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Länder

Afghanistan: Die Rache des Oberst Georg Klein

Von M. Anwar Karimi | 08.09.2009

Die gnadenlose Tötung und Verletzung von ca. 150 Zivilisten, meistens Kinder und Jugendliche, im Dorf Haji Abdur Rahman, sechs Kilometer südöstlich des deutschen Feldlagers in der Stadt Kundus in der Nacht vom 03.09.2009 ist eine Folge des rücksichtslosen Racheakts der deutschen Armee, einer der Besatzungsmächte in Afghanistan

Die Leute, die getötet wurden, gehörten zu diesem Dorf und den umliegenden Dörfern. Sie nahmen Diesel aus den Tankern, die deutsche Truppen am Tag zuvor – nach einem bewaffneten Konflikt in der Region mit den Taliban (mit vier verletzten deutschen Soldaten und mehreren beschädigten Fahrzeugen) – auf ihrer Flucht zurückgelassen hatten. Aufgrund der Armut und der Not kamen die Menschen zu den verlassenen Tankwagen, um Kraftstoff aus dem Tanks zu nehmen.

Jeder im Dorf hat sich Töpfe und Eimer gegriffen und ist losgelaufen, einige Bauern hatten sogar ihre Traktoren herangefahren. Sie waren mit dem Zapfen von Diesel beschäftigt, als zwei amerikanische Kampfflugzeuge des Typs F-15 auf Anforderung von Oberst Klein, Kommandant der Bundeswehr im Feldlager Kundus, zwei 500-Pfund-Bomben warfen. Oberst Klein hatte laut Medien-Berichten sogar auf den Abwurf von 2000(!)- Pfund-Bomben bestanden, was allerdings von den amerikanischen Koordinatoren des Bombardements abgelehnt worden war.

Die deutschen Medien wiederholen gebetsmühlenartig die Version des Einsatzführungskommandos in Potsdam und des deutschen Kriegsministers Franz-Josef Jung, dass 56 Taliban getötet worden seien. Zivile Opfer oder verletzte Soldaten gebe es nicht, obwohl die Washington Post von 125 Toten und Verletzen darunter Zivilsten spricht und ISAF-Oberbefehlshaber McChrystal persönlich am Samstag (5.9.) im Krankenhaus von Kundus die Opfer besucht hat und dabei sagte: „Es ist zu bedauern, dass auch sehr junge Leute, sogar Kinder unter den Opfern sind." 

Die Bundeswehr wird im Raum Kundus von der Bevölkerung immer mehr als Besatzer wahrgenommen und ist besonders seit 2007 täglich Angriffen der Widerstandsgruppen ausgesetzt (die Taliban sind nur eine von 5 verschiedenen Gruppen).

Das deutsche Feldlager in Kundus arbeitet mit den in der Bevölkerung verhassten Warlords der Nordallianz im Raum Kundus zusammen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Der von den Deutschen eingesetzte Gouverneur von Kundus, Omar, selbstverständlich ein Warlord und Drogenbaron, wiederholt (wenig erstaunlicherweise) die deutsche Version des Bombardements mit 56 getöteten Taliban und null Zivilsten.

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