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Kultur

Lesetipp: „Die hellen Haufen“

Von Barbara Schulz | 21.03.2012

Einige von uns werden sich noch an unsere Aktivitäten zu Bischofferode erinnern. Die Treuhand liquidierte die Kalibergwerke zugunsten von Kali & Salz im Westen …. „Bischofferode ist überall“ hieß der Slogan, und manche von uns trugen diesen Button.

Einige von uns werden sich noch an unsere Aktivitäten zu Bischofferode erinnern. Die Treuhand liquidierte die Kalibergwerke zugunsten von Kali & Salz im Westen …. „Bischofferode ist überall“ hieß der Slogan, und manche von uns trugen diesen Button.

Volker Braun hat diesen Slogan auf seine Weise aufgenommen. In seinem neuen Buch „Die hellen  Haufen“ verknüpft er Kämpfe um Bischofferode mit den Kämpfen der Bauernkriege 1525, die in derselben Region stattfanden. Volker Brauns Verfremdungen der handelnden Personen und der Schauplätze sind leicht auflösbar. Aus der Ministerin Regine Hildebrand, die die Protestierenden unterstützte, wird Hilde Brand, Bischofferode zu Bitterode. Aber die Darstellung des sich Wehrens der Kalikumpel – ihres „Aufstands“ – ist knapp, zuweilen sehr plastisch. Volker Braun arbeitet mit Zitaten, die er teilweise auch verfremdet. So: Die Mannsfelder Artikel von den gleichen Rechten aller. Hier die Artikel 2 und 3 und 4:

2.     Die Belegschaft bestimmt, was und wofür produziert wird, nämlich was sinnvoll ist.
3.     Nicht den Gewinn maximieren, sondern den Sinn.
4.     Schädliche Arbeit und schädliche Produkte sind untersagt.

Wir könnten die Artikel wohl alle übernehmen. Braun zitiert auch aus Brechts Kinderhymne: Anmut (sparet nicht noch) und Mühe als Voraussetzung für ein Grundgesetz! Die Erzählung beginnt allerdings mit dem Satz: „Der Aufstand, von dem hier berichtet wird, hat nicht stattgefunden“. Aber so ganz stimmt das nicht, er ist nur nicht zu Ende gebracht.

Wie dem auch sei, das Buch entmutigt nicht, im Gegenteil. Für uns gilt das Motto von Ernst Bloch: Was wir nicht zustande gebracht haben, müssen wir überliefern.

Volker Braun: Die hellen Haufen, Erzählung.
Suhrkamp 2011

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