Die Ökosozialistische Konferenz der ISO hat am Wochenende 20. bis 22. Juni zum sechsten Mal stattgefunden. Die Idee war kurz vor Beginn der Coronazeit aus dem Wunsch entstanden, ein paar Tage lang als bundesweite Organisation zusammen zu sein, um Politisches und Persönliches zu bereden – unter Interessierten und Mitgliedern, Alten und Neuen. Daraus hat sich ein jährliches Format entwickelt, das mehrere Anliegen abdecken soll:
1. die ISO wenigstens einmal im Jahr als bundesweite Organisation einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen;
2. ein Programm anzubieten, das uns selber und Nahestehenden die Möglichkeit verschafft, uns inhaltlich weiter zu qualifizieren und über aktuelle Fragen zu diskutieren;
3. Raum zu lassen für ungezwungenes Beisammensein.
Natürlich hat die Konzeption der Konferenz über die Jahre Modifizierungen erfahren. Hat am Anfang die Bearbeitung ökosozialistischer Fragestellungen im engeren Sinn stark dominiert, waren diesmal nur 6 von 17 Veranstaltungen dem Thema gewidmet, wobei es in den anderen Veranstaltungen durchaus auch auftaucht. Es ist halt ein Querschnittsthema, das alle Bereiche berührt.
Das hat insbesondere der Vortrag von Adam Hanieh, Professor für Politische Ökonomie und globale Entwicklung an der Universität Exeter, deutlich gemacht, der die Umbrüche im Nahen Osten in die geschichtliche Perspektive seit dem Zweiten Weltkrieg eingeordnet und seine Bedeutung für die Energieversorgung des globalen Nordens und für dessen imperialistische Vorherrschaft, insbesondere der USA hervorgehoben hat. Besonders betont hat er dabei die Notwendigkeit, den Nahen Osten als einen gemeinsamen politischen Raum zu betrachten, der auch gemeinsame politischen Antworten braucht.
Zum Thema Krieg im Nahen Osten gab es dann noch Arbeitsgruppen zu Palästina und zu Syrien.
Eine zentrale Rolle hat auch die Frage eingenommen, wie wir mit der Zerstörung des liberalen Rechtsstaats umgehen, der unter unseren Augen stattfindet – dazu hatten wir Ingar Solty und Antonio Andrioli aus Brasilien eingeladen. Eine andere Fragestellung war, ob wir einen Prozess der Faschisierung erleben; die Meinung, dass wir diesen Begriff nicht inflationär gebrauchen und die Unterschiede zum historischen Faschismus präsent haben sollten, wurde ziemlich weitgehend geteilt.
Eine Arbeitsgruppe zum Thema Nationalismus am Beispiel von Ukraine und Kurdistan hat die Frage, wie wir auf imperialistische Aggressionen und Kriege antworten können, erst angedeutet. Hier ist noch viel Kopfarbeit nötig, um die stattfindenden Umbrüche tatsächlich zu ermessen und angemessene Antworten darauf zu finden.
Die Arbeitsgruppen, die mehr umweltbezogene Fragen diskutierten, beschäftigten sich mehrfach mit der Abkehr von der Automobilproduktion und dem Umbau der Verkehrssysteme. Hervorzuheben ist, dass es uns gelungen ist, einen Runden Tisch zur Krise der Automobilindustrie und der möglichen sektorenübergreifenden Zusammenarbeit für einen sozialen und ökologischen Ausweg zu beherbergen, der von der »Aktionszeitung für eine Verkehrsindustrie mit Zukunft« organisiert wurde. Daran haben sich auch Kollegen der Autoindustrie und von der Eisenbahn beteiligt. Jede solcher Veranstaltungen bringt uns der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit in diesem Bereich näher.
Die Abschlussrunde hat dann die Frage gestellt, was der neue Aufbruch in der Partei Die Linke für verstärkte ökosozialistische Organisierung bedeuten kann.
Bei einer lockeren, offenen und zugewandten Atomsphäre haben sich auch diejenigen, die wir vorher überhaupt nicht kannten – ungefähr ein Sechstel der Teilnehmenden – offenkundig wohlgefühlt.
Im nächsten Jahr wollen wir wieder zusammen kommen – einige Referent:innen haben schon inhaltliche Vorschläge dafür vorgelegt. Auch da wird es wieder Veränderungen und Weiterentwicklungen geben.
25.6.2025