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Feminismus

Frauen in Bewegung

Von B.S. | 01.12.2008

Kurzmeldungen aus der internationalen Frauenbewegung (12/2008)

Gewichtung
Unter der Überschrift „Karsai Bruder entgeht Bombe“ findet sich in der FR am Ende des Artikels ein Bericht über die Angriffe auf Schulmädchen in der Provinz Kandahar. Bei dem Säureattentat wurden drei Schulmädchen schwer verätzt, andere leichter verletzt. Auch in einem zweiten Fall bewarfen Motorradfahrende Schülerinnen und Lehrerinnen mit Säure. Frauen sollen aus der Öffentlichkeit verschwinden, so die radikale Talibanmeinung. Schulbildung ist gefährlich – für die Mädchen?

Da freut sich mensch, wenn in der indonesischen Provinz Aceh eine Frauenrechte-Charta verabschiedet wird. Die gerechte Behandlung von Frauen stehe im Einklang mit dem Islam. So orientiert sich die Charta an der Uno, die Diskriminierung von Frauen zu überwinden. Welche Praxis daraus erwächst, weiß mensch nicht, aber in der Theorie ist etwas geschehen.
Diskriminierung I
Weltweit bleibt die Diskriminierung von Frauen. 60% der ärmsten Milliarde der Menschheit sind Frauen, und sogar zwei Drittel der weltweit 960 Millionen erwachsenen Analphabeten sind weiblich, und 70% der Kinder, die keine Schule besuchen, sind Mädchen. Schon als Teenager bekommen 14 Millionen Mädchen Kinder, die Hälfte ungewollt. Es haben aber auch 200 Millionen Frauen keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. Das sind sehr abstrakte Feststellungen, aber dahinter stehen lebendige Menschen und ihre Schicksale.
Diskriminierung II
Unter www.gender-index.de kann mensch sich ein Bild von der Gleichberechtigung in der BRD machen. Mit 19 Indikatoren aus amtlichen Statistiken wird eine farbige Landkarte abgebildet, die z. T. in Prozentzahlen die Geschlechterverhältnisse darstellt. Mensch kann verschiedene Bereiche abfragen, etwa die Chancengleichheit bei Löhnen, Ausbildung usf.

Die Bundesrepublik ist auf der Rangliste des Weltwirtschaftsforums über die Gleichstellung von Platz 7 auf Platz 11 gerutscht!
Gefahr?
Bei dem Versuch, eine neue Regelung für die Spätabtreibung zu finden, wird geargwöhnt, dass die Unionsparteien sich erneut mit dem §218 beschäftigen werden. 2007 wurden 229 Schwangerschaften aufgrund einer medizinisch-sozialen Indikation nach der 22. Woche beendet. Es ist seltsam, dass wegen einer derartigen Zahl ein neues Gesetz geschaffen werden sollte.

Zugleich müsste nach Empfehlung des Europarates die Zahl der Plätze in Frauenhäusern 11000 betragen, es gibt aber nur 7 000 in etwa 360 Frauenhäusern. Die autonomen Frauenhäuser nahmen 2006 etwa 5 000 Schutzsuchende auf, mussten aber wegen Platzmangel ebenso viele abweisen. Die Kosten müssen die Frauen zunehmend selbst tragen, was leicht dazu führt, dass sie zu ihren prügelnden „Partnern“ zurückkehren. 

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