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Linke

Manfred Behrend 1930 – 2006

Von Daniel Berger | 01.02.2006

Am 15.1.2006 erlag Manfred Behrend einem Herzinfarkt. Mit ihm verliert die gesamtdeutsche Linke nicht nur einen befähigten Historiker und Journalisten, sondern auch einen der engagiertesten und profiliertesten Marxisten aus der ex-DDR. Bis zuletzt kämpfte und schrieb er gegen den Kapitalismus an und blieb mit seiner Prinzipientreue und seinem steten Wissensdrang eines der besten Beispiele für die gute Seite der DDR-Arbeiter-Intelligenz.

Am 15.1.2006 erlag Manfred Behrend einem Herzinfarkt. Mit ihm verliert die gesamtdeutsche Linke nicht nur einen befähigten Historiker und Journalisten, sondern auch einen der engagiertesten und profiliertesten Marxisten aus der ex-DDR. Bis zuletzt kämpfte und schrieb er gegen den Kapitalismus an und blieb mit seiner Prinzipientreue und seinem steten Wissensdrang eines der besten Beispiele für die gute Seite der DDR-Arbeiter-Intelligenz.

Nach einer Messerschmiedlehre wird er 1948 politisch aktiv und absolviert 1949 einen Nachwuchslehrgang der Deutschen Wirtschaftskommission. 1951-53 Studium an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät Berlin, dann bis 1957 Diplomgeschichtsstudium an der Humboldt-Universität. 1957-61 Nachrichtenredakteur des Berliner Rundfunks, wird aber wegen verbotener Westbesuche entlassen. Bis 1967 ist er Leiter und Mit-Autor der Arbeitsgruppe „Deutsche Geschichtskalender“, die auf Weisung „von oben“ eingestellt wurde. 1971 promoviert er mit einer Arbeit über Franz-Josef-Strauß, die Weiterarbeit wurde jedoch ab 1975 vom SED-Parteiapparat verhindert.

Nach dem Anschluss der DDR kam er mit unsrer Bewegung in Kontakt. Auch wenn einige unsrer Differenzen nie ausgeräumt wurden (etwa bei der Beurteilung der rechten KPD-Opposition Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre um Brandler und Thalheimer) so war doch bei ihm eine erstaunliche Offenheit festzustellen, wie wir sie bei kaum einem anderen Marxisten der ex-DDR erfuhren. So war es für uns nur selbstverständlich, dass wir ihn einluden, an der – fast schon legendär gewordenen – Podiumsdiskussion am 25.10.92 im Audimax der Humboldt-Universität „Zur Aktualität der Oktoberrevolution“ teilzunehmen. Mitdiskutanten damals: Ernest Mandel, Gregor Gysi und Oskar Negt.
In den folgenden Jahren hat er immer wieder Beiträge für unser internationalistisches Organ, die Inprekorr geschrieben: viele historische Beiträge (etwa zu „Leo Trotzki und Rosa Luxemburg 1905“), Buchbesprechungen oder Beiträge zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland vor und nach der Wende. (s. hierzu auch seinen Beitrag in dem Buch „Die Abwicklung der DDR“, das von seiner Frau Hanna Behrend im isp-Verlag herausgegeben wurde; ebenfalls im isp-Verlag erschien: „Franz-Josef Strauß. Eine politische Biographie“). Auf einem unserer „Herbstseminare“ referierte er über Antisemitismus in Ostdeutschland.
Wir haben einen teuren Mitstreiter im Kampf gegen den Kapitalismus verloren. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freunden.

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