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Linke

Verstehen, um zu verändern

28.11.2016

Vom 06.-10. Oktober trafen sich Jugendliche der 4. Internationale in Deutschland und SympathisantInnen in Amsterdam zu einem Seminar zur Einführung in den Marxismus.

Vom 06.-10. Oktober trafen sich Jugendliche der 4. Internationale in Deutschland und SympathisantInnen in Amsterdam zu einem Seminar zur Einführung in den Marxismus.

Geht es nach der bürgerlichen Geschichtsschreibung, ist die Welt klar, einfach und bestmöglich eingerichtet, die Geschichte zu Ende, gesellschaftliche Veränderung weder notwendig noch möglich und den Rest regelt die unsichtbare Hand des Marktes. Bei einem genaueren Blick bleibt von einem solchen Bild jedoch kaum etwas übrig: Klimakatastrophe, Massenarbeitslosigkeit, Kriege und die ständige Verschlechterung der Lebensbedingungen sind die deutlichsten Ausdrücke einer Realität, die in krassem Widerspruch zu den ideologischen Verlautbarungen steht.

Um den Strukturen und Ursachen gesellschaftlicher Prozesse auf die Spur zu kommen, bedarf es offenbar anderer Methoden als derer, die die kapitalistische Ideologie liefert. Auf der Suche nach Antworten trafen sich auf Einladung der 4. Internationale in Deutschland junge Menschen im internationalen Schulungszentrum IIRE in Amsterdam zu einem Jugendseminar. Im Verlauf von 5 Tagen wurden verschiedene Bereiche des Marxismus anhand eines Inputreferates oder Textes diskutiert. Dazwischen galt es, sich in Selbstorganisation gemeinsam um Dinge wie Verpflegung zu kümmern, und an den Abenden blieb noch genug Zeit, Amsterdam zu erkunden.

Auf dem Programm stand zunächst die Entstehung der Klassengesellschaft sowie eine Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie, ein Kernbereich marxistischer Analyse gesellschaftlicher Wirklichkeit. Neben einem besseren Verständnis der ökonomischen Prozesse, die den Kapitalismus ausmachen, ging es in der lebhaften Diskussion auch um mögliche Alternativen sowie um die Frage möglicher Aktualisierungen der marxistischen Theorie.

Am Samstag folgten dann die Workshops zur Frage von Reform und Revolution und zum Thema Stalinismus, zu denen sich erneut eine konstruktive Debatte mit einem breiten Spektrum an verschiedenen Positionen entspann. Der freie Samstagnachmittag wurde von den Teilnehmer­Innen dann für eine antifaschistische Stadtführung durch Amsterdam genutzt, die an den historischen Orten die Geschichte von Unterdrückung und Widerstand während der faschistischen Besetzung der Niederlande nachzeichnete.

Am Sonntag widmeten sich die Teilnehmenden dann konkreten und aktuellen Bezugspunkten der marxistischen Theorie. Programmpunkte waren der Zusammenhang von Frauenbefreiung und Sozialismus, die rechte Gefahr in Europa heute und die Klimakatastrophe, während am Montag die Perspektiven von Selbstbefreiung und Sozialismus diskutiert wurden. In der daran folgenden Auswertung wurden vor allem das gute Gesprächsklima und die interessanten Debatten als positiv hervorgehoben. Ein tieferes Verständnis von Wirtschaft und Gesellschaft ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, an ungerechten Zuständen etwas ändern zu können.

Auf diesem Jugendseminar in Amsterdam wurde für einige Menschen eine Grundlage für dieses Verständnis geschaffen. Ein weiteres Seminar, das allen Interessierten offensteht, soll im Frühjahr 2017 stattfinden. Erste Umrisse des nächsten Programms stehen bereits. Wir freuen uns schon auf die Folgeveranstaltung.

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