommenden Monaten und Jahren weitere Angriffe der Konzernleitung auf Betriebsrat und Beschäftigte zu erwarten sind.

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