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Bildung, Jugend

Für freie Bildung von der KiTa bis zur Uni

Von Korrespondent | 01.01.2006

Am 8. Dezember demonstrierten in Halle/Saale rund 2500 Menschen trotz miesen Wetters lautstark für freie Bildung. Obwohl die DemoteilnehmerInnen hauptsächlich Studierende waren, gingen die Forderungen doch weit über das Feld der Hochschulen hinaus.

Am 8. Dezember demonstrierten in Halle/Saale rund 2500 Menschen trotz miesen Wetters lautstark für freie Bildung. Obwohl die DemoteilnehmerInnen hauptsächlich Studierende waren, gingen die Forderungen doch weit über das Feld der Hochschulen hinaus.

So war eine zentrale Forderung dieser Demo, den Zugang zu Bildung und Kitaplätzen unabhängig vom Einkommen zu ermöglichen und dem Selektionsdruck in den Grund- und Oberschulen entgegenzuwirken.
Die Demo startete um 14 Uhr am Uniplatz und führte dann im Rundkurs durch die Hallenser Innenstadt dorthin zurück. Auf der Route gab es mehrere Redebeiträge, die unter anderem den immer stärker werdenden Druck auf Studierende, ihr Studium ja in der Regelstudienzeit abzuschließen, kritisierte. In Sachsen-Anhalt gibt es ab dem 4. Semester über der Regelstudienzeit eine Studiengebühr von 500 € monatlich. Durch diesen Kostendruck und die ohnehin schwierige finanzielle Situation vieler StudentInnen bleibt wenig Zeit für einen Blick über den Tellerrand des eigenen Fachs. Es werden zunehmend nur die em­pfohlenen Vorlesungen und Seminare besucht, um die notwendigen Scheine zu bekommen. Diese Entwicklung geht einher mit der Abschaffung vermeintlich unrentabler Studiengänge, in Halle konkret die Körperbehindertenpädagogik, und der Fokussierung auf eine möglichst gute wirtschaftliche Verwertbarkeit der ausgebildeten Menschen. In anderen Bundesländern sind reguläre Studiengebühren bereits beschlossene Sache. Dort ist der Druck auf die StudentInnen nochmal um ein Vielfaches höher.

Einkommensabhängig
In den Redebeiträgen wurde sich auch gegen die strenge Selektierung im deutschen Schulsystem ausgesprochen. So ist nicht erst seit der letzten OSZE-Studie bekannt, dass der Zugang zu Gymnasien entscheidend vom Einkommen der Eltern abhängt. Es wurde grundsätzliche Durchlässigkeit der verschiedenen Schulsysteme, vor allem nach oben, gefordert und generell die strenge Unterteilung in verschiedene Schultypen kritisiert.
Dass trotz der verweigerten Unterstützung des StudentInnenrates der Martin-Luther-Universität Halle eine kraftvolle und gut sichtbare Demo zustande kam, ist nicht zuletzt dem AK Protest  sowie der Unterstützung der GEW und ver.di  zu verdanken. So wurden auch vom nahegelegenen Leipzig einige Busse mit DemoteilnehmerInnen und ein Fahrradkorso organisiert. Obwohl die Demo selbst durchweg friedlich verlief, ließ es sich die Polizei (wie schon oft bei friedlichen Bildungsprotesten) nicht nehmen, durchgängig das Geschehen abzufilmen. Eine gelungene Aktion war dann neben den Stop-and-go-Einlagen noch die kurzzeitige Besetzung des Franckeplatzes, was den frühabendlichen Feierabendverkehr zum Erliegen brachte. Viele der PassantInnen nahmen diese Aktion der DemoteilnehmerInnen mit Wohlwollen auf.

Diese erfolgreiche Demo in Halle soll den Anfang zu weiterer Aktionen im Bildungsbereich stellen. So ist eine an den „Summer of Resistance“ angelehnte Reihe von Infoveranstaltungen, Alternativ-Vorlesungen und Demos in diesem Winter geplant. Bleibt zu hoffen, dass dieses Ereignis nicht die Ausnahme im bildungspolitisch sonst eher ruhigen Teil des Landes bleibt und sich das Protestfieber über den Jahreswechsel hält.

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