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Betrieb & Gewerkschaft

Tarifabschluss bei der Post

Von Trixi Blixer | 01.06.2008

Mit der Zustimmung zur Arbeitszeitverlängerung im Gegenzug zur Lohnerhöhung im Öffentlichen Dienst hat ver.di auch die einmalige Chance verpasst, einen Arbeitskampf um die Verteidigung der Wochenarbeitszeit gemeinsam mit den Postbeschäftigten zu führen. Nach dem Einknicken in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigen bei Bund und Kommunen, lag die Hoffnung auf den Beschäftigen bei der Post AG, dass es in diesem Tarifjahr noch zu einem großen Streik mit einem Erfolg bei der Verteidigung der Arbeitszeit und einem satten Plus in der Lohntüte kommen würde.

Mit der Zustimmung zur Arbeitszeitverlängerung im Gegenzug zur Lohnerhöhung im Öffentlichen Dienst hat ver.di auch die einmalige Chance verpasst, einen Arbeitskampf um die Verteidigung der Wochenarbeitszeit gemeinsam mit den Postbeschäftigten zu führen.

Nach dem Einknicken in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigen bei Bund und Kommunen, lag die Hoffnung auf den Beschäftigen bei der Post AG, dass es in diesem Tarifjahr noch zu einem großen Streik mit einem Erfolg bei der Verteidigung der Arbeitszeit und einem satten Plus in der Lohntüte kommen würde. Die Mobilisierung während der Warnstreiks im April diesen Jahres ließ es, wie schon im Öffentlichen Dienst, auf jeden Fall realistisch erscheinen, dass die KollegInnen bei der Post den Willen und das Durchhaltevermögen haben, die gewerkschaftlichen Forderungen durchzusetzen. Zehntausende hatten sich an den Warnstreiks beteiligt und Millionen Briefe und Pakete blieben liegen. Leider wurde auch diesmal die Rechnung wieder ohne die ver.di-Tarifkommission gemacht.
Keine Arbeitszeit­verlängerung?
Auch bei der Post versucht ver.di, wie es inzwischen schon fast gewerkschaftliche Tradition ist, den KollegInnen das Ergebnis schönzureden. So wurde zwar tatsächlich die 38,5 h/Woche unbefristet festgeschrieben, jedoch bedeutet die Streichung von bezahlten Kurzpausen 50 Minuten Mehrarbeit in der Woche, also doch eine Erhöhung der Arbeitszeit. Und diese 50 Minuten in der Woche reduzieren den Stundenlohn um 2,1 %. Da wird dann die Lohnerhöhung von 4 % im November 2008 und 3 % im Dezember 2009 faktisch auch reduziert. Natürlich ist es positiv für die KollegInnen, wenn sie mehr Geld mit nach Hause nehmen. Auch die Einmalzahlungen von je 100 € im Juli und September lehnt bestimmt niemand ab. Aber angesichts eines möglichen Rekordgewinns von 4,2 Milliarden € ist ein Tarifabschluss, der nicht mal die massive Teuerung ausgleicht, mehr als zynisch.
Die Beschäftigten bei der Post AG und ver.di sind in diesen Tarifkampf mit positiven Forderungen eingetreten – es ging nicht nur darum, den Bestand zu retten, sondern tatsächlich etwas für die KollegInnen herauszuholen. Die Beschäftigten waren durchaus bereit, dafür zu kämpfen. Hätte es einen zeitgleichen Streik mit den Millionen im Öffentlichen Dienst gegeben, hätte die Wut der Kolleg­Innen sicherlich dazu gereicht, diesmal viel rauszuholen. Leider wurde hier eine Chance vertan. Einen Streik ohne Gewerkschaft trauen sich aber die meisten nicht zu. Das zeigt auch die Zustimmung zum Ergebnis mit 82,7 %.

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