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Länder

Russland und Türkei: Gegen Nationalismus und Militarismus

Von Open Left, Sosyalist Demokrasi 0çin Yeniyol | 14.01.2016

Die folgende Erklärung wurde von dem russischen Kollektiv „Open Left“ und der türkischen Organisation Sosyalist Demokrasi İçin Yeniyol, zwei revolutionär-marxistische Gruppen, am 5. Januar 2016 veröffentlicht.

Nachdem das russische SU-24-Kampfflugzeug am 24. November von der türkischen Luftwaffe abgeschossen worden ist, da es den Luftraum der Türkei verletzt hatte, haben die Beziehungen zwischen den beiden Ländern eine einschneidende Veränderung erfahren. Diese Veränderung jedoch ist das unvermeidliche Ergebnis der Kollision zweier militärischer Strategien im Bürgerkrieg in Syrien.

Putins Militärintervention im Sinne eines Schutzes der Assad-Diktatur war zweifelsohne für Erdogan inakzeptabel, der seinerseits nicht zögert, offen mit dschihadistischen Banden zusammenzuarbeiten, um das Regime in Damaskus zu beseitigen. Die Entladung der Spannung ist jedoch so lange hinausgeschoben worden wie möglich und die Spannung ist wegen der Abhängigkeit der Türkei von Russland in Bezug auf Energie und wegen Turkish Stream, dem Projekt einer Erdgas-Pipeline, nicht in eine offene Konfrontation umgeschlagen. Es war jedoch nicht wirklich wahrscheinlich, dass die Verbindungen ungebrochen weitergehen, wenn man das chaotische geopolitische Spiel betrachtet, in dessen Zentrum sich Syrien befindet. Die Türkei hat mit dem Abschuss des russischen Flugzeugs beabsichtigt, Putin dahingehend einzuschüchtern, dass er befürchten muss, in einen Konflikt nicht nur mit der Türkei, sondern auch mit der NATO zu geraten. Putin hat mit einem Showdown reagiert, das beweisen soll, dass er bereit ist, jedes denkbare Risiko einzugehen.

Wichtig ist zu erwähnen, dass das, was auch immer Putin und Erdogan wegen des Stils ihrer Politik einander näher gebracht hat, nun zum ausschlaggebenden Faktor beim Auftreten dieses Konflikts geworden ist. Wir haben es mit einer Kombination einer megalomanen Sichtweise der eigenen geschichtlichen Rolle, nationalistischer Rhetorik und imperialen Ambitionen in der Außenpolitik zu tun. Ausgesprochen interessant ist, dass die türkische These von den „turkmenischen Brüdern in Nord-Syrien sich so deutlich mit Putins Demagogie deckt, nach der die Ukraine ein Teil einer ethnischen und kulturellen „russischen Welt“ sei, die über die Grenzen von Russland hinausreiche.

In Anbetracht dieser regionalen Spannungen und Umstände sagen wir als revolutionäre Marxist_innen in Russland und der Türkei Nein zu der aggressiven Politik, Militärangriffen, militärischen Interventionen oder Ambitionen unserer Regierung ‒ ob in Syrien oder in Kurdistan oder der Ukraine oder in irgendeinem anderen Teil der Welt. Es ist wichtiger denn je, dass wir unsere Stimmen erheben und uns unüberhörbar gegen Krieg und nationalistische und militaristische Vormachtgelüste aussprechen.

5. Januar 2016
Kollektiv Otkrytaja Lewaja (Open Left Collective, Russland)
Sosyalist Demokrasi İçin Yeniyol (Türkei)

Sprachversionen:
Auf Russisch
Auf Türkisch
Auf Englisch

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