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Betrieb & Gewerkschaft

Folter bei VW?

Von Heinz Jandl | 12.05.2015

"Ich arbeite da also, plötzlich spüre ich im Rücken einen Gewehrlauf. Ich drehe mich um und sehe einen Agenten vom Geheimdienst mit einem Maschinengewehr. Gleich daneben lehnt an einer Säule Coronel Rudge. In der Hand hielt er einen Revolver.“

Adhemar Rudge, der Mann mit dem Revolver, war der Sicherheitschef im VW-Werk. Die Arbeiter nannten den ehemaligen Militär nur Coronel, Oberst.

„Als Erstes habe ich einen Schlag direkt ins Gesicht bekommen. Peng machte es. ‚Schämst du dich nicht?‘ meinten sie. Dann folgte ein Schlag in den Magen, Tritte. Sie folterten mich mitten in der VW-Personalabteilung ….“

So die Aussage eines VW-Gewerkschaftskollegen, der 1964 bis 1972 im VW-Werk bei SaO Paulo in Brasilien arbeitete und heimliches Mitglied der kommunistischen Partei war. Er wusste nicht, dass VW mit der Militärdiktatur zusammenarbeitete. Monatelang wurde er anschließend mit 22 weiteren VW-Kollegen in der Geheimdienstzentrale gefoltert.

Die Aussagen der Arbeiter vor der brasilianischen „Wahrheitskommission“ zur Aufarbeitung der Diktatur werden auch von dem His­toriker Rodolfo Machado bestätigt, der im Auftrag der Kommission die Archive aus der Zeit der Militärdiktatur durchforstet. Er berichtet auch von „schwarzen Listen“ gewerkschaftlich organisierter Kollegen, die von VW an die Geheimpolizei der Militärdiktatur weiterge­reicht wurden. In dem 1953 gegründeten drittgrößten Werk des Konzerns schuften heute 22.000 Menschen.

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