Schon in der 4. Verhandlungsrunde haben IG Metall und Gesamtmetall in der Metall- und Elektroindustrie einen „Kompromiss“ vorgelegt, der große Teil der Mitglieder enttäuscht und hinter allen Erwartungen zurückbleibt.
Im Detail wurde folgendes vereinbart:
- eine Einmalzahlung von 600 Euro bis Februar 2025
- 2 Prozent mehr Entgelt ab dem 1. April 2025
- Weitere 3,1 Prozent ab dem 1. April 2026
- 140 Euro mehr für Auszubildende ab Januar 2025 und 3,1 Prozent ab 1. April 2026
- Erhöhung des jährlichen „Tariflichen Zusatzgeldes“ (T-ZUG B) von derzeit rund 630 Euro auf 900 Euro ab Februar 2026 als soziale Komponente
- Laufzeit bis Ende Oktober 2026
Statt der geforderten 7 Prozent: 5,1 Prozent über 25 Monate – in Wirklichkeit ist das unter Berücksichtigung der beschlossenen Leermonate eine Erhöhung von etwa 1,8 Prozent, also weniger als die offizielle Inflation. Einmalzahlungen von 600 Euro brutto? Diese sind nicht tabellenwirksam und nicht mal eine Entlastung. Insgesamt wird mit diesem Abschluss alles auf die Schulter der Kolleg:innen geladen..
Dieses Ergebnis zeigt: Die IG Metall-Führung ist bereit, die sozialen Interessen ihrer Mitglieder für einen falschen Frieden in den Betrieben zu opfern. Ihre Rolle als Massenorganisation der Kolleg:innen erfüllt sie nicht – den Chefs in den Konzernzentralen geben sie einen Grund zum Feiern. Das ist als ein weiterer Schritt der Führungsspitze hin zur Vertiefung einer klassenpolitisch erfolglosen Sozialpartnerschaft einzuordnen.
Anpassung oder Widerstand?
In einer Zeit, in der die Arbeiter:innen durch die anhaltenden Preissteigerungen und massive Arbeitsplatzvernichtung bedroht sind, hätte es eine klare Kampfansage gebraucht – und das wäre absolut im Rahmen des Möglichen gewesen. Die Differenzierungsklausel, die Unternehmen erlaubt, Sonderzahlungen zu kürzen oder auszusetzen, ist ein massiver Rückschritt – in einer Situation, in der Betriebsräte immer mehr unter Druck geraten, sollten sie den Konflikt darum im Betrieb austragen müssen. Den Großkonzernen wird in die Hände gespielt, und die Kampfkraft der Gewerkschaft untergraben.
Es ist Zeit für eine gewerkschaftspolitische Wende!
Deutschland steht für alle spürbar am politischen Scheideweg. Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse spitzen sich unter der Bedingung der immer explosiver wirkenden internationalen Konkurrenz zu. Ob Krieg in der Ukraine, im westasiatischen Raum oder der sich durch Trump weiter verschärfende Handelskrieg mit China: es wird stürmisch. In diesen Stürmen spielen Gewerkschaften eine wichtige Rolle: Als Ausdruck der Interessen der Arbeiter:innen oder als Beiwerk zum Umsetzung imperialistischer Ziele, seien sie wirtschaftlich oder militärisch. Die heutige IG-Metall-Führung scheut sich vor dieser Auseinandersetzung. Dabei wissen wir, dass entschlossene Arbeitskämpfe gerade in Krisenzeiten den entscheidenden Unterschied machen.
Wenn Konzerne Milliardengewinne verbuchen, während Arbeiter:innen die Preissteigerungen stemmen müssen, wird klar: Ein solches Ergebnis ist inakzeptabel und nutzt nur den Kapitalisten .
Die wahren Profiteure dieser Vereinbarung
Mit Rekordgewinnen in den Bilanzen und „Sondermaßnahmen“ zu Lasten der Beschäftigten sichern sich Unternehmen wie Volkswagen und ZF weiterhin ihre Profite – wenn auch keine, die mit der Konkurrenz mithalten können. Das ist aber nicht das Problem der Kolleg:innen, denn während der Staat die Konzerne mit Subventionen unterstützt, bleiben die Interessen der Arbeiterschaft auf der Strecke. Die IG Metall hat die Verantwortung, konsequent die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten und reale Verbesserungen durchzusetzen.
Der Aufbau klassenkämpferischer Strukturen ist gefragt!
Der Frust in den Betrieben wächst zu Recht, aber er ändert in dieser Gemengelage nichts. Die Aufgabe, betriebliche Strukturen aufzubauen und zu stärken, bleibt zentral. Nur so kann die gewerkschaftliche Gegenmacht wieder aufgebaut werden und die Idee vom gemeinsamen Boot, in dem wir angeblich sitzen, überwunden werden. Der Aufbau solcher Strukturen ist entscheidend, um dem Anpassungskurs der IGM-Führung eine durchsetzungsfähige Alternative entgegenzusetzen. Nur so wird perspektivisch ein Kurswechsel möglich – hin zu einer Gewerkschaftsbewegung, die den Widerstand gegen den Klassenkampf von oben nicht scheut und die Kraft ihrer Basis wirklich mobilisiert!