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Feminismus

Mexiko-Stadt: Ein Sieg für die Frauen

Von Barbara Schulz | 01.06.2007

Der Kampf um ein liberalisiertes Abtreibungsrecht in Mexiko-Stadt nahm dramatische Formen an. Es gab Morddrohungen für die Befürwortenden der Liberalisierung und Telefonkarten mit dem Bildnis des amtierenden Papstes und der Sprechblase: „Abtreibung ist Sünde“. Es gab aber auch Gegenwehr mit dem Spruch demonstrierender Feministinnen: „Verschwindet mit euren Rosenkränzen aus unseren Eierstöcken“. Das ist schon ein bisschen drastischer als das ehedem von uns benutzte: „Mein Bauch gehört mir“, was von manchen als schreckliche Anmaßung gesehen wurde.

Der Kampf um ein liberalisiertes Abtreibungsrecht in Mexiko-Stadt nahm dramatische Formen an. Es gab Morddrohungen für die Befürwortenden der Liberalisierung und Telefonkarten mit dem Bildnis des amtierenden Papstes und der Sprechblase: „Abtreibung ist Sünde“.

Es gab aber auch Gegenwehr mit dem Spruch demonstrierender Feministinnen: „Verschwindet mit euren Rosenkränzen aus unseren Eierstöcken“. Das ist schon ein bisschen drastischer als das ehedem von uns benutzte: „Mein Bauch gehört mir“, was von manchen als schreckliche Anmaßung gesehen wurde.
„Stoßgebet“
Die katholische Kirche hat im Verein mit Konservativen eine emotionale Kampagne gegen das neue Gesetz gestartet. Am Tage der Abstimmung gab es in der Kathedrale ein „Stoßgebet für das Leben“. Dennoch stimmten 46 Abgeordnete für und 17 Rechte und 2 Grüne dagegen. Das neue Gesetz gestattet die Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche. Zuvor war sie bei Vergewaltigung, Missbildung des Fötus und Gefahr für das Leben der Mutter erlaubt.
Nun ist es wie so oft in solchen Fällen: Für die illegalen Eingriffe zahlten die Frauen, die es konnten, 2 500 bis 5 000 Pesos (170 bis 340 Euro), was das monatliche Familieneinkommen oft überschritt. Eine gute Einnahmequelle für MedizinerInnen, die nun versiegen könnte. Nun sollen Frauen einen Schwangerschaftsabbruch bei 50 städtischen Institutionen anmelden, um in 15 ausgewählten Krankenhäusern den Abbruch vornehmen zu lassen.

Natürlich ist die katholische Kirche bestrebt, Ärzte dazu zu bringen, sich aus „moralischen“ Gründen zu verweigern. Dagegen hält das Netzwerk Katholikinnen für das Recht auf Entscheidungsfreiheit, dessen Vorsitzende Maria Consuelo Mejia meint: „Da zeigt sich recht offen die traditionelle Frauenfeindlichkeit der Kirchenhierarchie“. Sie bemerkt  auch, dass die entschiedensten AbtreibungsgegnerInnen aus den höchsten sozialen Schichten kommen, und sie sieht bei ihnen einen „Mangel an sozialem Bewusstsein“.
Die Debatte hat aber auch andere Schwächen der Gesellschaft aufgezeigt, etwa die unzureichende sexuelle Aufklärung und die Haltung der Männer, die wenig Verantwortung in Verhütungsfragen zeigen.
Entscheidung auf Bundesebene?
Mit dem liberalen Abtreibungsrecht in Mexiko-Stadt  bahnt sich noch in diesem Jahr auf Bundesebene in Mexiko eine Entscheidung an, deren Ergebnis offen ist. Präsident Calderon ist „als Privatperson“ gegen eine Fristenlösung. Und der Erzbischof von Acapulco fordert, die Abgeordneten, die für die Fristenlösung gestimmt haben, umgehend zu exkommunizieren. Und das, obwohl nach Expertenschätzungen auf die 7000 legalen Abtreibungen mindestens das Vierfache an illegalen kommt, die Regierung spricht von 100 000, Unabhängige sogar vom Fünffachen. Diese Abtreibungen haben im vergangenen Jahr mindestens 1000 Frauen das Leben gekostet.

Die Entscheidung in Mexiko-Stadt erscheint deshalb so wichtig, weil es in Lateinamerika eine Anzahl von Staaten mit striktem Abtreibungsverbot gibt. In Nicaragua wurde ein striktes Verbot erst im letzten Jahr durch eine höchst unheilige Allianz erneut durchgesetzt. Hier wie anderswo geht der Kampf aber weiter.

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