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Sozialistische Revolution und der Kampf für Frauenbefreiung – Teil III

Von Weltkongress der IV. Internationale, November 1979 | 10.07.2006

Resolution zur Frage interner Frauentreffen

 

In den vergangenen Jahren hat eine Reihe von Sektionen der IV. Internationale Resolutionen angenommen, welche die Organisierung von Frauenausschüssen erlauben, das heißt, interne Treffen, die nur für Genossinnen offen sind.

Wir unterstützen zwar und kämpfen für das Recht von Frauen, solche Ausschüsse in nicht-leninistischen Organisationen zu bilden, aber wir sind gegen solche Gruppen innerhalb der revolutionären Partei.

Es gab vor allem eine mangelnde Sensibilität gegenüber der Schwere der besonderen Probleme, denen Genossinnen gegenüberstehen, mangelndes Verständnis für die politische Bedeutung der Frauenbewegung und ihren Stellenwert im Klassenkampf, zu langsame Reaktion auf den Aufschwung der feministischen Bewegung oder Zögern beim Einsatz von Genossinnen für die Frauenarbeit und deren Integration in alle Bereiche unserer Arbeit. Wegen dieser Fehler haben wir unnötigerweise wertvolle Genossinnen und Genossen verloren und politische Gelegenheiten verpasst. Solche Situationen haben bei Mitgliedern, besonders bei Genossinnen, zu gewaltigen Verstimmungen geführt, weil sie spürten, dass sich hinter diesen Fehlern oft sexistische Einstellungen verbergen, was es schwieriger macht, sie zu korrigieren.

In dem Bemühen, diese Situation zu ändern, haben Genossinnen in einer Reihe von Sektionen das Recht gefordert, sich in gesonderten Versammlungen, von denen Genossen ausgeschlossen sind, zu treffen, um die interne Situation in der Partei zu diskutieren.

Innerhalb der Massenbewegung unterstützen wir und kämpfen wir für das Recht von Frauen, solche Gruppen zu bilden. Diese Position resultiert aus der Tatsache, dass andere Organisationen sich nicht auf ein revolutionär-marxistisches Programm stützen, das die historischen Interessen der Frauen und der ArbeiterInnenklasse zum Ausdruck bringt. Ihre Führungen werden nicht demokratisch gewählt, um ein solches Programm umzusetzen. Es gibt beispielsweise einen Widerspruch zwischen den Interessen der Gewerkschaftsbürokratie und jenen der Mitglieder und der Frauen. In dieser Situation wird das Recht, eine Frauengruppe zu organisieren, eine Frage elementarer Demokratie und Teil des Kampfes, die Gewerkschaft auf einen klassenkämpferischen Kurs zu bringen.

Die revolutionär-marxistische Partei kann die historischen Aufgaben, die sie sich gestellt hat, nur lösen, wenn sie in der Lage ist, in ihren Reihen und in ihrer Führung die bewusstesten und kämpferischsten Elemente der ArbeiterInnenklasse und besonders ihrer am meisten unterdrückten und ausgebeuteten Schichten zu vereinen. Dazu muss sie die tiefen vom Kapitalismus hervorgerufenen Spaltungen überwinden und einen Kader zusammenschweißen, der tiefes Vertrauen in seine gemeinsame Verpflichtung und sein gemeinsames Verständnis der Aufgaben hat. Dies ist im Programm der revolutionär-marxistischen Partei konkretisiert, das die Erfahrungen, Forderungen und Wechselbeziehungen zwischen den Kämpfen aller Ausgebeuteten und Unterdrückten zusammenfasst und sie in eine strategische Marschlinie hin zur proletarischen Revolution integriert.

