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Linke

Im Zeichen der schwarzen Wolke

Von Hans Müller | 12.10.2014

Beinahe täglich steigt schwarzer Rauch auf über den Dächern der Stadt. Die Stadt liegt aber nicht in Rom, sondern irgendwo im Gaza-Streifen in Palästina. Wenn die israelische Regierung dort wieder einmal einen der zahlreichen Angriffe fliegen lässt, dann wissen viele nicht, ob sie am nächsten Tag noch die Sonne erblicken werden.

Beinahe täglich steigt schwarzer Rauch auf über den Dächern der Stadt. Die Stadt liegt aber nicht in Rom, sondern irgendwo im Gaza-Streifen in Palästina. Wenn die israelische Regierung dort wieder einmal einen der zahlreichen Angriffe fliegen lässt, dann wissen viele nicht, ob sie am nächsten Tag noch die Sonne erblicken werden.

Anders als in Palästina ist in Commentry (Zentralfrankreich) kein schwarzer Rauch am Himmel zu sehen. Hier fand Anfang August das einwöchige Jugendlager der Vierten Internationale statt. In einem einsamen Tal, umgeben von Bäumen. In der Mitte waren zwei kleine Steinhäuser mit einer Küche und den Sanitäranlagen. Rundherum errichteten etwa 450 Jugendliche und junge Erwachsene eine bunte Zeltstadt.

Vor allem aus Europa waren sie angereist. Manche kamen aber auch aus Argentinien, Ägypten oder den USA. Egal, woher sie gekommen waren, an den schwarzen Rauch mit all dem Leid und der Unterdrückung mussten alle denken. In ihrer Solidarität mit den Menschen in Palästina waren sie sich alle einig, genauso wie sie antisemitische Deutungen des Konfliktes strikt ablehnten.

Neben diesem Thema wurden auch zahlreiche andere Themen besprochen. Z.B. in einem der täglich stattfindenden Workshops, in denen GenossInnen Vorträge hielten. Daneben gab es auch meist zweimal täglich Podiumsveranstaltungen. Revolutionäre Bildung wurde wie in der Vergangenheit auch beim 31. Camp groß geschrieben.

Bei einer Abendveranstaltung zur Struktur von revolutionären Organisationen berichteten einzelne TeilnehmerInnen, wie die Sektionen der Vierten in ihrem Land aufgebaut sind. Manche organisieren sich in breiteren, links-sozialdemokratischen Organisationen. Andere wiederum haben sich in Organisationen zusammengefunden, in denen ausschließlich RevolutionärInnen organisiert sind. Zu letzterem zählt etwa der NAO-Prozess in Deutschland, ein Versuch, eine breitere revolutionäre Organisation aufzubauen, woran auch der RSB teilnimmt.
Weitere Workshops behandelten etwa die Geschichte des Feminismus im Irak oder die Bürokratisierung der zweiten, sozialdemokratischen Internationale. Viele Workshops gingen auf aktuelle Geschehnisse ein. So konnten sich die Revolutionär­Innen etwa über den Streik der PostarbeiterInnen in Frankreich informieren oder Neues zur Situation in der Ukraine erfahren.

Weil das Camp selbstorganisiert war, gab es für die TeilnehmerInnen auch wieder verschiedene Dienste zu erledigen. So etwa den Sicherheitsdienst. Vier GenossInnen mussten dabei auf die zwei Campeingänge aufpassen. Das war wohl auch bitter nötig, weil beim Campaufbau wiederholt Polizeistreifen auf dem Gelände aufgetaucht waren. Ein Genosse bekam schon bei seiner Anreise die volle Härte der französischen Polizei zu spüren. Er wurde an einem Pariser Flughafen verhaftet und musste seine ersten Tage in Europa in einem französischen Gefängnis verbringen. Als er schließlich doch in Commentry ankam, erwartete ihn dort immerhin eine gute Stimmung unter den GenossInnen. Die konnte auch nicht durch die Regenschauer gestört werden.

Vielleicht wird im kommenden Jahr das Wetter auf dem Camp in Belgien ähnlich regnerisch. Aber hoffentlich müssen die TeilnehmerInnen sich dann wenigstens keine Geschichten mehr über diesen leidvollen schwarzen Rauch in Palästina erzählen.

Solidaritätserklärung mit Palästina

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