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Innenpolitik

Antifaschismus statt Geschichtsrevisionismus

Von J.A. | 01.05.2005

Anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes klagen die bürgerlichen Medien und PolitikerInnen überall über die Bombardierungen, über die deutschen Vertriebenen und ganz allgemein über die Entbehrungen der „Deutschen“ im zweiten Weltkrieg.

 
Mit deutschen Opfern sind jedoch weder diejenigen gemeint, die im kommunistischen Widerstand waren und in die KZs kamen, noch die jüdische Bevölkerung Deutschlands, die in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet wurde. Mit den deutschen Opfern, derer jetzt wieder gedacht werden soll, sind die normalen, größtenteils angepassten oder auch offen faschistischen Deutschen gemeint. Völlig aus dem historischen Zusammenhang gerissen sollen allein die Opferzahlen auf ein geschehenes Unrecht hinweisen. Sei es beim Gedenken an die vielen Toten bei der Bombardierung von Dresden oder bei den Diskussionen über die Rechte der sog. deutschen Heimatvertriebenen: der geschichtliche Hintergrund, nämlich der Vernichtungskrieg der Nazis, wird einfach ausgeblendet.

Die revisionistische Herangehensweise, die Bevölkerung Deutschlands und die sog. vertriebenen Deutschen zu den Opfern des zweiten Weltkriegs zu machen, ist nicht neu. Schon im Mai 1945 stellte der Münchner Kardinal Faulhaber gegenüber den Alliierten klar: „Die Bilder aus Dachau, die alliierte Journalisten wochenlang gemacht haben, um der ganzen Welt bis zum letzten Negerdorf die Schmach und Schande des deutschen Volkes vor Augen zu stellen, sind einseitig. Wenn all die furchtbaren Leiden, die durch Fliegerangriffe über unsere Städte kamen, wenn die Leichen der verschütteten und verbrannten […] Menschen auch nur von einer Stadt zusammengestellt und in Lichtbildern aufgenommen werden könnten, wäre ein solches Gesamtbild nicht weniger schrecklich als die Bilder, die jetzt von den Konzentrationslagern aufgenommen werden.“ (ND, 16.4.05)

Die Opferzahlen gegenüberzustellen und aufzurechnen ist weder menschlich noch historisch richtig. Die Grauen, die der deutsche Faschismus über die europäische Bevölkerung gebracht hat, dürfen nicht dadurch eingeschränkt werden, dass auch Deutsche zu Opfern wurden. Denn die Vertreibungen nach 1945 oder die Bombardierungen können nur im Zusammenhang mit der Ermordung von Millionen von Menschen im zweiten Weltkrieg und in den Vernichtungslagern eingeordnet werden.

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