TEILEN
Linke

Von der Revolte zur Revolution: 30. Jugendcamp der IV. Internationale

Von Hans Müller | 01.09.2013

Im Norden Griechenlands kamen um die 400 junge RevolutionärInnen zum Internationalen Jugendcamp der IV. Internationale zusammen. Für die junge Generation bot sich damit die Möglichkeit, aus erster Hand über die politische und soziale Situation in anderen Ländern zu lernen.


Im Norden Griechenlands kamen um die 400 junge RevolutionärInnen zum Internationalen Jugendcamp der IV. Internationale zusammen. Für die junge Generation bot sich damit die Möglichkeit, aus erster Hand über die politische und soziale Situation in anderen Ländern zu lernen.


Von außen sah das Camp gar nicht so revolutionär aus. Die Zelte standen allesamt dicht an dicht unter dem Schatten hoher Bäume, die die griechische Hitze etwas erträglicher machten. Daneben ein ruhig dahinplätschernder Bach und das Brummen eines alten Generators, der für warmes Wasser sorgen sollte. Eigentlich erweckte das mehr den Anschein nach ruhiger Zeltplatzidylle als nach Revolution oder heißen Diskussionen um alternative Gesellschaftsmodelle.

Eigentlich. Wären da nicht all die Transparente gewesen, die von Sozialismus, Kommunismus oder Befreiung der Frau sprachen. Und natürlich die vielen Menschen, die aus aller Welt angereist waren, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Mexiko, Argentinien, Brasilien, die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, die Philippinen oder Tunesien und alle Ecken Europas, daher waren die jungen RevolutionärInnen angereist. Die meisten waren zwischen 18 und 30 und gehörten damit zur nachwachsenden Generation der IV. Internationale.     

Die Empörung der Menschen in Brasilien oder in der Türkei, die sich gegen große Bauprojekte der Herrschenden auflehnen und mit der Polizei Kämpfe um ihre Rechte liefern, sollte am Camp nicht einfach so vorbeigehen. Als Motto hatte man deshalb auch vielsagend „From Revolt to Revolution“ – „Von der Revolte zur Revolution“ – gewählt.

Die besprochenen Themen reichten aber noch viel weiter als die Revolten in Athen oder Kairo. Es gab über den Tag verteilte teilweise gleichzeitig stattfindende Informationsveranstaltungen, auf denen die jungen RevolutionärInnen sich zu zahlreichen Themen weiterbilden und miteinander diskutieren konnten. Vom kapitalistischen Wirtschaftskonzept „Keynesianismus“ als letztem Rettungsanker der Mächtigen, über verschiedene Herangehensweisen beim Umgang mit der Prostitution bis zum Ökosozialismus: Für jeden war da so viel Interessantes dabei, dass eine Entscheidung schwerfiel, auf welche Veranstaltung man denn heute gehen sollte.

Jeden Abend dann nach einem spannenden aber doch anstrengenden Tag saßen die RevolutionärInnen gemütlich bei Bier und schlechtem Wein zusammen oder tanzten zu aktueller Musik in der Freilichtdisko im Wald ab.

                                                                                                        

Der Kapitalismus hat es so an sich, die Schwächsten am stärksten von seiner Ungerechtigkeit spüren zu lassen. Das bekommen die Menschen in den ärmeren Ländern ganz besonders hart zu spüren. Dazu gehört auch Griechenland, wo das Camp unweit der albanischen Grenze bei seiner 30. Auflage stattfand. In dem südeuropäischen Land sind die Menschen – ähnlich wie in wahrscheinlich allen Ländern der Welt – einem massiven sozialen Kahlschlag ausgesetzt, der nur wenigen Mächtigen etwas nützt. Die Lösung für die RevolutionärInnen auf dem Camp: Die politischen und wirtschaftlichen Herrschaftsverhältnisse durch die Straße ändern und endlich eine direkte Demokratie einführen – auch in der Wirtschaft. Die Revolution wurde so zu einem pragmatischen politischen Konzept.

                                                                             

Aber wie will man das erreic
hen? Am Ende blieb für die CampteilnehmerInnen noch die Frage, mit welcher Organisationsstruktur man den Kapitalismus überwinden kann. In manchen Ländern arbeiten die Sektionen der IV. Internationale für ihr revolutionäres Ziel mit reformerischen, linkssozialdemokratischen Kräften zusammen. Damit will man diese zu einer revolutionären Strategie bewegen. Das war auf dem Camp allerdings nicht unumstritten. Für viele stellte sich nämlich die Frage, ob sich in solchen Bündnissen nicht am Ende doch der reformkapitalistische Flügel durchsetzt. Vielleicht würde sich dann die Situation der Menschen zwar kurzfristig verbessern, langfristig aber alles beim Alten bleiben und sich langsam wieder verschlechtern. Eine Diskussion, die wahrscheinlich nie ein Ende nehmen wird.

Das Camp hinterließ wohl auf alle RevolutionärInnen einen positiven Eindruck: Trotz massivem Schlafmangel hat wohl jede(r) sehr viel dazugelernt von den neu gewonnenen FreundInnen aus der ganzen Welt. Nächstes Jahr gerne wieder! Dann vielleicht mit etwas mehr als den zehn aus Deutschland wie bei diesem Mal!

Link:
Gegen Repression in Russland: Solidaritätserklärung vom 30. Jugendcamp der IV. Internationale

 

 


Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Zur Startseite