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Feminismus

Frauentag 2016: Militanz und breites Bündnis

Von Edith Bartelmus-Scholich | 01.03.2016

Es wird spannend: Nach der Chaos-Nacht von Köln, in der überwiegend nordafrikanische Männer sich massenweise an Frauen und Mädchen vergriffen hatten, tritt vielgestaltig die Frauenbewegung an die Öffentlichkeit, um in der aktuell gewordenen Sexismus-Debatte die Deutungshoheit zu beanspruchen.

Es wird spannend: Nach der Chaos-Nacht von Köln, in der überwiegend nordafrikanische Männer sich massenweise an Frauen und Mädchen vergriffen hatten, tritt vielgestaltig die Frauenbewegung an die Öffentlichkeit, um in der aktuell gewordenen Sexismus-Debatte die Deutungshoheit zu beanspruchen.

Nirgendwo lassen sich die in unterschiedlichen Frauenzusammenhängen eingebundenen Frauen dabei vor den Karren der Rassisten spannen, die entgegen ihrer altbekannten Theorie und Praxis nunmehr die Frauenrechte und den Schutz von Frauen vor sexualisierter Gewalt propagandieren und dabei eine unannehmbare Unterlegung der Debatte mit rassistischen Zuschreibungen betreiben.

Es war richtig, dass an dieser Stelle Vertreterinnen zahlreicher Frauenorganisationen auf den alltäglichen Sexismus und die ständig anzutreffende sexualisierte Gewalt hingewiesen haben, ohne die Ereignisse von Köln zu relativieren. Es war hilfreich, dass Frauengruppen in Köln und anderswo auf die Straße gegangen sind, um gegen Sexismus und Rassismus zu demonstrieren. Und es war sinnvoll, sogleich einige schon ältere politische Forderungen, wie z. B. die gewünschte Verschärfung des Sexualstrafrechts, in den Vordergrund zu rücken.

Vor dem Internationalen Frauentag zeigt sich jetzt, dass von Köln offenbar ein Impuls ausgegangen ist, der der Frauenbewegung zu neuer Schlagkraft verhelfen könnte. Bemerkenswert ist hierbei, dass sich ausgehend von den Großstädten ein breites Bündnis etablierter Kräfte der Bewegung mit neuen militanten Frauengruppen abzeichnet.

Schon in den letzten Jahren hatten sich in den Großstädten kämpferische Frauengruppen gebildet, die am 8. März nicht mit Feiern und Saalveranstaltungen zufrieden waren. In diesem Winter ist es gelungen, weit mehr Frauenorganisationen und Frauengruppen für kämpferische Akzente zu gewinnen. Das unter dem Motto „Grenzen einreißen“ in Berlin für eine Demonstration am 6. März mobilisierende Bündnis hat schon eine große Breite und wächst weiter. In Köln steckt ein Bündnis feministischer Gruppen noch in den Anfängen. Hier wird mit dem Aufruf „Das Problem heisst Sexismus! Solidarität heisst crossing struggles: Feminismus bleibt antirassistisch!“ für eine Demonstration am 12. März geworben.

Gemeinsam ist beiden Aufrufen die Verbindung von Anti-Sexismus und Anti-Rassismus. Noch zu leisten hat die Bewegung neben der Verortung von Sexismus und sexualisierter Gewalt überall und im Alltag die Benennung der strukturellen und konkreten Ursachen dafür sowie die Erarbeitung eines Maßnahmenbündels, welches geeignet scheint, das Problem wenigstens zu verkleinern. Hier ist das Berliner Bündnis schon ein Stück weiter als das Kölner Bündnis. Insgesamt kommen aber beide Aufrufe über das Deklamatorische leider noch nicht hinaus.

Im Frühjahr und Sommer wird es darauf ankommen, die gemeinsame Arbeit zu verstetigen und zu vertiefen. Dabei können neue Akteurinnen belebende Impulse setzen.

Demos zum Frauenkampftag 2016
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