Schluss mit Femiziden und Misshandlungen von Frauen!

Foto: Jay Morrison, CC BY-NC-ND 2.0

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Internationaler Tag gegen die Gewalt gegen Frauen

Schluss mit Femiziden und Misshandlungen von Frauen!

Von AG Frauen in der ISO | 22.11.2021

Geschlechtsspezifische Gewalt gibt es nicht erst seit der Corona-Pandemie. Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen findet in diesem Jahr bereits zum vierzigsten Mal statt. Der Aktionstag geht auf die Ermordung der Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik am 25. November 1960 zurück. Überall auf der Welt werden tagtäglich grundlegende Menschenrechte von Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinären, Trans und Agender-Personen verletzt. Dagegen gibt es seit einigen Jahren eine wachsende, weltweite Bewegung.

Menschenrechte von Frauen werden verletzt

Schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen und die Gefahren, die Frauen drohen, werden von Politik und Presse häufig verharmlost oder falsch benannt. Nicht selten findet sogar eine Täter-Opfer-Umkehr statt, bei der den Betroffenen die Schuld für die Tat zugeschrieben wird.

So lernen wir Frauen auch heute noch von klein auf, dass wir uns vor fremden Männern in Acht nehmen sollen. Wir sollen dunkle Ecken meiden und nachts am besten zu Hause bleiben. Wir lernen, dass wir mit bestimmter Kleidung Männer reizen, und dass Männer sich dann nicht mehr beherrschen können. Wir sollen uns klein machen und einschränken, uns dem Patriarchat fügen. Mann aber lebt sein Leben so, wie er meint, dass es ihm zusteht.

Längst ist bekannt, dass der gefährlichste Ort für eine Frau das eigene Zuhause ist. Also der Ort, der angeblich der sicherste ist. In etwa der Hälfte der Fälle von körperlicher Gewalt gegen Frauen ist der (männliche) Partner der Täter. Alle 72 Stunden wird in Deutschland eine Frau ermordet, weil sie eine Frau ist. Doch diese Taten werden nicht als Femizide benannt, sondern als „Beziehungsdramen“ und als „Ehrenmorde“ bagatellisiert.

Die #MeToo-Bewegung hat offengelegt, dass auch der Arbeitsplatz ein gefährlicher Ort für Frauen ist, wenn der männliche Vorgesetzte seine Machtposition ausspielt.

Erkämpfte Frauenrechte unter Druck

Alle Menschen haben ein Recht auf ein Leben in Würde. Doch für Frauen gilt dieses Recht – auch in Deutschland – nicht in gleicher Weise wie für Männer. Im Gegenteil, seit einigen Jahren geraten von der Frauenbewegung erkämpfte Errungenschaften unter Druck.

Neoliberale Politiker:innen „sparen“ an Mitteln für Gleichstellungsprojekte, Gewaltprävention und Institutionen wie Frauenhäuser. Sie verhindern damit, dass Männergewalt unterbunden wird und Frauen besser geschützt werden.

Das Recht, selbst über das Austragen einer Schwangerschaft zu entscheiden, wird wieder laut in Frage gestellt. Aufgrund dieser Stimmungsmache und der Kriminalisierung durch die §§ 218/219a StGB ist es mittlerweile schwer, Mediziner:innen zu finden, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen.

Extreme Rechte, insbesondere die AfD, und konservative Kreise in der Union bekämpfen die Gleichstellung der Geschlechter und unterschiedliche sexuelle Vorlieben. Sie treffen sich hier mit „Männerrechtlern“ wie „Incels“, den „unfreiwillig Enthaltsamen“, und religiösen Fundamentalisten. Es eint sie der Hass auf Frauen und die Vergewaltigungs-Unkultur.

Für ein selbstbestimmtes Leben

Je verwundbarer eine Frau ist, um so mehr ist sie in Gefahr: Eine Behinderung, ein Abhängigkeitsverhältnis zum Täter oder ein nicht gesicherter Aufenthaltsstatus zum Beispiel erhöhen die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass eine Frau Opfer einer Gewalttat wird. Trans und nichtbinäre Personen ziehen dabei aufgrund ihrer Geschlechtsidentität einen besonderen Hass auf sich.

Umgekehrt bedeutet dies: Je stärker Frauen selbst über ihr Leben bestimmen können, um so besser können sie sich vor Gewalt schützen. Ein wichtiger Schritt, um Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen, ist die Abschaffung von Niedriglohnjobs, die ein eigenständiges Leben unmöglich machen. Sorgearbeit darf auch nicht länger allein auf den Schultern von Frauen lasten. Und endlich muss der Grundsatz durchgesetzt werden: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit!

Für ein Leben ohne Gewalt

Wir lassen uns von den Frauen inspirieren, die sich weltweit solidarisch für ihre Rechte einsetzen. Wir erheben unsere Stimme gegen die lautstarken neoliberalen und rechtsextremen Angriffe, die die Rechte der Frauen bedrohen, sowie gegen patriarchale Kulturen, die Frauen in geschlechtsspezifischen Rollen einsperren.

Wir handeln kollektiv und unterstützen uns gegenseitig, um selbstbestimmt leben zu können, und prangern auf dem Weg zur Emanzipation alle Formen der geschlechtsspezifischen Ausbeutung und Abhängigkeit an, die Gewalt erzeugen.

Wir fordern

  • effektiven Schutz von Frauen und Kindern vor häuslicher Gewalt! Flächendeckende Finanzierung von Frauenhäusern, Beratungsstellen und Einrichtungen zur Gewaltprävention
  • Unterstützung der Frauen auch nach ihrem Aufenthalt in Frauenhäusern
  • keine Schuldzuweisungen an die Opfer durch Medien, Polizei und Gerichte!
  • gendersensible Bildung in Kita und Schule, Gendertraining für Institutionen
  • gleichberechtigte gesellschaftliche und politische Teilhabe
  • angemessene Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, Alte, Kranke – an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet, nicht an Profitinteressen!
  • keine Akzeptanz für Vergewaltigungs-Unkultur!
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