Aus diesem Programm leiten wir unsere organisatorischen Normen ab. Genauso wie wir nur ein Programm haben, so haben wir nur eine Kategorie von Mitgliedern. Jedes Mitglied, ob männlich oder weiblich, ob schwarz oder weiß, ob ArbeiterIn oder KleinbürgerIn, ob jung oder alt, ob gebildet oder analphabetisch, hat dieselben Rechte, wenn es darum geht, das Programm und die Aktivitäten der Partei festzulegen. Jedes Mitglied hat dieselbe Verantwortung bei der Umsetzung dieser Entscheidungen. Das politische Programm der Partei, die Linie der Intervention und das interne Funktionieren müssen unter Beteiligung aller Mitglieder demokratisch diskutiert und entschieden werden. Alle internen Fraktionen, Kommissionen, Tendenzen und andere Formationen müssen demokratisch organisiert werden, offen für alle Mitglieder, die zu einer bestimmten Arbeit eingeteilt sind, beziehungsweise für alle Mitglieder, die mit der Plattform einer Tendenz übereinstimmen, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Alter, Sprache, Klassenherkunft oder was auch immer.

Was immer die Unzulänglichkeiten und Schwächen in einer revolutionär-marxistischen Partei sein mögen, so gibt es keinen in der Struktur angelegten Widerspruch zwischen Programm, Führung und Mitgliedschaft. Deswegen widerspricht die Organisierung von reinen Frauenversammlungen der internen Demokratie der Partei und dem Aufbau einer Organisation, wie wir sie brauchen, um unser Programm der ArbeiterInnenklasse umzusetzen.

Da Frauentreffen üblicherweise ausdrücklich zu dem Zweck eingerichtet werden, nur interne Problem zu diskutieren, sind sie nicht in der Lage, einen Kurs abzustecken, mit dem interne Widersprüche gelöst werden können. Dies kann nur erreicht werden, wenn ein korrekter Kurs der Intervention in die Massenbewegung entwickelt wird, um darüber die Partei aufzubauen. In diesem Prozess wird die Mitgliedschaft erzogen und verändert.

Wiederholt haben Erfahrungen gezeigt – in der Praxis wie in der Theorie –, dass die Einberufung von Frauentreffen nicht die Probleme lösen hilft, weswegen sie gebildet wurden. Sie schaffen vielmehr eine zentrifugale Dynamik, die den Eindruck hervorruft, die Partei sei ein lockerer Zusammenschluss von einander entgegengesetzten Interessengruppen, die alle für ihr eigenes Programm und ihre eigenen Prioritäten kämpfen, und nicht eine Organisation, die auf der Grundlage eines gemeinsamen Programms und einer gemeinsamen Einschätzung der Aufgaben vereint ist. Oft stärken diese Treffen den Eindruck, dass nur die Genossinnen dafür verantwortlich sind, die Probleme zu lösen. Sie lenken die Frauen in einer destruktiven Weise auf sich selbst zurück. Sie vertiefen die Frustrationen und politische Desorientierung der Genossinnen und der Genossen und beschleunigen eher den Austritt von Genossinnen aus der Organisation, anstatt ihm entgegenzuwirken.

Da diese Treffen nicht auf der internen Demokratie basieren, untergraben sie auch unsren Zentralismus in der Aktion. Sie stehen im Gegensatz zu unsrem Programm und unsren demokratisch-zentralistischen Organisationsnormen.

Starker Druck zur Organisierung solcher Gruppen ist ein Gefahrenzeichen dafür, dass die Führung dabei versagt hat, die Partei über alle Aspekte des Kampfes für die Befreiung der Frau und seines Stellenwerts in der Arbeit der Partei zu erziehen. Die Probleme werden nicht dadurch gelöst werden, dass mensch die Genossinnen, die nach einer Lösung suchen, verurteilt. Die Antwort muss grundlegender politischer Natur sein, nicht organisatorisch, und die Führung muss die Verantwortung übernehmen, zu erziehen und zu führen.

Die existierenden Probleme können nur durch eine umfassende politische Diskussion gelöst werden. Sie muss führen zu (a) der Entwicklung konsistenter Arbeit in Sachen Frauenbefreiung, integriert in a
lle Bereiche unserer Aktivitäten, (b) bewussten Maßnahmen der Kaderentwicklung, mit denen die Genossinnen integriert und sexistische Gewohnheiten und Einstellung überwunden werden können.

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