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Betrieb & Gewerkschaft

Freudenberg Vliesstoffe KG Weinheim: Frontalangriff gegen Beschäftigte und Betriebsrat

Von Korrespondent Weinheim | 01.07.2006

Freudenberg Vliesstoffe KG in Weinheim geht die Geschäftsleitung mit Personalabbau, Arbeitszeitverlängerung und Betriebsaufspaltung gegen die Belegschaft vor. Das Ganze wird ergänzt durch eine Hexenjagd auf den Betriebsrat. Die Freudenberg Vliesstoffe KG in Weinheim ist Teil des international operierenden Freudenbergkonzerns mit weltweit ca. 33.000 Beschäftigten. Am Stammsitz in Weinheim sind derzeit noch ca. 6000 Menschen beschäftigt, davon ca. 1400 in der Vliesstoffe KG.

Freudenberg Vliesstoffe KG in Weinheim geht die Geschäftsleitung mit Personalabbau, Arbeitszeitverlängerung und Betriebsaufspaltung gegen die Belegschaft vor. Das Ganze wird ergänzt durch eine Hexenjagd auf den Betriebsrat.

Die Freudenberg Vliesstoffe KG in Weinheim ist Teil des international operierenden Freudenbergkonzerns mit weltweit ca. 33.000 Beschäftigten. Am Stammsitz in Weinheim sind derzeit noch ca. 6000 Menschen beschäftigt, davon ca. 1400 in der Vliesstoffe KG.
„Fit für die Zukunft“
Seit Jahren werden Strukturmaßnahmen verbunden mit Outsourcing und Personalabbau durchgezogen. Im Rahmen des neuen Zukunftskonzepts “Fit für die Zukunft” sollen jetzt allein in Weinheim ca. 350 Menschen ihren Arbeitsplatz durch Produktionsverlagerung nach Osteuropa und durch Strukturänderungen in Technik und Verwaltung verlieren. Die ersten 19 Kündigungen im technischen Bereich wurden schon ausgesprochen. Der Hauptteil der Kündigungen wegen Produktionsverlagerung soll im 1. Quartal 2007 erfolgen. “Fit für die Zukunft” heißt auch im Unternehmerjargon: weitere Aufspaltung des Betriebes in vier selbständige Gesellschaften ab dem 1.7.2006. Die Frage eines einheitlichen Betriebsrats ist bis heute nicht geklärt.
Tarifloser Zustand
Dazu kommt, dass die Vliesstoffe KG seit Januar 2005 in einem tariflosen Zustand ist, da die vorher gültige Zuständigkeit des Freudenberg Haustarifvertrages gekündigt worden war. Zur Zeit geht es deshalb auch um die Überführung der Tarife in einen spezifischen Firmentarifvertrag auf der Basis des Tarifvertrages Rheinland-Pfalz, der, obwohl schon schlechter als der bisherige Haustarifvertrag, nun aber, in entscheidenden Positionen, zusätzlich verschlechtert werden soll. Kernpunkt der Auseinandersetzungen um den neuen Tarifvertrag ist die geplante Einführung der unbezahlten 40-Stundenwoche und wesentliche Einkommenseinbußen bei der Überführung in den Entgelttarifvertrag Chemie. Alle Verhandlungen einschließlich der Verhandlungen bei der Einigungsstelle sind gescheitert, weil sich Belegschaft und Betriebsrat der Vliesstoffe KG dem Diktat der Geschäftsleitung widersetzen.
Arbeitszeitverlängerung für Entlassungen
Für den Betriebsrat ist klar: Die Einführung der 40-Stundenwoche soll durchgesetzt werden, um den Personalabbau von ca. 350 Beschäftigten überhaupt erst durchführen zu können. Angesichts der sehr guten Auftragslage ist ein so einschneidender Personalabbau nur möglich, wenn er gleichzeitig über die Ausweitung der Arbeitszeit für das Restpersonal kompensiert wird. Die Verlängerung der Arbeitszeit schafft also unmittelbar erst den Spielraum für den Personalabbau.
Geschäftsleitung hetzt
Die Belegschaft und der Betriebsrat haben ihren Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen nun schon mehrfach über verlängerte Betriebsversammlungen mit anschließenden Demonstrationen durch den Freudenberg Standort und die Stadt Weinheim zum Ausdruck gebracht. Am 14.6. wurde die Demonstration gemeinsam mit anderen Freudenbergbelegschaften am Standort in Weinheim durchgeführt.

Schlimm ist aber, dass es die Geschäftsleitung jetzt trotzdem geschafft hat, die Belegschaft zu spalten. Mit bewussten Fehlinformationen und einer ausgesprochenen Hetzkampagne gegen den Betriebsrat, insbesondere gegen den BR-Vorsitzenden Norbert Pöhlert, ist es ihr gelungen, einen beträchtlichen Teil der Angestellten in ihrem Sinn zu beeinflussen und aufzuwiegeln. Immer wieder wurde und wird der Betriebsratsvorsitzende in öffentlichen Infos persönlich als der Verantwortliche am Stellenabbau gebrandmarkt, weil er das Diktat der Geschäftsleitung nicht akzeptiert. In der Betriebsversammlung am 14.6.06 kam es vor diesem Hintergrund sogar zu einem tätlichen Übergriff eines höheren Angestellten gegenüber dem BR-Vorsitzenden im Beisein der Geschäftsleitung, die nicht eingeschritten ist. Gleichzeitig wird der BR-Vorsitzende mit Emails mit beleidigendem Inhalt bombardiert, die auch über den betriebsinternen Mailverteiler allen Angestellten zugänglich sind. Dies alles zeigt die Zuspitzung der Situation, die allein die Geschäftsleitung zu verantworten hat. Der Betriebsrat hat nun Strafanzeige gestellt.     
Arbeitszeitverlängerung mit IG BCE
Besonders problematisch ist nun aber auch, dass in zwei anderen Werken der Vliesstoffe KG in Deutschland, in Kaiserslautern und im badischen Neuenburg, die über den Gesamtbetriebsrat verbunden sind, nun die Weichen für eine Akzeptanz der Forderung nach Arbeitszeitverlängerung gestellt worden sind. In Kaiserslautern hat der Betriebsrat mit Zustimmung der IG BCE Rheinland-Pfalz der Einführung der 40-Stundenwoche schon zugestimmt. In Neuenburg ist dies zwar noch nicht von der Gewerkschaft unterschrieben worden. Der Wunsch des dortigen Betriebsrates ist aber offenkundig

Dies bedeutet einen derben Rückschlag für die Belegschaft und den Betriebsrat in Weinheim. Gerade jetzt ist deshalb die Solidarität mit der Belegschaft der Vliesstoffe KG besonders wichtig und notwendig. Schreibt Solidaritätsadressen an den Betriebsrat der Vliesstoffe KG!

Solidaritätsadressen an den Betriebsrat unter: Betriebsrat Vliesstoffe KG, Postfach 100104, 69441 Weinheim

oder über Email: np@freudenberg-nw.com 

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