Eine Chronologie der landesweiten Protestbewegung.
In den letzten Jahren verschärfte sich die Situation auf Österreichs Universitäten immer weiter: Studiengebühren wurden eingeführt, die Universitäten entdemokratisiert, Seminarplätze sind seit Jahren Mangelware. Diese Probleme sind nicht zuletzt auf krasse Unterfinanzierung sowie eine überhastete Einführung des auf den Bolognaprozess zurückzuführenden dreigliedrigen Studiensystems zurückzuführen. Diese Umstellung wurde auch genutzt um den Zugang zu ganzen Studienrichtungen zu beschränken.
An Gründen für den Protest hat es also in den letzten Jahren nicht gemangelt. Am Donnerstag den 22.10. lief das Fass schließlich über.
Um 12:00 Uhr versammelten sich mehrere hunderte Studierende der Akademie der Bildenden Künste (welche schon am Vortag besetzt wurde) sowie der Hauptuniversität Wien um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Recht schnell entschlossen sie sich, den Audimax der Universität Wien (den größten Hörsaal Österreichs) zu besetzen. Die Nachricht über diese Besetzung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und aus den umgebenden Instituten schlossen sich Studierende der Besetzung an.
Was als spontane Kundgebung begann entwickelte sich im Laufe der nächsten acht Tage zu einer fast alle österreichischen Universitätsstädte umfassenden Protestbewegung. Weitere Hörsäle wurden besetzt bzw. Protestkundgebungen abgehalten. So wird beispielsweise die Universität Wien von mehreren tausend Menschen durchgehend besetzt. Von selbstorganisierten Arbeitsgruppen wurde eine regelrechte Infrastruktur aufgebaut, welche von der Versorgung mit Nahrungsmitteln über Erste Hilfe bis hin zu Rechtsberatung reicht. In knapp 100 inhaltlichen Arbeitsgruppen werden universitäts- und gesellschaftspolitische Alternativen diskutiert.
Am Tag sieben der Besetzung fand mit 40 000 TeilnehmerInnen in Wien eine der größten Bildungsdemos der österreichischen Geschichte statt. Tags darauf demonstrierten in der zweitgrößten österreichischen Stadt Graz mehrere tausend Studierende.
Die Studierenden treten mit einem breiten Forderungskatalog an die VerantwortungsträgerInnen in der Politik und an den Universitäten heran. So wird die Demokratisierung und Ausfinanzierung der Universitäten ebenso gefordert wie ein freier Bildungszugang für alle sowie eine Frauenquote von 50 % auf allen Ebenen der Universität.
Neben vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen in und außerhalb Österreichs solidarisierten sich inzwischen auch zahlreiche Lehrende der Universitäten mit den Forderungen der BesetzerInnen. Bestärkt durch die enorme Dynamik sowie die zahlreichen Solidaritätsbekundungen sind diese gewillt, mit ihrer Besetzung und weiteren Protestaktionen fortzufahren.
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