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Feminismus

25. März: Equal Pay Day

Von Barbara Schulz | 01.03.2011

Frauen müssten bis zu diesem Datum arbeiten, um die Männergehälter des Vorjahres zu erhalten, das heißt etwa ein Vierteljahr Mehrarbeit für „equal pay“.

Frauen müssten bis zu diesem Datum arbeiten, um die Männergehälter des Vorjahres zu erhalten, das heißt etwa ein Vierteljahr Mehrarbeit für „equal pay“.

„Equal pay“ heißt einmal gleicher Lohn für gleiche Arbeit, heißt aber auch, für Arbeit vergleichsweise angemessen bezahlt zu werden. Aber Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, werden traditionell schlechter bezahlt. Es ist nicht Zufall, dass es kaum Erzieher gibt, auch wenn die Streikbewegung im Vorjahr als „Streik der Erzieher“ durch die Presse ging. Als Streik der Erzieher wäre er kaum wirksam gewesen!

Der Lohnabstand ist aber auch altersmäßig gestaffelt. Bei den 25- bis 29-Jährigen betrug er 2006 10 %, bei den 55- 59-Jährigen 30 %. Minijobs, die dadurch gefördert werden, dass die Sozialbeiträge subventioniert werden, sind für Frauen eine Falle; der größte Teil sind Jobs mit Stundenlöhnen von etwa einem Drittel des mittleren Einkommens. Bei der Steuer werden Frauen durch das Ehegattensplitting vor allem in der Familienphase zu Minijobs animiert. Frauen haben heute höhere und bessere Abschlüsse als Männer, bedienen aber die Rollenklischees und landen in den geringer entlohnten „Frauenberufen“.

Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um die  Frauenquote von Bedeutung. Wenn Frauen in den Führungspositionen nur sehr sporadisch auftauchen, ist das nicht ganz unwichtig, weil sich daraus ablesen lässt, wie wenig sich die Gesellschaft genötigt sieht, Geschlechtergerechtigkeit überhaupt zu bemerken. In den Aufsichtsräten hat sich zumindest die „Arbeitnehmerseite“ zunehmend zu einer „Arbeitnehmeninnenseite“ entwickelt. Wenn eine Quotenregelung gesetzlich eingeführt wird, könnte es sein, dass die männlichen Seilschaften nicht mehr so reißfest sind und auch Männer qualifiziert sein müssen. Die Krisenerfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass an der Spitze der Unternehmen nicht oft die Fähigsten sitzen.

Aber alle hehren Forderungen sind in den Wind geschrieben, wenn sich in der Kinderbetreuung nicht etwas grundlegend ändert. Solange es die Frau ist, die für die Kinder verantwortlich ist, und es Rabenmütter, aber keine Rabenväter gibt, werden Frauen dem Druck ausweichen. Solange werden Frauen ihre Stärken nicht ausspielen können, weil die von Männern bevorzugten Strukturen die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern blockieren. Wenn Besprechungen in den Spätnachmittag und in die Abendstunden verlegt werden, sind Frauen mit Kindern benachteiligt. Vor diesem Hintergrund ist es erklärbar, dass bei den 25- 45-Jährigen 70 % der Männer sagen, dass sie „vielleicht“ oder „auf jeden Fall“ Kinder wollen, aber nur 61 % der Frauen.

Wenn Bascha Mika ihr Buch: „Die Feigheit der Frauen“ nennt, ist das schon provokant. Aber es ist wohl weniger Feigheit als klare Selbsteinschätzung. Und es ist ein ebenso klares Urteil über die  Gesellschaft.

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