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Feminismus

Prostitution? Sexarbeit?

Von Barbara Schulz | 11.01.2014

Alice Schwarzer hat eine Aktion gestartet, eine Unterschriftensammlung in Anlehnung an die Aktion im Stern 1971. Diesmal in Emma, die Unterschreibenden sind abgebildet, von Margot Käßmann bis Heiner Geißler, die Forderung lautet: „Prostitution abschaffen! Ändert das Zuhälter-Gesetz!“ Fast zeitgleich erscheint Alice Schwarzers neues Buch: „Prostitution – ein deutscher Skandal.“ Gut getimet, oder?

Alice Schwarzer hat eine Aktion gestartet, eine Unterschriftensammlung in Anlehnung an die Aktion im Stern 1971. Diesmal in Emma, die Unterschreibenden sind abgebildet, von Margot Käßmann bis Heiner Geißler, die Forderung lautet: „Prostitution abschaffen! Ändert das Zuhälter-Gesetz!“ Fast zeitgleich erscheint Alice Schwarzers neues Buch: „Prostitution – ein deutscher Skandal.“ Gut getimet, oder?

Im Jahr 2002 wurde durch Legalisierung der Prostitution versucht, Prostituierte aus dem Verborgenen zu holen. Mensch versprach sich mehr Öffentlichkeit und dadurch mehr Schutz. Das hat die Prostitution nicht eingeschränkt, zahlenmäßig ist sie wahrscheinlich eher gestiegen. Aber zuverlässige Zahlen sind kaum feststellbar. Alice Schwarzer allerdings verfügt über Zahlen, die sie ganz selbstverständlich als alleinige Wahrheit verkündet. So macht sie 90 % Zwangsprostituierte aus. Dagegen verwahren sich allerdings nicht nur die Freier, sondern auch Organisationen der Betroffenen wie Dona Carmen. Dona Carmen verteidigt das Recht der Frauen, Sexdienste zu verkaufen. Sexarbeiterinnen, aber auch Sexarbeiter wollen das Recht zu diesen Dienstleistungen. Prostitution zu verbieten, dürfte wenig erfolgreich sein. Historisch ist Sexarbeit wohl wirklich „das älteste Gewerbe der Welt“.

Erfahrungen zeigen, dass Schweden, das die Anbahnungsversuche der Freier schon unter Strafe stellt, weniger erkennbare Prostitution hat. Aber der Schiffsverkehr in die Baltischen Staaten und nach Deutschland eröffnet ja auch Möglichkeiten.

In Hamburg wurde ein Kontaktverbot um den Hansaplatz verordnet. Nach der Aufwertung des Wohnbereichs wollten manche Hinzugezogene nicht durch „Huren“ belästigt werden. Zahlen sollen die Freier, wenn sie erwischt werden. Allerdings lassen sich Gespräche auch in den Kneipen und den Hauseingängen führen. Wahrscheinlich ist das „Problem“ aus der Öffentlichkeit in den Untergrund verlagert worden. Und das dient kaum dem Schutz der Frauen.

Was tun? Gewaltanwendung ist auch in diesem Bereich strafbar, die Vergewaltigung einer/eines Sexarbeitenden ist ebenso strafbar wie Vergewaltigung in der Ehe. Minderjährige schützt das Gesetz auch, es bedarf also der Anwendung. Was erweitert und ausgebaut werden muss, ist die Möglichkeit des Ausstiegs. Aber auch uns täte ein kultureller Wandel gut, der einen menschlichen und solidarischen Umgang miteinander zur Selbstverständlichkeit macht.

Wünschen darf mensch sich ja was – oder?

TIPP
Zu diesem Thema siehe auch "Prostitution in Zahlen" von Ingrid Kohlhas.

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