Nachdem die erste internationale antifaschistische Konferenz, die für Mai 2024 geplant war, wegen Überschwemmungen in Porto Alegre annulliert werden musste, wird sie nun im nächsten Jahr in der Hauptstadt von Rio Grande do Sul stattfinden.
Diese Verschiebung ist ein Ergebnis der Klimakrise, die Auswirkungen auf die gastgebende Stadt sind so schwerwiegend, dass der Flughafen von Porto Alegre bis heute geschlossen ist. Die Verheerungen waren ungeheuer groß, Menschenleben, Wohnungen, Erinnerungen, Hab und Gut gingen verloren. Während diese Tragödie uns gezwungen hat, die Konferenz aufzuschieben, macht sie noch notwendiger, dass sie durchgeführt, um einen der großen Stränge der heutigen extremen Rechten zu bekämpfen: die Leugnung der menschengemachten Klimaveränderungen.
Im Mai nächsten Jahres werden wir voll darauf vorbereitet sein, Delegationen aus aller Welt zu begrüßen, einige haben ihre Teilnahme bereits angekündigt, viele habe ihre Flüge schon gebucht und sich darauf vorbereitet, Porto Alegre einmal mehr zu einer Drehscheibe für Widerstand und Alternativen zu machen. Daher verbreiten wir den ursprünglichen Aufruf zusammen mit dem neuen Datum, so dass wir die 1. Internationale Antifaschistische Konferenz vom 15. bis 18. Mai gemeinsam durchführen können.
Gegenwärtig gibt es einen intensiven Streit über das Gesellschaftsprojekt. Das brasilianische Volk hat die Tragödie der Bolsonaro-Regierung durchlebt und in Bezug auf dieses völkermörderische und autoritäre Projekt seine Schlussfolgerungen gezogen. Über viele soziale und politische Kämpfe sind wir dazu imstande gewesen, ihm in Wahlen eine Niederlage beizubringen, doch ist der „Bolsonarismus“, wie wir ihn nennen, nach wie vor sowohl institutionell als auch regional im Alltag der Gesellschaft präsent.
Aus dieser traumatischen und doch auch erhellenden Erfahrung haben wir etwas über die Widerstandsfähigkeit und die Koordinierung rechtsextremer Bewegungen bei ihren Bestrebungen, den Kapitalismus aufrecht zu erhalten, gelernt. Diese Dimension schwingt bei internationalen neofaschistischen und rechtsextremen Bewegungen mit, die sich global organisieren. Trump kann zu der US-Präsidentschaftswahl antreten und hat reale Chancen, diese zu gewinnen. Netanjahu betreibt einen Genozid an den Palästinenser:innen, der von der internationalen Gemeinschaft als solcher anerkannt wird. Und in unserem Nachbarland Argentinien ist Milei dabei, ein regelrechtes „Laboratorium“ zu schaffen, mit dem ein Kriegsplan gegen die Arbeiterklasse, die Volksschichten und die Jugend entwickelt und sowohl die sozialen als auch die demokratischen historischen Errungenschaften beseitigt werden sollen.
In Porto Alegre, der Hauptstadt von bedeutenden Traditionen und demokratischen Bestrebungen, wollen wir eine Erfahrung der Einheit zwischen sozialen und politischen Bewegungen schaffen, die eine kämpferische Präsenz und Relevanz in der Gesellschaft, auf Wahlebene und in der breiteren ideologischen und politischen Landschaft haben. Wir benennen den Kampf gegen die extreme Rechte an mehreren Fronten als Priorität, dies basiert auf wichtigen Übereinstimmungen, wobei wir natürlich von unseren Unterschiede wissen.
Auf Initiative von PSOL und PT aus Rio Grande do Sul rufen wir die internationalen antifaschistischen Bewegungen dazu auf, einen Dialog zu eröffnen, der der Zerstörung durch die Herolde des konservativen Ultraliberalismus entgegentreten kann, wobei die Einheit auf der Straße gegen die extreme Rechte Vorrang hat. Porto Alegre war das Zentrum des Volkswiderstandes, der 1961 einen Putsch niederschlug, und es war der Veranstaltungsort des Weltsozialforums zu Beginn dieses Jahrhunderts, das Tausende zusammenbrachte, die sich am Aufbau eines anderen globalen Projekts beteiligt haben.
Indem wir unterschiedliche Auffassungen über diese Erfahrung beiseitelassen, wollen wir nun einen Schritt nach vorne machen, einen notwendigen Schritt. Die Mobilisierungen und bedeutenden sozialen Kämpfe gegen die extreme Rechte und ihre Pläne sind die andere Seite der Medaille im internationalen Maßstab. Hunderttausende sind in Deutschland gegen die Neonazi-Partei auf die Straße gegangen und haben dasselbe zur Verteidigung des palästinensischen Volkes auf fünf Kontinenten getan, ebenso wie in Argentinien mit dem massiven Widerstand der Arbeiterklasse und der Volksschichten gegen Milei. Der erste Generalstreik des Jahres im Januar führte zu einer massiven nationalen Mobilisierung, die über die Gewerkschaften hinausging und eine Vielzahl von Arbeitersektoren, Stadtvierteln, Volksversammlungen, kulturellen Einrichtungen, Medien, Jugendlichen und Arbeitern im Allgemeinen zusammenbrachte, die sich alle, die sich mehr nach links radikalisiert hatten, in der Mobilisierung vereinigten und eine echte Einheitsfront zum Sieg über Milei bildeten. Diese Mobilisierung veränderte das Szenario, und schließlich wurden die reaktionären Gesetzesentwürfe, die Milei durchsetzen wollte, im Kongress abgelehnt.
Ausgehend von diesen Kämpfen wollen wir uns im Mai in Porto Alegre versammeln, um zu organisieren und zu diskutieren, wie wir auf der Straße und in verschiedenen Räumen einen Kampf führen können, der in der Lage ist, Ausdrucksformen der extremen Rechten und des Faschismus zu besiegen, den Weg für die Solidarität unter den kämpfenden Menschen zu ebnen, die sozialen und wirtschaftlichen Rechte und Freiheiten, die Umwelt, die Wissenschaft und die Kunst zu verteidigen und sich gegen alle Formen von Ausbeutung, Fremdenfeindlichkeit oder jede andere Art von Unterdrückung zu wenden.
Wir rufen alle Organisationen, Persönlichkeiten, Bewegungen und politisch Aktiven, die sich anschließen möchten, auf, Teil dieses Raums und dieser Initiative zu werden!
Laura Sito, Vorsitzende der PT in Porto Alegre
Roberto Robaina, Vorsitzender der PSOL in Porto Alegre
Zuerst veröffentlicht im August 2024
Auf Englisch, Französisch und Kastilisch auf der Webseite der Vierten Internationale veröffentlicht; übersetzt von Wilfried
Webseite für die Konferenz mit Informationen auf Portugiesisch, Englisch, Spanisch, Französisch und der Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren: https://www.antifas.org/