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Erklärung des RSB: Stoppen wir gemeinsam TerroristInnen und RassistInnen

Von RSB | 21.01.2015

Nur wenige Stunden nach den grausamen Mordtaten in Paris melden sich die „Verteidiger der abendländischen Kultur“ und nutzen den allgemeinen Schrecken, um ihre rassistische Hetze gegen den Islam zu legitimieren. In unheiliger Meinungs-Allianz versammeln sich VertreterInnen der PRO-Bewegung, der NPD, PEGIDA und andere -idas um ihren menschenfeindlichen Ansichten mit dem Stempel der „redlichen MahnerInnen“ zu versehen.

Aber ihr Gedankengut ist gar nicht so stark von dem der jihadistischen TerroristInnen unterschieden. Beide teilen ein zutiefst reaktionäres Weltbild, das Menschen nach (realer oder zugeschriebener) Zugehörigkeit zu einer Kultur oder Religion unterscheidet. Durch diese Zuschreibungen werden Menschen bei beiden scheinbar gegensätzlichen Lagern auf – oder abwertet. Beide teilen einen Hass auf die Folgen der Weiterentwicklung der globalisierten kapitalistischen Welt. Beide lasten diese Veränderungen der jeweiligen anderen Seite an. Wenn Pägida-Organisatoren behaupten, sie würden „für die Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur“ auf die Straße gehen, so ist diese Motivation spiegelbildlich auch in der islamischen Welt weit verbreitet. Nur wird dort für Erhaltung und Schutz der moslemisch geprägten Kultur Arabiens demonstriert. Es ist kein Zufall, dass die beliebteste Fernsehserie der arabischen Welt des Senders AlJazeera sich den Zerstörungen der arabischen Kulturgüter widmet, die durch das wahabitische Königshauds Saudi Arabiens betrieben wird. Dieser „beste Verbündete der freien Welt“, wie der US Präsident Bush einst verkündete, verzuckert die großen Bauwerke der islamischen Kultur heute mit einem Hauch von Hollywood.

Auch in Köln soll bekanntlich der Dom als Zeugnis der christlichen Kultur vor den Schändungen durch Islamisten bewahrt werden. Die Scharia-Polizei in Arabien dürfte für solche Machtdemonstrationen tiefstes Verständnis aufbringen.Radikale IslamistInnen fordern und praktizieren die Todesstrafe für gezielte Angriffe auf die islamische Kultur. Solches Ansinnen ist dem französischen Front National durchaus nicht fremd, hat er doch die Einbringung eines Gesetzes zur Todesstrafe in die Nationalversammlung angekündigt.

Auf beiden Seiten findet ein Kampf gegen die Folgen der kapitalistischen Marktlogik und deren repressive Absicherung statt. Die weltweite völlige Durchdringung der Märkte mit Massenware (auch billige menschliche Arbeitskraft ist eine solche) wird von den akteuren nicht verstanden. Die aus diesem Moderneismus resultierenden kulturellen und sozialen Verwerfungen werden ethnisch und religiös ausmachbaren Menschengruppen angelastet. Nicht die Struktur als solche wird bekämpft, sondern die Menschen werden bekämpft.

Wir alle sind Charlie?

Kurz nach dem Terroranschlag in Paris solidarisierten sich die Menschen unter der Parole „Wir alle sind Charlie“ spontan mit den Mordopfern. Es ist anzumerken, dass einige der getöteten RedakteurInnen organisierte SozialistInnen waren. Diese Solidarität war echt empfunden und kam von GewerkschafterInnen und Linken, die als erste spontan in den Straßen waren.

Aber mittlerweile laufen sehr viele falsche „Charelies“ mit und versuchen die Wut über den Terror für ganz eigene Zwecke zu instrumentalisieren: Beispielsweise der rassistische Front National, der seit Jahren alles unternimmt, um die islamische Bevölkerung zu diskriminieren und zu provozieren; die deutsche Bundeskanzlerin, die auf keiner Demo gegen den NSU-Terror in Deutschland gesehen wurde.

Die falsche Charlie Maske trägt auch die Nato, die zum Erstarken des gewalttätigen Dschihadismus aktiv beigetragen hatte,der in diesen Tagen auf den europäischen Kontinent zurückschlägt. Es ist daran zu erinnern, dass die französische Armee in Lybien den Staatszerfall mit hilfe der Dschihadisten vorantrieb und diese Dschihadisten ihren internationalen Durchbruch dem Afghanistan-Krieg der 1980er Jahre verdanken. Sie erfuhren damals massive westliche Hilfe, weil sie den Anschein erweckten, sie könnten der Sowjetunion eine strategische Niederlage bereiten.

Um den gegenseitigen Überbietungswettbewerb der FanatikerInnen zu unterbinden, brauchen wir dringend eine antiterroristische und antirassistische Bewegung. Diese Bewegung muss von Aus- und Inländern auf die Beine gestellt werden und allen Glaubensbekenntnissen Raum geben. Den reaktionären Bewegungen gegen die Moderne muss in allen Kulturen Einhalt geboten werden.

  • Für menschliches Zusammenleben in allen Kulturen!
  • Für den Aufbau einer Bewegung freier Menschen!
  • Keinen Platz für Rassisten und Terroristen!


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