TEILEN
Betrieb & Gewerkschaft

Nokia: Nur nicht streiken!

Von Korrespondent Ruhr | 01.03.2008

Während die neue Produktion im Jucu / Rumänien anläuft, verweigert die Belegschaft von Nokia Bochum nach wie vor Streiks gegen die beabsichtigte Werksschließung. Noch keinen Tag haben die 2300 ArbeiterInnen und Angestellten bei Nokia Bochum gegen die Werksschließung gestreikt. Stattdessen setzen Betriebsrat und IG Metall auf Verhandlungen mit der Konzernspitze und auf neue Investoren.

Während die neue Produktion im Jucu / Rumänien anläuft, verweigert die Belegschaft von Nokia Bochum nach wie vor Streiks gegen die beabsichtigte Werksschließung.

Noch keinen Tag haben die 2300 ArbeiterInnen und Angestellten bei Nokia Bochum gegen die Werksschließung gestreikt. Stattdessen setzen Betriebsrat und IG Metall auf Verhandlungen mit der Konzernspitze und auf neue Investoren.
Erst Verhandlungen…
Am 12. Februar reiste eine Delegation des Bochumer Betriebsrates und der IG Metall zu Verhandlungen mit der Nokia-Konzernleitung nach Finnland – die erklärtermaßen nicht verhandeln wollte. Nicht die Bosse, sondern IGM und Betriebsrat machten konkrete Vorschläge, wie die Arbeitskosten deutlich gesenkt und die Produktivität erhöht werden könnten. Dafür müsse Nokia allerdings 14 Millionen Euro in neue Produktionslinien investieren. Das lehnte die Konzernleitung ab, was große Enttäuschung im Bochumer Werk auslöste.
…dann verhandeln
Statt nun endlich zu Kampfmaßnahmen zu greifen, einigten sich Betriebsrat/IGM und Nokia darauf, am 20. Februar Sozialplanverhandlungen aufzunehmen. Jetzt müsse es darum gehen, für die 2.300 Beschäftigten in Bochum Arbeitsplätze bei anderen Unternehmen zu finden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Nokia sei  bereit, im Rahmen einer Stiftung von 30-50 Millionen Euro einen Wissenschaft-Industrieverbund zu gründen. BMW und Bosch würden auf dem Gelände einen Betrieb der Autoelektroniksparte ansiedeln, was Bosch umgehend dementierte.
Dummheit oder Verrat?
Der Betriebsrat von Nokia Bochum schürt systematisch Illusionen in Verhandlungen und neue Investoren, um von Kampfmaßnahmen abzuhalten. In wessen Interesse? In den letzten Jahren ist viel zu viel über die enge Kooperation von sozialpartnerschaftlichen Betriebsräten und Unternehmensleitungen bekannt geworden, um hier an reinen Zufall zu glauben.
Aktionen ohne Perspektive
Da aber Betriebsrat und IG Metall irgendwelche Aktivitäten aufweisen mussten, wurde am 10. Februar eine Menschenkette ums Werk gezogen. Immerhin 7000 Menschen beteiligten sich. Aber weder klappte es, die Kette zu schließen, noch schaffte es die IGM, die Tausenden von Fackeln verteilt zu bekommen. Fast zwei Stunden wurden die Menschen ohne richtige Informationen über den Stand der Aktion in der Kälte stehen gelassen. Ein erheblicher Teil erfuhr nicht, ob sich die Menschenkette geschlossen hatte, und ging schließlich einfach nach Hause. Hier zeigte sich, dass die IG Metall-Ortsverwaltung nicht einmal das allernötigste organisatorische Handwerkszeug für solche Aktionen beherrscht. Zum Kämpfen reicht es bei der IG Metall nicht, aber für eine „Beschäftigungsgesellschaft“ reicht es allemal. 

Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Ähnliche Artikel
Zur Startseite