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Feminismus

Care Revolution: Care für ein gutes Leben für alle weltweit

Von Vera Swoboda | 11.02.2015

Unter diesem Motto fand im März 2014 in Berlin eine Konferenz mit etwa 400 Teilnehmenden statt. Anfang November folgte in Frankfurt ein Vernetzungstreffen mit 50 Interessierten, veranstaltet vom Netzwerk Care Revolution, dem eine Vielzahl von Organisationen angehört.

Die Treffen sollen fortgesetzt werden mit weiteren Vernetzungstreffen und einer Aktionskonferenz 2016. Zudem werden Aktionen und Demos zum Weltfrauentag am 8. März und zum Equal-Pay-Day geplant. Aber: Geht es dabei um eine Revolution?

Bei der Sorgearbeit – Care – ist das schwer definierbar. Was kann hier Revolution – Umwälzung – bedeuten? Die Notwendigkeit der Veränderung gewinnt an Bedeutung im Bewusstsein der Menschen. Das hängt mit dem Älterwerden größerer Teile der Bevölkerung zusammen. Alte Menschen brauchen andere, die für sie sorgen, sich um sie sorgen. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis und die Notwendigkeit, Kleinkinder auch außerhalb der Familie zu versorgen. Dazwischen liegt die ganze Breite der Reproduktionsarbeit, der Alltagsarbeit, die wir brauchen, um unsere Lebens- und Arbeitsfähigkeit zu erhalten.

Jeder und jede weiß, dass der größte Teil dieser Arbeit von Frauen geleistet wird. Das gilt für die private wie für die professionelle Sorgearbeit. Die tagtägliche Arbeit für den Menschen leisten Frauen, im Krankenhaus, im Altenheim, im Kindergarten, in der Kantine und im Haushalt. Diese Sorgearbeit erwächst ganz „natürlich“, selbstverständlich etwa aus der Möglichkeit und Notwendigkeit, z. B. einen Säugling zu stillen. Sie wächst den Frauen traditionell zu. Deshalb fällt ihre Bezahlung auch so mager aus, sie ist ja nur Zuverdienst.

Als Beispiel: Pflegehilfen Ost 8,00 Euro bis 2017 9,50 Euro; Pflegehilfen West 9,00 Euro bis 2017 10,20 Euro Stundenlohn. Damit erreichten sie etwa 1500 Euro brutto im Monat!

Es gibt Ansätze, die Rollenverteilung für Frauen und Männer zu verändern. Die niedrige Entlohnung ist ein Hindernis. Die stärkere Professionalisierung macht eine Lösung dieser Frage dringender. Aber der Kapitalismus, zu dessen Bedingungen nun mal die Profitmaximierung gehört, steht dem im Wege. So entstehen perfide Lösungsversuche in der „subjektiven Taylorisierung“ der Arbeit, z.B. in der „Fünfminutenpflege“. Die Arbeit wird in einzelne Teilchen zerlegt, die bewertbar erscheinen, die Arbeit ist kontrollierbar. Das mündet dann in der Idee des „Pflegeroboters“. Wir brauchen andere Kriterien, menschliche, religiöse, kulturelle, solidarische.

Als eine Grundlage für eine Veränderung kann die Vier-in-einem-Perspektive von Frigga Haug dienen. Sie fordert, wie eigentlich schon August Bebel, eine Teilung des Lebens in Erwerbsarbeit, Arbeit mit anderen Menschen, Arbeit am eigenen Leben und Arbeit an der Gestaltung der Gesellschaft. Das wäre ein Schritt zum guten Leben. Es würde auch ein anderes Bewusstsein von der Wertigkeit von Arbeit schaffen. Gabriele Winker drückt das so aus: „…, dass nicht Profitmaximierung, sondern die Verwirklichung menschlicher Lebensinter­essen und damit die Verfügung über die relevanten Lebensbedingungen zur Befriedigung grundlegender Bedürfnisse im Zentrum stehen.“ Vielleicht ist das ja schon eine Revolution.

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