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Feminismus

Frauen und Erwerbsarbeit

Von Barbara Schulz | 01.06.2011

Mit einer Änderung des Unterhaltsrechts von 2008 verstärkt sich der Druck auf Alleinerziehende, und das sind immer noch vorwiegend Frauen.

Mit einer Änderung des Unterhaltsrechts von 2008 verstärkt sich der Druck auf Alleinerziehende, und das sind immer noch vorwiegend Frauen.

Vollzeitmutter oder Vollzeitvater kann mensch nur noch die ersten drei Jahre des Kindes sein und Unterhalt beziehen. Danach sollte mensch eine Ganztagsbetreuung für sein/e Kind/er haben, um ganztags zu arbeiten. Ein Urteil des BGH geht davon aus, dass Ganztagsbetreuung bis 17 Uhr eine Vollbeschäftigung möglich macht. Das ist im Prinzip richtig, aber in der Realität nicht ganz so einfach. Das Gericht bezieht sich auf den Einzelfall, denn Voraussetzung ist Ganztagsbetreuung, aber auch die Arbeitszeitregelung muss stimmen. Die Wege dürfen nicht zu lang sein und – und – und. Karriere dürfte kaum zu machen sein. Wirklich interessant wird es, wenn es eine sichtbare Zahl von Männern gibt, die sich dem unterwerfen.

Es ist laut OECD-Familienstudie von Vorteil für Kinder, wenn der Staat in frühkindliche Bildung investiert. Früh geförderte Kinder zeigen ein besseres Sozialverhalten und bessere Bildung, geringe Kinderarmut ist auch von Vorteil. Vorbild ist laut Studie Dänemark.
Zudem ist die Geburtenrate in Ländern, wo die erwerbstätigen Frauen sich auf eine staatlich organisierte Kinderbetreuung verlassen können, höher als etwa in Deutschland mit 1,4 Kindern, OECD Durchschnitt sind 1,7. Das Elterngeld hat in diesem Bereich gar nichts gebracht!

Im wahren Leben sind die Erwerbsarbeitsstunden der Mütter laut Mikrozensus zwischen 2000 und 2007 gesunken. Im Jahr 2000 arbeiteten Mütter mit Kindern im Westen durchschnittlich 18,7 Wochenstunden, 2007 noch 16,7; im Osten 27,9 Stunden bzw. 23,4.
Selbst bei Kindern über 15 Jahren arbeitet nur jede vierte Mutter Vollzeit, Väter haben eine Quote von 96 Prozent. Geringfügige Beschäftigung und Ehegattensplitting sind Gründe, weshalb Frauen Vollzeit meiden, es lohnt sich oft finanziell nicht. Was für Frauen etwa bei Scheidung dann im Alter bleibt, ist Armut.

Unbezahlte Arbeit ist weiblich, durchschnittlich 3,6 Stunden pro Tag wird unbezahlt gearbeitet. Die traditionelle Hausarbeit dauerte vor hundert Jahren noch 58 Stunden pro Woche, in den siebziger Jahren waren es noch 18 Stunden, damit sind aber nicht alle Tätigkeiten erschöpfend erfasst. Statistisch leisten Frauen in Deutschland täglich 100 Minuten länger unbezahlte Arbeit als Männer. (In Spanien übrigens 180 Minuten)

Frigga Haug beschäftigt sich mit der Vier-in-einem Perspektive1  mit der gerechten Verteilung der Tätigkeiten. Aber schon August Bebel hat für „die Frau in der neuen Gesellschaft“ 1879 die Teilhabe an Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, gesellschaftlicher Arbeit und Beschäftigung für sich selbst vorgesehen. Wir sehen das für alle Menschen.

1     http://tinyurl.com/3pccent

 

Frauen in Tunesien
In Anlehnung an einen Artikel von Alex Riva:
Frauen haben auch einen großen Anteil an den Veränderungen in Tunesien. Zwar war ihre Situation in vielen Bereichen besser als in Nachbarstaaten. So haben sie das Wahlrecht, Mädchen haben Zugang zur Bildung, die Vielehe ist verboten, es gibt seit 1973 das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.
Hier sehen Frauen einen Einbruch. Der medikamentöse Abbruch, der 2009 einen Anteil von 55 % an den registrierten Abbrüchen hatte, wird in verschiedenen Kliniken eingestellt. Sexualität vor der Ehe ist in gewisser Weise stigmatisiert.
Für die Wahlen gilt Parität bei den aufgestellten Kandidat­Innen, was schwierig ist. Gegenwärtig sind nur 2 Frauen in der 20-köpfigen Übergangsregierung. Die soziale Lage der Frauen hat sich nicht verändert, Frauen haben einen Anteil von 27 % an der Erwerbsbevölkerung, die Arbeitslosigkeit ist gestiegen. Das Erbrecht benachteiligt Frauen weiterhin, ihnen steht nur die Hälfte des männlichen Anteils zu.
Dennoch sehen Frauen gesellschaftliche Veränderungen, größere Freiheiten etwa für die Künste. Es bleibt Hoffnung!

 

 

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