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Bildung, Jugend

Demo in Potsdam gegen neues Schulgesetz

Von Korrespondent Potsdam | 01.01.2007
In Potsdam demonstrierten am 12.12. rund 1000 SchülerInnen gegen das neue Schulgesetz. Die Demonstration wurde von einem linken SchülerInnenbündnis (ak bildung) organisiert und forderte die Rücknahme der 16. Schulgesetznovelle. In Brandenburg ist es laut dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport notwendig, aufgrund der rückgängigen Geburtenrate das „System Schule zu modernisieren“, „um Kindern und Jugendlichen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes [zu bestimmen]“.

In Potsdam demonstrierten am 12.12. rund 1000 SchülerInnen gegen das neue Schulgesetz. Die Demonstration wurde von einem linken SchülerInnenbündnis (ak bildung) organisiert und forderte die Rücknahme der 16. Schulgesetznovelle.

In Brandenburg ist es laut dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport notwendig, aufgrund der rückgängigen Geburtenrate das „System Schule zu modernisieren“, „um Kindern und Jugendlichen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes [zu bestimmen]“.

Zu diesem Zwecke wird die Schulzeit auf 12 Jahre verkürzt, „so dass höhere Belastung durch mehr Stunden die Regel sein werden“, um besser im internationalen Vergleich mithalten zu können, sprich ein wettbewerbsfähigeres Humankapital auszubilden. Fortgesetzt wird dieser Trend im Studium durch Studiengebühren, denn wer einen immer höheren Schuldenberg anhäuft, wird zusehen, dass er mit dem Studium denkbar schnell fertig wird, um dann so früh wie möglich ins Berufsleben zu starten. Hiermit zeigt sich der offensichtliche zukünftige Sinn von Schulen, die Schüler­Innen für die Wirtschaft urbar zu machen. Damit einhergehend wird die Zeit des unproduktiven Lernens zu produktiven Arbeiten hin verschoben.
Soziale Auswahl
Um das ganze System zu perfektionieren, wird munter vor sich hin selektiert.
Es sollen 31 „Begabtenklassen“ eingerichtet werden (an Gymnasien und Gesamtschulen), welche fachbezogen ausgerichtet sind, und in denen die „Begabten“ schon nach der 4. Klasse auf eine weiterführende Schule wechseln können. So wird eine Elitenbildung gefördert und ermöglicht. Desweiteren wurden zentrale Grundschulprüfungen, die mit 40-prozentiger Wertung in das 6. Klasse-Zeugnis eingehen, eingeführt, sowie Mindestnotenwerte und Eignungstests für Gymnasien.

Alle Schulen, die nur bis zur zehnten Klasse führen, werden zu Oberschulen umbenannt, die Anzahl der Gesamtschulen durch Mindestzügigkeiten mittelfristig auf circa 15 im ganzen Land Brandenburg gesenkt. Die Oberschule werden vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien besuchen und weniger „Begabte“. Mit einem haarsträubenden Konzept und einer extrem hohen Undurchlässigkeit nach der 10. Klasse wird Kindern aus sozial schwächeren Familien die Möglichkeit eines Abiturs der gymnasialen Oberstufe verwehrt. Das Bildungssystem reproduziert damit noch krasser als bisher die Klassenspaltung der Gesellschaft, sowohl durch seine Organisation als auch durch die Art, Weise und Menge, wie Wissen vermittelt wird.
Werbung in der Schule

Durch Werbung sollen Schulen zukünftig selbständiger werden, eine schöne Umschreibung für Privatisieren. So fasst endlich der Neoliberalismus auch in Brandenburger Schulen Fuß, gelehrt wird was die Unternehmen wollen, die demokratischen Einflussmöglichkeiten und sozialen Aspekte werden zugunsten von Rendite abgebaut. Einher geht das mit möglichst frühzeitiger Ausrichtung auf die vorherrschende Konsumgesellschaft und einem erhöhtem Desinteresse an politischer Teilhabe. Videoüberwachung im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen und Kopfnoten sind weitere Kritikpunkte.

Der ak bildung fordert deswegen ein selbstbestimmtes Lernen des Individuums in angemessenen Klassengrößen, Schulformen und mit gut ausgebildeten und ausreichend LehrerInnen, statt einer Urbarmachung für die Wirtschaft, ein Werbeverbot für Schulen und keine Einschränkung und Manipulation der Persönlichkeit durch Kopfnoten, Werbung oder Videoüberwachung. 

 

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