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Länder

Welche Aussichten für Afghanistan?

Von M. Anwar Karimi | 01.10.2009

Trotz aller Propaganda der westlichen Medien, ist die Lage der Frauenrechte in Afghanistan immer noch eine Katastrophe. Es gibt keine fühlbare Veränderung in den Lebensbedingungen der afghanischen Frauen, in bestimmten Teilen des Landes ist das Leben schlimmer als unter den Taliban.

Trotz aller Propaganda der westlichen Medien, ist die Lage der Frauenrechte in Afghanistan immer noch eine Katastrophe. Es gibt keine fühlbare Veränderung in den Lebensbedingungen der afghanischen Frauen, in bestimmten Teilen des Landes ist das Leben schlimmer als unter den Taliban.

Die Zahl der Entführungen, Vergewaltigungen, verkauften jungen Mädchen, Zwangs­ehen, Säureangriffen, Prostitution und Selbstverbrennungen von jungen Mädchen und Frauen hat Rekordhöhe erreicht, selbst ver­glichen mit dem Taliban-Regime.
Frauenrechte
Aufgrund von Zwangsehen und häuslicher Gewalt ist die Selbstverbrennung von Frauen zwischen 18 und 35 Jahren in Afghanistan zur Epidemie geworden. Es gab hunderte solcher Fälle, vor allem in den Provinzen Herat, Farah, Ghor und Badghis. Wo es für Frauen kein Recht gibt und keine juristische Unterstützung, haben sie keine andere Wahl, als sich selbst zu verbrennen, um ihrem Elend zu entkommen.

Wegen der großen Armut, von der über 80 Prozent der Bevölkerung Afghanistans betroffen sind, ist das Leben für unzählige Kriegswitwen und arme Frauen eine Katastrophe und in vielen Gegenden Afghanistans sind Prostitution auf der Straße und Betteln auf ein noch nie da gewesenes Ausmaß angestiegen. Es gibt viele Berichte, dass Eltern gezwungen sind, ihre Kinder zu verkaufen, weil sie sie nicht ernähren können. Allein in der westlichen Provinz Herat wurden 2008 offiziell 150 Fälle von Kindesverkäufen gemeldet – die tatsächlichen Zahlen sind viel höher.

Vieles spiegelt sich gar nicht in den Nachrichten wider, da die Medien unter dem Eindruck der Gewehre und der Drohungen der Kriegsfürsten nicht frei berichten. In den vergangenen Jahren hat es in Bezug auf Frauenrechte nur einige kosmetische Veränderungen gegeben. Zum Beispiel wurden das Frauenministerium und die 68 weiblichen Parlamentsabgeordneten laut als ein großer Erfolg verkündet. Trotzdem hat das Ministerium nichts getan für die Frauen und funktioniert nur als Schaufenster. Die meisten der Frauen im Parlament sind für die Kriegsherren und können die afghanischen Frauen nicht vertreten, da sie selbst Teil des Problems sind.

Die afghanischen Frauen wurden in den vergangenen acht Jahren unter der US-Besatzung schwer verraten. Ihr Elend wurde dazu benutzt, die Besetzung Afghanistans zu rechtfertigen, aber es wurden keine Schritte unternommen, ihre Wunden zu heilen. Vielmehr wurden die schlimmsten Gegner der Frauenrechte gestärkt, unterstützt und auf Schlüsselposten gesetzt.
Wenn die Kriegsherren, Drogenbarone, Besatzungskräfte und eine korrupte Marionetten- und Mafiaregierung wie ein Schatten über dem ganzen Land lasten, wie können da seine Frauen in den Genuss der grundlegendsten Rechte kommen?
Kürzlich hat Karzai ein Gesetz für die Zufriedenstellung der schiitischen Fundamentalisten in Afghanistan unterzeichnet, das das private Leben der schiitischen Minderheit im Afghanistan regelt. Das Gesetz schränkt die Frauenrechte massiv ein – und räumt Männern Herrschaftsrechte ein. Absicht Karzais war es, sich mit diesem Gesetz die Wählerstimmen der Fundamentalisten zu sichern. Für viele Menschen auch in Afghanistan ist vor allem der Teil des Gesetzes schockierend, der das Sexualleben von schiitischen Ehepaaren regelt: In Artikel 132 des Gesetzes heißt es zum Beispiel: „Die Frau ist verpflichtet, den sexuellen Bedürfnissen ihres Mannes jederzeit nachzukommen.“ Wenn der Mann nicht auf Reisen sei, habe er mindestens jede vierte Nacht das Recht auf Geschlechtsverkehr mit seiner Frau. Ausnahmen kämen nur bei Krankheiten der Frau in Frage. Ähnlich mittelalterlich hört sich auch Artikel 133 an. Darin ist festgehalten, dass Ehemänner ihre Frauen von jeder „unnötigen“ Beschäftigung abhalten können.
Eine mögliche politische Lösung für Afghanistan
Ein sofortiger Abzug der NATO-Einheiten und die Wiederherstellung der Souveränität Afghanistans sind die Voraussetzungen für eine friedliche Entwicklung am Hindukusch. Der beste und einzig gangbare Weg zur Befriedung Afghanistans wäre die Bildung einer wirklich repräsentativen Regierung in Afghanistan und eben nicht irgendwo im Ausland.
Eine Regierung, vom Volk gewählt, hätte auch in Kabul nichts zu befürchten:

  • • Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten Infrastruktur und Wiederaufnahme der Entwicklungshilfeprojekte.
  • • Aufnahme eines innerafghanischen Dialoges mit allen gesellschaftlichen Kräften.
  • •     Systematische und umfassende Beteiligung von Frauen bei der Förderung von Frieden und Sicherheit, bei der Beendigung des Krieges sowie der Bewältigung der Kriegsfolgen.
  • •     Internationale Hilfe bei der nichtmilitärischen Drogenbekämpfung und der Etablierung alternativer „Roh-Opium“-Märkte.

Mit „Durchhalte“- und „Kurshalten“-Parolen sowie mit noch mehr Militär wird es in Afghanistan jedenfalls weder Frieden noch Wiederaufbau, geschweige denn ein „Nation-building“ geben, die Geschichte Afghanistan bestätigt dies eindrucksvoll. Das Land wird nicht umsonst „Friedhof der Imperien“ genannt.

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