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Betrieb & Gewerkschaft

Erfahrungen verallgemeinern – Vernetzungsstrukturen stärken!

Von D. Berger | 01.11.2006

Beim 8. Kongress der Gewerkschaftslinken (30. 9./1.10) stand der Austausch von Erfahrungen aus Kampfbetrieben der letzten Zeit im Mittelpunkt. Die Förderung der regionalen Vernetzung und die Vorbereitung des 21. Oktober waren die Themen am zweiten Tag. Ausgangspunkt für die Einladung war die Erkenntnis, dass die härter gewordenen Kämpfe auf betrieblicher Ebene eine gewisse Belebung des Widerstands ausdrücken, aber eben nur auf einzelbetrieblicher Ebene.

Beim 8. Kongress der Gewerkschaftslinken (30. 9./1.10) stand der Austausch von Erfahrungen aus Kampfbetrieben der letzten Zeit im Mittelpunkt. Die Förderung der regionalen Vernetzung und die Vorbereitung des 21. Oktober waren die Themen am zweiten Tag.

Ausgangspunkt für die Einladung war die Erkenntnis, dass die härter gewordenen Kämpfe auf betrieblicher Ebene eine gewisse Belebung des Widerstands ausdrücken, aber eben nur auf einzelbetrieblicher Ebene. Eine betriebsübergreifende Organisierung einer gemeinsamen Kampffront findet praktisch nicht statt. Dies wäre die urwüchsige Aufgabe der Gewerkschaften, aber genau das macht sie so in aller Regel nicht.

Nur in Ansätzen hat sich der IG Metall-Apparat Anfang des Jahres zur Organisierung von Solidaritätskundgebungen bei AEG Nürnberg und jetzt im Oktober bei BSH durchgerungen. Ein ausreichender Druck konnte damit nicht ausgeübt werden.
Nicht viel anders ist es bei Gate Gourmet gelaufen, wo die KollegInnen ein halbes Jahr gestreikt haben und viele Solidaritätsbekundungen erhielten, aber wirksame Aktionen, sprich Solidaritätsstreiks – vor allem am Flughafen Düsseldorf – fanden nicht statt. Dies liegt zum Teil an der mangelnden Sensibilität der „Nachbar“-Belegschaften auf dem Flughafen, aber auch an der vollkommenen Ratlosigkeit der Gewerkschaftsbürokratie, die angesichts der schärfer werdenden Angriffe mit ihrem Sozialpartnerschaftslatein am Ende ist.
…kämpfen lohnt sich!
Aber auch unter den so beschriebenen Rahmenbedingungen zeigt sich – so die Berichte auf dem Kongress – dass es sich sehr wohl lohnt zu kämpfen, auch dort, wo die Kräfteverhältnisse ungünstig sind. So haben viele Bereiche von ver.di, die überhaupt keine Kampferfahrung und nur einen geringen Organisationsgrad haben, bei der diesjährigen Tarifrunde große Schritte nach vorne gemacht. Sehr eindrucksvoll berichtete dies die anwesende Kollegin des Uniklinikums Essen. Ähnliches berichtete der ver.di-Geschäftsführer des Bezirks Stuttgart, Bernd Riexinger.

Und dass in neoliberalen Zeiten auch Kämpfe gewonnen werden können hat der ebenfalls auf dem Podium vertretene Kollege aus dem Hamburger Hafen deutlich gemacht. Doch genau hier gibt es auch einen bedeutenden Unterschied zu anderen Auseinadersetzungen: Der Kampf gegen Port Package II wurde vom gewerkschaftlichen Apparat national und international organisiert, hat wirksam den Gegner getroffen und konnte sich letztlich schon mit einem einzigen europaweiten Streiktag durchsetzen.

Auf der anderen Seite stehen solche Belegschaften, die ohne die Unterstützung des gewerkschaftlichen Apparats gegen Arbeitsplatzabbau kämpfen, etwa die KollegInnen von Alstom Mannheim. Sie konnten zwar mit ihrem anhaltenden Widerstand bisher einen Großteil Angriffe abwehren, aber sie werden ständig neu gefordert, ohne dass sie mit ihrem faktisch isolierten Kampf eine längerfristige Perspektive durchsetzen könnten. Noch schlechter steht es bei den kämpferischen KollegInnen der Betriebsgruppe alternative-klartext bei DaimlerChrysler in Untertürkheim, die zwar immer wieder den Widerstand (vor allem im Werksteil Mettingen) anregen können, im Betriebsrat aber in der Minderheit sind und gleichzeitig heftigen Angriffen seitens der betrieblichen und bezirklichen IGM-Bürokratie ausgesetzt sind.
Betriebsübergreifend organisieren!
So haben die Berichte zwar eine Reihe von Anregungen vermittelt und auch Mut gemacht. Aber in der Diskussion ist noch nicht herausgekommen, wie die faktische Blockade durchbrochen werden kann, vor der wir heute stehen: Wie kann betriebsübergreifend die Abwehr wirksam organisiert werden, wie können wir aus der ständigen Defensive rauskommen, in der heute eine Belegschaft nach der anderen einzeln „abgefrühstückt“ wird? Die Gewerkschaftsbürokratie ist unwillig und – nach den langen Jahren nicht geführter Kämpfe – zum großen Teil auch unfähig. Die Linke ist nicht stark genug und nicht organisiert genug, um einen entsprechenden Veränderungsprozess in den Gewerkschaften voranzutreiben. Dass ein solcher Prozess mit großen Brüchen verbunden sein muss (oder er bewegt nichts) müsste eigentlich inzwischen klar sein.
Voraussetzung für eine wirksamere Organisierung der Linken – die von verschiedenen Redner­Innen eingefordert wurde – ist zurzeit die Entwicklung funktionierender örtlicher Foren in möglichst vielen Regionen der Republik. Ein Hilfsmittel dazu ist zum Glück das inzwischen viel handlichere und öfter erscheinende Info der Gewerkschaftslinken. Auch der Auftritt am 21. Oktober war ein Fortschritt.

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