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Feminismus

Frauen nicht um die Errungenschaften der Revolution betrügen!

Von Edith Bartelmus-Scholich | 01.03.2011

Hunderttausende ägyptische Frauen sind Revolutionärinnen. Wochenlang haben sie gemeinsam mit Männern gekämpft, bis das Mubarak-Regime in seinen Grundfesten erschüttert war. Gerufen hatte sie niemand. Die ägyptische Gesellschaft hat Frauen bislang stets einen Platz im Hintergrund, nicht aber an der Frontlinie gesellschaftlicher Auseinandersetzungen zugewiesen.

Hunderttausende ägyptische Frauen sind Revolutionärinnen. Wochenlang haben sie gemeinsam mit Männern gekämpft, bis das Mubarak-Regime in seinen Grundfesten erschüttert war. Gerufen hatte sie niemand. Die ägyptische Gesellschaft hat Frauen bislang stets einen Platz im Hintergrund, nicht aber an der Frontlinie gesellschaftlicher Auseinandersetzungen zugewiesen.

Mit Beginn der Revolution haben viele Frauen diese geschlechtsspezifischen Zuschreibungen durchbrochen. Sie haben sich selbst ermächtigt, in den Prozess einzugreifen. Daher kann der Eingriff der Frauen in die Auseinandersetzungen auf den Straßen, ihr Ausharren auf dem Tahrir-Platz, ihr öffentlicher Kampf um demokratische Rechte gar nicht hoch genug bewertet werden.
Im Aufstand gegen das Mubarak-Regime erreichten Frauen in Ägypten die Gleichberechtigung. Sie nahmen die gleichen Aufgaben wie Männer wahr und genossen den gleichen Respekt. Im Ringen um eine neue politische Ordnung, nun nach dem Sturz Mubaraks, bleiben sie jedoch außen vor.

Nun wird nämlich nicht mehr auf der Straße und im Kampf entschieden, sondern am Verhandlungstisch. Da der Druck der Revolution zunächst nicht groß genug war, um das alte Regime wegzufegen, verhandeln nun dessen maßgebliche Stützen, allen voran die Armee, mit den Vertretern der aufständischen Bevölkerung, die sich die überkommenen Eliten selbst aussuchen.

Dem vom Militärrat eingesetzten Verfassungsrat gehören drei Jura-Professoren, ein pensionierter Richter, ein Anwalt und drei „Berater“ an. Alle sind alte Männer, sozial am Rande des bisherigen Establishments zu verorten. Die Gruppen, die die Revolution am stärksten tragen, junge Menschen und Frauen, haben keinen Platz am Verhandlungstisch. Dies ist ein deutliches Signal, die RevolutionärInnen an der Umgestaltung nicht wirklich beteiligen zu wollen.

Für die kämpfenden Frauen birgt die Nichtteilnahme von Frauen am Verfassungsrat die Gefahr, dass die auf der Straße erkämpfte Gleichberechtigung der Geschlechter nun noch nicht einmal formal in der Verfassung festgeschrieben wird. Sollte dies unterbleiben, wäre noch nicht einmal das Ziel einer bürgerlichen, demokratischen Revolution erreicht.

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