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Feminismus

Frauen in Bewegung (04/2011)

Von Barbara Schulz | 01.04.2011

Kurzmeldungen aus der internationalen Frauenbewegung (04/2011)

Deutschland 1
Jede dritte Frau mit Vollzeitjob arbeitet im Niedriglohnsektor! Von den 7,3 Millionen weiblichen Vollzeitkräften sind 33 Prozent Geringverdienende, bei den Männern sind es lediglich 13 Prozent. Noch drastischer ist es, dass 68 Prozent der niedriglohnempfangenden Frauen sind. Die Niedriglohnschwelle – zwei Drittel des mittleren Einkommens – beträgt im Westen 1870 Euro, im Osten 1367 Euro Monatsbrutto einschließlich Zuschlägen. Noch einige Beispiele: Der tarifliche Mindestlohn in der Pflegebranche beträgt im Westen 8,50 Euro je Stunde, im Baugewerbe 10,90 Euro, das sind immerhin 28 % Unterschied. Die tarifliche Grundvergütung einer Verkäuferin beträgt 1680 Euro, die eines Druckers 2336 Euro. Der kleine Unterschied und seine großen Folgen!
Deutschland 2
Entgegen den Unkenrufen, die das Abtreibungsrecht 1996 begleitet haben, handeln Frauen nicht so „verantwortungslos“ wie vermutet wurde. Die Zahl der Abtreibungen ist 2010 gesunken. Auf 10 000 Frauen unter 45 Jahren kommen statistisch 71 Abtreibungen. 1996 waren es 76, 2004 sogar 78. 2010 wurden 110 400 Abtreibungen gemeldet.
Afghanistan
Gegenwärtig sieht es so aus, als könnten die von NGOs betriebenen Frauenhäuser in Afghanistan bestehen bleiben. Die Regierung stimmte einer gemeinsamen Kommission zu, die die Einrichtungen überwachen und neue errichten soll. Der Vorwurf der Förderung der Prostitution wurde zurückgenommen. Die Frauenhäuser, die Frauen vor allem vor der häuslichen Gewalt schützen sollen, greifen in die Familienstrukturen ein. Sie sind aber auch deshalb ein Problem, weil sie einen Teil der Hilfsgelder der Kontrolle der Regierung entziehen und damit auch die Korruption begrenzen.
Ägypten
„Zu Ägypten passt eine solche Rolle der Frau nicht“, so Ismail Habi. Der Internationale Frauentag wurde in Kairo auf dem Tahrirplatz begangen. Seit dem Rücktritt von Mubarak wird der Platz auch für spontane Feiern genutzt. Neben den Frauen, die den 8. März begingen, waren auch andere, sogar gegnerische Gruppen. Die Frauen demonstrierten für gleiche Rechte und gingen davon aus, dass „während der Proteste ein neues Bewusstsein entstanden“ ist, so Leila Eman.

Es gibt aber auch deutliche Ablehnung. „Es ist schlecht für das Land, wenn Frauen wichtige Posten übernehmen“; so Ismail Habi. Kritisierende sehen in den Demonstrierenden Vertreterinnen eines höheren sozialen Status, sie sehen für sich andere Probleme. Dahinter steht vielleicht auch die Sehnsucht nach „Normalität“. Frauen wie Leila Eman sagen aber, dass sie Teil der Revolution sind. „Wir wollen sichtbar sein“.

Am späten Nachmittag des 8. März entwickelten sich aus den Diskussionen auch Handgreiflichkeiten und sexuelle Übergriffe.­ ­Diese Übergriffe haben die Frauen vor der Revolution schon an den Demonstrationen gehindert. Es wird außerordentlich schwer werden für die Frauen in Ägypten. In der Verfassungskommission ist keine einzige Frau! Für die 80 jährige Nawal el-Sadawi ist sie „ein Klub der alten Männer“.

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