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Feminismus

Frauen in Bewegung (02/2010)

Von B. S. | 01.02.2010

Kurzmeldungen aus der internationalen Frauenbewegung (02/2010)

Prekär
In der BRD haben nur noch 60 %  der Arbeitenden eine unbefristete Vollzeitstelle. In der Industrie sind Vollzeitstellen noch vorherrschend, im Dienstleistungssektor weniger. So arbeiten nur noch 43,3 Prozent der Frauen auf unbefristeten Stellen, ihr Anteil ging von 2001 bis 2008 von 48 Prozent auf 43,3 zurück. Die Lebenssituation von Frauen erscheint wenig positiv!
Schwangerschaftsabbruch
Seit Jahren lässt sich feststellen, dass Sexualaufklärung, Verhütungsmittel und sichere Möglichkeiten des Schwangerschaftsabbruchs zu sinkenden Zahlen führen. Bis September letzten Jahres waren es 83 000 Abbrüche, knapp sechs Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres. Dass die absoluten Zahlen sinken, hängt aber auch damit zusammen, dass die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter sinkt – von 16,9 Millionen 2000 auf 15,7 Millionen 2008. Die Beratungsregelung ist die Grundlage für 97 % der Abbrüche, medizinische Gründe und Vergewaltigungen spielen nur eine geringe Rolle. Am häufigsten war die Absaugmethode, aber die Verwendung von Mifegyne, d. h. der medikamentöse Abbruch nimmt zu.
Geburten
Ein Drittel der etwa 663 000 Neugeborenen im Jahre 208 kam durch Kaiserschnitt zur Welt, die Weltgesundheitsorganisation hält maximal fünfzehn Prozent für sinnvoll. Die hohe Zahl hat mit dem Alter der Gebärenden zu tun, höheres Alter ist mit Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht verbunden, aber auch mit dem geringeren Vertrauen gerade der gebildeten Mittelschichtfrauen und Akademikerinnen in ihren Körper. Die Unwägbarkeiten der spontanen Geburt verunsichern sie. Nachdenklich machen muss mensch aber auch, dass ein Krankenhaus für einen komplikationslosen Kaiserschnitt, der normalerweise 30 Minuten dauert, 2800 Euro kassiert, für eine Spontangeburt, deren Dauer nicht vorhersehbar ist, 1600 Euro. Welche Empfehlung vermuten wir?
EU
Ist der Stolz der EU auf die Gleichstellungspolitik berechtigt? Gerade mal 9 von 27 Kommissionsmitgliedern sind weiblich, immerhin ein Drittel. Das ist bei den diversen merkwürdigen Proporzvorstellungen nicht ganz ohne Bedeutung. Eine andere Politik erwartet allerdings auch bei Quotierung niemand!
„Wohltaten“
Unter den vorgesehenen Wohltaten der schwarz-gelben Regierung findet sich auch die Erhöhung des Schonvermögens, so es denn der Altersvorsorge gilt, wenn mensch unter Hartz IV fällt. Statt 250 € sollen 750 € pro Lebensjahr erhalten bleiben. Welche Alleinerziehende hat 25 000 bis 30 000 Euro für die Altersvorsorge zurückgelegt? Teilzeitjobs, Minijobs, prekäre Jobs treffen Frauen stärker als Männer, Frauen stellen 91 % der Alleinerziehenden.
Frauen verwenden eventuelle Überschüsse kaum für die Altersvorsorge, eher für die Alltagsvorsorge! Statt der unterschiedlichen Möglichkeiten gilt es vorrangig das AGL II auf ein Niveau zu heben, das die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht – dann müssten sich auch die Löhne ändern.
Der Westen hinkt nach!
Noch immer ist die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahren recht gering, im Osten aber erheblich höher als in Westen. Alle ostdeutschen Länder liegen über dem Durchschnitt von 20,4 %, einzig Hamburg als westliches Land liegt mit 25,7 % darüber. Spitzenreiter ist mit 55,1 % Sachsen-Anhalt, Schlusslicht mit 11,6 % Nord­rhein-Westfalen. Aber trotz aller wissenschaftlichen Studien beharrt die Regierung auf der Einführung des Betreuungsgeldes. Sie wird sich schwer tun, das Angebot an Betreuungsplätzen bis 2013 auf das beschlossene Niveau zu erhöhen. Das wird dazu führen, dass schon der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und angemessenen Räumlichkeiten den Erfolg gefährdet. Und wer wird dann sagen, er oder sie habe ja so recht gehabt: Kinder gehörten zur Mutter!

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