Das Camp der IV. Internationale wurde dieses Jahr von der belgischen Sektion, der Gauche anticapitaliste, organisiert. Wir waren insgesamt 400 Leute und alle auf einer großen Grünfläche untergebracht. Insgesamt gab es 21 unterschiedliche Länderdelegationen, die teilweise nur aus einer Person bestanden. Die belgische Delegation war die größte. Wir waren drei Genossen* aus Deutschland und sind mit dem Zug angereist und haben uns vor Ort aufgeteilt. Ein* Genosse* schloss sich den kleinen Delegationen an und schlug dort das Zelt auf, die anderen beiden schlugen ihre Zelte bei der Schweizer BFS auf.
Der Tagesablauf war gestaltet durch eine Frühstückszeit, dann gab es einen ersten Block von Workshops, ein gemeinsames Mittagessen, einen zweiten Workshop-Block und danach gemeinsames Abendessen; die Tage wurden meistens durch ein Plenum mit anschließender Party abgerundet.
Es gab jeden Tag Delegationsmeetings und Interdelegationsmeetings, bei denen es einen Austausch darüber gab, was in den anderen Ländern läuft. Besonders spannend fand ich persönlich den Bericht der lettischen Genoss*innen, die unter starken Repressionen leiden und nahezu keinerlei öffentliche politische Arbeit machen können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in vielen Länden aktuell sehr schwierig aussieht, gerade die belgische Sektion berichtete auch über massive Freiheitseinschränkungen und Repressionen gegen Migrant*innen.
Parallel zu diesen Meetings gab es jeden Tag auch permanente Kommissionen zu Palästina, Antirassismus, Ökosozialismus, Queeren Kämpfen, Feminismus. Je nach Thema waren diese für alle Teilnehmer*innen oder nur für bestimmte Gruppen. Besonderes intensive Workshops, waren für mich: ein Workshop über den Kampf gegen die rassistischen Ausschreitungen in Großbritannien, vor allem in England und Nordirland. Die Veranstalter*innen berichteten davon, wie bewaffnetete Rechtsradikale aktiv migrantische Strukturen und Orte angriffen; besonders krass war, dass eine Gruppe von Rechtsradikalen ein für Geflüchtete bereitgestelltes Hotel angegriffen haben und dass nur sie mit anderen Genoss*innen dieses verteidigt haben, während die Polizei viel zu spät eintraf.
Ein weiterer spannender Workshop rückte den Kampf der Inuit gegen den dänischen Imperialismus in den Fokus, der Workshop wurde von einem Genossen von der SUF und einer Inuit gehalten, Die Strukturen des dänischen Neokolonialismus wurden deutlich aufgezeigt und gleichzeitig auch sehr in den Fokus gerückt, wie die Inuit Community darunter leidet, dass viel persönliches Leid mit Alkoholismus bearbeitet wird und dass der Zugang zu medizinischer Versorgung sehr schwierig auf Grönland ist. Dann gab es auch einige allgemein-marxistische Bildungsworkshops, zum Beispiel zum Thema Produktivismus und Reproduktion, festgemacht an dem leicht polemischen Titel die Abschaffung der Familie, wobei es auch darum ging, wie sich Familienstrukturen mit dem neoliberalen Kapitalismusentwurf nochmal verändert haben.
Am Tag zum Ökosozialismus besuchte ich einen Workshop zum Thema Theorien dekolonialer Ökologie, wo vor allem der Gedanke des Einsatzes des Ökozids als gezielte Waffe gegen die Zivilbevölkerung festgemacht wurde. Beispielsweise der gezielte Einsatz von invasiven Arten in Palästina durch radikale zionistische Siedler*innen, um die lokale Olivenproduktion gezielt zu schwächen. Palästina war generell ein großes Thema, und es wurden viele Palästina-solidarische Parolen skandiert und Lieder angestimmt. Es gab auch einen direkten Live-Zoom mit Genoss*innen in Palästina. Das war natürlich ein krasser Moment auf dem Jugendcamp.
Die Dichte an Workshops war sehr hoch, von daher kann in diesem Bericht nicht über alle berichtet werden. Wir haben uns mit vielen Menschen vernetzt, und wir wollen uns in Zukunft mehr austauschen. Das Camp war auf jeden Fall ein voller Erfolg, es war unfassbar eindrucksvoll, und der gelebte Ökosozialismus war überall spürbar. Wir betrachten das Camp als Startschuss, um hier auch in Deutschland eine größere revolutionäre Jugend in der ISO aufzubauen.
Es lebe die IV. Internationale!