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Betrieb & Gewerkschaft

Alstom: Im Würgegriff der Banken und der EU

Von Korrespondent Mannheim | 01.10.2003

Eine nicht gekannte Medienbeachtung wurde dem Elektro- und Verkehrstechnikkonzern Alstom in den letzten Wochen zuteil. Anlass war der Disput zwischen EU-Wettbewerbskommissar Monti und der französischen Regierung über die geplante Staatsbeteiligung an Alstom.

Eine nicht gekannte Medienbeachtung wurde dem Elektro- und Verkehrstechnikkonzern Alstom in den letzten Wochen zuteil. Anlass war der Disput zwischen EU-Wettbewerbskommissar Monti und der französischen Regierung über die geplante Staatsbeteiligung an Alstom.

Während Monti im Namen des "Wettbewerbs" gegen die faktische Teilverstaatlichung von Alstom den Bankrott eines Konzerns mit derzeit noch 118.000 Beschäftigten provozierte, konnte sich die Regierung in Paris als Retter der "französischen Siemens" darstellen. Eine Schmierenkomödie auf Kosten der Noch-Beschäftigten.

Worum geht es dabei?

Monti will mit Billigung der EU-Kommission die Autorität Brüssels in Fragen der Wirtschaftspolitik unterstreichen und die Konzentration des EU-Kapitals in den Bereichen Verkehrs- und Energietechnik vorantreiben. Ein schlechter Scherz ist es, in diesem Zusammenhang wie Monti von "Sicherung des Wettbewerbs" zu schwadronieren. Hätte Monti seine Drohungen gegen Alstom wahrgemacht, dann wäre in den genannten Bereichen nur noch ein großer Anbieter in der EU platziert gewesen – Siemens.

Die Regierung Raffarin brüstet sich nun mit der Rettung zehntausender Arbeitsplätze. In Wirklichkeit hat sie im Interesse des Konsortiums aus 32 Banken gehandelt, das von drei französischen Finanzinstituten angeführt wird. Der Staat hat verhindert, dass diese Kredite an Alstom in Höhe von rund 5 Milliarden Euro abschreiben müssen. Alstomboss Kron hat mittlerweile deutlich gemacht, dass er die Zerschlagung des Konzerns und die damit einhergehende Vernichtung von zunächst 7.000 Arbeitsplätzen kompromisslos vorantreiben will – im Auftrag der Banken.

Zumindest in Belfort und Mannheim, den großen Alstom-Standorten, die jeweils massiv vom Stellenabbau betroffen sein sollen, fanden am 22. September erneute Protestaktionen statt. In Mannheim wurde zudem für den 27. September zu einer überbetrieblichen Demonstration gegen Arbeitsplatzvernichtung und Sozialabbau aufgerufen. Der Widerstand muss jedoch noch stärker werden, um die Pläne der Konzernleitung durchkreuzen zu können.

 

Alstom Mannheim
Der Mannheim: 2.000 gegen Abbau
“Wir wirbeln für unsere Arbeitsplätze”: Unter diesem Motto protestierten über 2.000 Menschen am 27. September in Mannheim gegen Arbeitsplatzvernichtung und Sozialabbau. Die Initiative zu dieser Demonstration ging vom Mannheimer Alstom-Betriebsrat aus. Delegationen aus rund 30 Unternehmen des Rhein-Neckar-Raums beteiligten sich, vor allem KollegInnen von Alstom, aber auch aus anderen Betrieben der Metallindustrie, der Chemie und des Öffentlichen Dienstes aus dem Rhein-Neckar-Raum waren vertreten. Erfreulich, dass eine französische Alstom-Kollegin bei der Abschlußkundgebung die Notwendigkeit des grenzüberschreitenden Widerstands unterstrich.

H.N.


Unsre Chance: Résistance
Ref:
Olé, olé – allez, allez, / unsre Chance – Résistance! / In jedem Land – Widerstand! / Komm mit, sei schlau, / Stoppt den Arbeitsplatzabbau
Das ist das Lied vom Monopoly / das spielen die von der Industrie / am grünen Tisch – doch bei der Partie / gewinnen sie immer, verlieren sie nie
Ob Brown Bovery Company / ob ABB oder Alstom, die / Namen verändern sich, aber nie / das bittere Ende der History!
Ene, mene, muh macht die Kuh, / die Herrn bleiben drin und raus bis du / Das ist nicht fair und ziemlich dumm / Wir drehn den Spieß jetzt einfach mal um
Ref.
Tous ensemble dans la lutte / Alle gemeinsam, komm mach mit / No à la reconversion / Travaille pour tous, das ist der Lohn
Kollegin, Kollege – unsre Chance / ist die grenzüberschreitende Résistance / Nur wenn wir jetzt zusammenstehn / können wir am Rad der Geschichte was drehn
Denn, das gallische Dorf ist aufgewacht / der Hahn hat gekräht um Mitternacht / Allez, allez – mit Witz und Verstand / Nehmen wir die Sache jetzt in die Hand
[…]

(Bernd Köhler, September 2003)

 

 

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