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Länder

Grüße an den 16. Weltkongress aus Südafrika

Von Freunde der IV. Internationale in Südafrika | 06.03.2010

Liebe GenossInnen,

Grüße an den 16. Weltkongress der IV. Internationale senden euch eure GenossInnen aus dem südlichsten Zipfel Afrikas. Bis Anfang dieser Woche haben wir noch versucht einen Delegierten zu schicken, um euch Grüße der Solidarität zu überbringen und an den für unsere Bewegung bedeutsamen Diskussionen teilzunehmen. Durch eine Kombination von politischen Verpflichtungen, Arbeits- und Visumschwierigkeiten hat sich dieses Vorhaben aber als unmöglich erwiesen.

Ihr trefft euch an einem Wendepunkt in unserem Kampf für eine Welt, die sich auszeichnet durch Solidarität, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, die gerechte Aufteilung des Reichtums und die Überwindung aller Formen der Unterdrückung – eine Welt, die wir als Sozialismus kennen. Die globale Krise, eine multidimensionale Krise, hat weltweit verheerende Auswirkungen auf die arbeitende Klasse, besonders im Süden. Dieser Weltkongress tritt zu dem Zeitpunkt zusammen, an dem die Herrschenden den Bedrohungen unseres Planeten und seiner lebenden Organismen durch die ökologischen Krise den Rücken gekehrt haben. Die verfrühte Feier des Endes der globalen Rezession kommt gerade in dem Moment, in dem die herrschenden Klassen einen Generalangriff starten, um die Kosten der Krise weltweit auf die ArbeiterInnen, BäuerInnen, Frauen und Indigenen abzuwälzen. Wir sehen uns konfrontiert mit einer komplexen Dichotomie eines embryonalen, ungleichen und fragmentierten Widerstands auf der einen Seite, während auf der anderen Seite die Sozialdemokratie, Teile der kommunistischen Bewegung und ehemalige nationale Befreiungsbewegungen sich von den ArbeiterInnen und Besitzlosen abwenden, da sie ja zu unterschiedlichen Formen des Sozialliberalismus konvertiert sind. 

Daraus ergibt sich in dieser Periode der Krise der Zivilisation eine besondere Verantwortung für die RevolutionärInnen. Neue Bewegungen müssen aufgebaut werden, und wir müssen bereit sein, den Widerstand genauso aufzubauen wie revolutionäre Parteien der arbeitenden Menschen, um für diese andere Welt zu kämpfen.

Ein Teil des Grundes, warum wir nicht bei euch sei können, liegt daran, dass wir uns mitten in einer umfassenden Initiative des Wiederaufbaus und Umgruppierung von AktivistInnen in einer Formation befinden, die wir Konferenz der Demokratischen Linken nennen. Wir können nicht abschätzen, wie sich der Prozess entwickeln wird, und wir sind uns bewusst, dass so manche Hürde zu nehmen ist. Diese Initiative ist aber der Ansatz zum Aufbau einer breiten antikapitalistischen Bewegung seit dem Ende der Apartheid, der am meisten verspricht. Involviert sind AktivistInnen der sozialen Bewegung, Mitglieder von Basisorganisationen, verschiedene linke politische Strömungen und Dissidenten, die aus der Kommunistischen Partei Südafrikas kommen. Noch in der Formierung begriffen, mit vielen Diskussionen und Debatten, welche noch geführt werden müssen, und noch ohne wirklich gegründet worden zu sein, hat die Bewegung bereits ihre Farben an den Mast des Ökosozialismus geheftet, auch wenn viele AktivistInnen noch dabei sind, die Bedeutung von „Ökologie“ und „Sozialismus“ zu entdecken. Wir möchten nicht zu große Erwartungen und Hoffnungen schüren, aber wir wissen, dass dieses Projekt von so hoher Bedeutung ist, dass es unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit verlangt. Leider haben die Aufgaben im Rahmen der Vorbereitungskonferenz uns davon abgehalten, zu euch zu reisen.

Wir bitten euch, gemeinsam mit uns an einem Strang zu ziehen, im Bewusstsein unserer gemeinsamen Verpflichtung, eine starke Internationale für Freiheit und Sozialismus aufzubauen. Wir bitten euch auch darum, dass alle Organisationen, die in Oostende versammelt sind, den Kampf gegen die Apartheid wieder aufnehmen, denn der Kampf ist noch nicht vorbei. Die Mehrheit der SüdafrikanerInnen lebt in einer Post-Apartheid-Hölle von Massenarbeitslosigkeit, Armut und Landlosigkeit, auch haben viele keine Möglichkeit, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Der Neoliberalismus knüpfte an das Vermächtnis des Alptraums der Apartheid an, um Südafrika zu einem der sozial ungerechtesten Länder zu machen. Die fragmentierten, ungleichen und schwachen Kämpfe des Widerstands brauchen eure Unterstützung und Solidarität. Obwohl erst im Entstehen begriffen, wäre es unbegreiflich für ein Land mit unserer reichen Geschichte und Tradition von militanten Kämpfen und mächtigen Bewegungen, unseren Kampf für soziale Gerechtigkeit nicht wieder aufzubauen. Die Auseinandersetzungen werden kommen, und wir wollen euch an unserer Seite wissen, so wie wir an eurer Seite stehen.

Wir sind weiterhin inspiriert durch eure Kämpfe, geleitet durch eure Analyse und gestärkt durch eure Solidarität.

A luta continua!

Brian Ashley i. A. der Freunde der IV. Internationale in Südafrika

 

Übersetzung von Tim Nießner

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