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Linke

So war das 32. internationale Jugend-Sommercamp 2015 in Belgien

Von Lars | 12.10.2015

Seit nunmehr 32 Jahren findet jeden Sommer das Jugendcamp der Vierten Internationale statt. Dabei treffen sich 400 – 500 junge Menschen aus ganz Eu­ropa, um Aktivist­Innen aus anderen Ländern kennen zu lernen, mehr über die Situation und die Kämpfe dort zu lernen, gemeinsam über die politische Lage, Analyse und Strategie, alte und neue Weisheiten zu diskutieren und schlussendlich auch, um gemeinsam zu feiern.

 

Das diesjährige Camp hat vom 26. Juli bis 1. August in Belgien, nahe Antwerpen, stattgefunden. Vertreten waren Jugendliche aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, der Schweiz und dem spanischen Staat. Außerdem waren einzelne Personen aus Brasilien, Mexiko und den USA angereist. Auch wenn die Beteiligung dieses Jahr etwas geringer war als sonst (auch was Menschen von außerhalb Europas betrifft), war das Camp ein Erfolg. Es wurden viele spannende Diskussionen geführt, neue Kontakte geknüpft und praktische Vereinbarungen für eine gemeinsame Arbeit getroffen.

So wurde ausführlich über die Mobilisierungen zum Klimagipfel COP21 gesprochen. Dazu wurde vom Camp auch eine Erklärung verabschiedet, die auf das Problem der Klimagerechtigkeit eingeht und zu den Mobilisierungen aufruft. Ökologie war neben den verschiedenen Formen der Unterdrückung im Kapitalismus thematischer Schwerpunkt des Camps, eingeleitet wurde die Diskussion durch einen vielfach gelobten Beitrag von Daniel Tanuro. So wurde jeweils ein Tag den Themen Ökologie, Feminismus, LGBTI-Bewegung und Rassismus gewidmet. Dabei wurden viele wichtige aktuelle Themen angeschnitten, darunter Fracking, Abtreibungsrecht, Anstieg von Homophobie und Islamophobie und der Aufstieg der radikalen Rechten.

Den Rahmen bildeten Diskussionen über die Analyse des kapitalistischen Systems und des Imperialismus heute sowie über die strategischen Optionen von Revolutionär­Innen und Antikapitalist­Innen. Neben diesen Schwerpunkten waren natürlich die Vorgänge in Griechenland und der Türkei wichtige Themen, die sich durch viele Diskussionen zogen. Dass wir uns in einer Zeit des Umbruchs befinden und in Griechenland gerade die Weichen für die Zukunft ganz Europa gestellt werden, zeigte sich auch in den Diskussionen. So wurde etwa die Einschätzung der Syriza-Anel-Regierung und der linken Opposition in Syriza hochkontrovers, aber solidarisch diskutiert. Trotzdem wäre es sicherlich gut gewesen, dem Thema mehr eigenständigen Raum zu geben und allen Position genug Raum zu geben, sich darzustellen. So stand die Orientierung auf eine Arbeit in breiten Parteien recht oft als einzige Position da. Es gab auch durchaus echten Streit auf dem Camp, so um die Frage einiger spanischer Genoss­Innen. Diese wurden wegen Differenzen bezüglich einer lokalen Wahlkandidatur ausgeschlossen, durften trotz ihres ausdrücklichen Wunsches nicht am Camp teilnehmen und es gab breite Differenzen auf dem Camp, wie damit umzugehen ist. Aber trotz dieser Schwierigkeiten wurden gute und wichtige Diskussionen geführt, die auch durchaus Ergebnisse vorzuweisen haben.

So gab es neben der bereits erwähnten Erklärung zu COP21 eine Erklärung in Solidarität mit den verurteilten Aktivisten, die in Griechenland während einer Demonstration gegen die Politik der Syriza-Regierung und das Memorandum verhaftet wurden und zu Haftstrafen mit dem maximal möglichen Bewährungszeitraum verurteilt wurden. Neben dieser Repression verurteilt die Erklärung auch die Politik der Memoranda seitens der EU und der griechischen Regierung. Die Teilnehmer­Innen des Camps rufen zu einer europaweiten Protestkampagne in Solidarität mit allen unterdrückten Aktivist­Innen gegen die Memorandumspolitik auf. Die dritte Erklärung ist eine Solidaritätserklärung mit der türkischen Linken und der kurdischen Bewegung anlässlich des Angriffs in Diyarbakir und den massiven Angriffen, die seitdem eingesetzt haben. Sie fordert ein Ende der Unterdrückung und der Angriffe auf die PKK seitens des türkischen und vieler anderer Staaten weltweit.

Wichtig ist jetzt vor allem die alten und neuen Kontakte nicht abreißen zu lassen, die Diskussionen fortzuführen und, wo es geht, gemeinsam tätig zu werden. Denn die Krise des Kapitalismus wird sich weiter zuspitzen und der Widerstand kann nur international erfolgreich sein. Deshalb ist dieses Jugendcamp so wichtig und wird hoffentlich seiner Aufgabe auch im nächsten Jahr wieder gerecht, wenn es im spanischen Staat erneut stattfindet.

 

Erklärung des Camps zur Lage in der Türkei

Diese Erklärung wurde auf der Abschlussversammlung des 32. Jugendcamps der vierten Internationalen angenommen (s.o.).

Seit dem 05. Juni 2015 und der Attacke auf in Diyarbakir versammelte Sympathisant­Innen der HDP wurde die türkische Linke und die kurdische Bewegung von einer Serie von tödlichen Anschlägen erschüttert.

Die Ermordung von 32 Aktivist­Innen und Sympathisant­Innen  der SGDF (Föderation der sozialistischen Jugendverbände) hat die Entschlossenheit der reaktionärsten Kräfte in der Region gezeigt, die türkische und kurdische revolutionäre Bewegung in Blut zu ertränken.

Die Jugend der Vierten Internationalen verurteilt das Massaker in Suruc, die Verantwortlichkeit des türkischen Staates und wie er den Islamischen Staat nutzt.

Mit der Unterdrückung von Demonstrationen, der Verhaftung hunderter Aktivist­Innen und den Bombardements der PKK seit dem 24. Juli hat Erdogan die schlimmsten diktatorischen Traditionen des türkischen Staates wiederaufleben lassen.

Von Gezi bis Soma, von Kobane bis Bursa bekräftigen wir unsere Solidarität mit den Kämpfen der türkischen und kurdischen Bevölkerung und fordern:

  • Die Freilassung aller politischen Gefangenen;
  • Das Ende der Bombardierung der PKK;
  • Die Entfernung der PKK von der Liste der terroristischen Organisationen;
  • Das Ende der Verhaftungen und Gerichtsverfahren gegen linke Aktivist­Innen.
  • Direnis devam ediyor (Der Kampf geht weiter)!

 

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