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Länder

Kopftuchdebatte: Schlaglichter

Von B.S. | 01.09.2004

Nicht immer ganz freiwillig setzen wir uns gegenwärtig mit dem Islam auseinander. Die Kopftuchdebatte hat auch das Interesse am Leben von Frauen in islamischen Ländern verstärkt. Hier nun einige Beispiele, die sich aber nicht nur mit dem Einfluss der Religion befassen.

Nicht immer ganz freiwillig setzen wir uns gegenwärtig mit dem Islam auseinander. Die Kopftuchdebatte hat auch das Interesse am Leben von Frauen in islamischen Ländern verstärkt. Hier nun einige Beispiele, die sich aber nicht nur mit dem Einfluss der Religion befassen.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien gilt als streng islamisches Land, das den Bau von Moscheen und die religiöse Erziehung in aller Welt unterstützt. Die Frauen im Land leben unter einer ganz entscheidenden Einschränkung: Sie sind immer einem männlichen Vormund unterworfen – Ehemann, Vater, Bruder, Onkel – eine Frau kann keinen Vertrag schließen, keine Reise unternehmen usf. ohne die Unterschrift eines männlichen Vormundes. Und Auto fahren ist ihr noch immer verboten. Frauen stellen mehr als die Hälfte der gymnasialen Schulabgehenden, aber nur fünf Prozent der saudischen Arbeitskräfte.
Mit oder ohne die traditionelle Kleidung, die Abaja (schwarzer Umhang von Kopf bis Fuß ) arbeiten sie z.B. bei Zeitungen und in Werbebüros. Dabei haben sie oft eine Ausbildung im Westen hinter sich. Es beginnt eine vorsichtige Öffnung, die aber von konservativen Kräften immer wieder gebremst wird. Wenn die ersten Wahlen überhaupt stattfinden – April 2005 – werden mit größter Wahrscheinlichkeit Frauen weder kandidieren noch wählen. In Saudi-Arabien arbeiten aber auch viele Migrantinnen z.B. aus Indo-nesien als Hausgehilfinnen. Im Training heißt es 4.30 Wecken – 21.00 Nachtruhe. Die Frauen tragen durch ihre Verdienste im Ausland viel zum Leben in ihrem Herkunftsland bei, werden aber von ihren vermittelnden Agenturen, d.h. ihrem Heimatland, nicht geschützt. Von Kuwait und Saudi-Arabien wird über Vergewaltigungen berichtet. Schwangere Dienstmädchen landen im Gefängnis, nicht aber ihre Chefs. “Wenn ich gut arbeite, tun sie mir nicht weh”, glaubt eine der zukünftigen Arbeiterinnen.

Sudan

Im Westen des Sudan, in Dhafur, spitzt sich die Lage immer mehr zu – für Frauen ganz besonders. So macht Amnesty International darauf aufmerksam, dass Vergewaltigungen systematisch als Kriegswaffe eingesetzt werden. Damit zerstören die Krieger individuelles Leben, sie zerstören aber auch die Gemeinschaft der Dorfbewohner, ja eine ganze Volksgruppe. Diese äußerste Demütigung treibt die Frauen zur Flucht, aber selbst dabei werden sie bombardiert und sie sind weiterhin der männlichen Gewalt ausgesetzt. Dabei sind sie es, die für das Überleben der Kinder sorgen und deshalb besonders auf die Unterstützung durch die Hilfsorganisationen angewiesen sind.
Im Süden des Sudan gibt es aber auch Ansätze zu einer gewissen Selbstständigkeit. Frauen bilden eine Genossenschaft und vermarkten die Produkte aus dem Samen des Shea – oder Lulubaumes – Öl, Sonnencreme, Seife. Gebremst wird der Fortschritt durch Transportprobleme sowie die Hilfsorganisationen, die in den Hilfspaketen Öl aus den USA liefern, das vor Ort billiger und besser zu haben wäre. Da das Luluöl auch in Europa für Kosmetik verwendet wird, gerät das Projekt, das den Frauen Selbständigkeit gibt, in Gefahr. Irgendein Konzern lauert sicher schon auf seine Chance.

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