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Feminismus

Frauen in Bewegung (02/2012)

Von Barbara Schulz | 01.02.2012

Kurzmeldungen aus der internationalen Frauenbewegung (02/2012)

Fortsetzung der unendlichen Geschichte
Am Beispiel des Betreuungsgeldes für die nicht in Anspruch genommene gesellschaftliche Kleinkindbetreuung ist die Unsicherheit der Regierenden wunderbar festmachbar. Unternehmer sprechen sich dagegen aus, weil sie die Arbeitskraft der Mütter durchaus schätzen. Mütter sind leicht handhabbar, sie bevorzugen Teilzeitjobs. Die CSU hält eisern am Betreuungsgeld fest, sie muss ein konservatives Familienbild erhalten. Die Ausführung aber ist vollkommen offen. Bei einer kleinen Anfrage der SPD wurden von 34 Fragen zwei beantwortet. Die Ausgestaltung ist „im Stadium der Prüfung“. Die Einführung soll spätestens am 1. August 2013 erfolgen, die Höhe ist noch nicht ersichtlich.
Währenddessen beginnt das alte Familienmodell: Vater = Ernährer/Verdiener, Mutter = Hausfrau/Zuverdienerin zu schwinden. 2010 war die Hälfte der Mütter mit Kindern unter zwei Jahren erwerbstätig, im Westen der Republik 79 % in Teilzeit, im Osten 53 % in Vollzeit. Selbst die Kinder sollen laut einer Befragung in ihrer großen Mehrheit „total froh“ oder „eher froh“ über die Erwerbstätigkeit ihrer Mütter sein!
Übrigens nach einer Untersuchung in Schweden sollen die Vätermonate bei der Elternzeit die Scheidungsrate gesenkt haben, sogar die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Kindes soll durch die väterliche Erziehungsarbeit gestiegen sein!
Sind wir uns das schuldig?
Wir Frauen sind uns laut Rita Süßmuth schuldig, eine 30 % Frauenquote bei den Spitzenjobs – Aufsichtsräte und Vorstände – in der Wirtschaft durchzusetzen. Auch einige Abgeordnete der Linken haben einen solchen Antrag im Bundestag unterstützt, was durchaus zu Widerspruch geführt hat. Wenn schon, dann „die Hälfte des Himmels“! Es ist nicht ausschlaggebend, ob der Kapitalismus männlich oder weiblich herrscht, aber 30Prozent, das ist falsche Bescheidenheit!
Marokko
Anfang Januar wurde die neue Regierung in Rabat ernannt. Zwar ernennt König Mohamed VI. die Mitglieder der Regierung, orientiert sich dabei aber an dem Ergebnis der Parlamentswahlen. In der marokkanischen Regierung gibt es eine einzige Frau, Bassima Hakkaoui, für das Ressort Solidarität, Familie und Soziale Entwicklung. Sie gehört der gemäßigt islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PjD) an.
Ägypten
Der Militärrat hat sein Bedauern über die Übergriffe von Soldaten im Dezember auf demonstrierende Frauen ausgesprochen. Dass eine verschleierte Demonstrantin verprügelt und teilweise entblößt wurde, hat heftige Reaktionen ausgelöst. 10 000 Frauen demonstrierten in Kairo.
Zum heutigen Tage ist noch nicht veröffentlicht, wie viele Frauen in der neu gewählten Vertretung sind, aber die Schätzungen gehen teilweise von einem Dutzend aus. Das wären weniger als die 12 % zu Mubaraks Zeiten. Gleichzeitig wird erwartet, dass sich die Frauen nicht wieder in den Hintergrund drängen lassen. Es gibt auch Äußerungen, dass die Frauen die Verliererinnen sind. n

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